Da gibt es nichts zu beschönigen. Der Start unserer Buschreiter beim WM-Test in Pratoni del Vivaro bei Rom war ein Debakel – möglichst schnell abhaken und nach vorne schauen! Ingrid Klimke mit Hale Bob, Anna Siemer mit Butts Avedon und auch Andreas Dibowski mit Corrida kamen nicht in die Endwertung, nur Sofie Leube mit ihren 41,4 Strafpunkten. Der Sieg ging an die Eidgenossen, ihr Robin Godel auf Grandeur siegte auch in der Einzelwertung dieser Vier-Sterne-Prüfung (26,4), gefolgt von Ingrid Klimke auf Just do it, ihrem Zweitpferd (27,9). 

Noch fehlt es zu dieser Stunde (16.40 Uhr) an aktuellen Stimmen aus Italien. Aber die braucht’s auch nicht unbedingt, um das schlechteste Resultat deutscher Vielseitigkeitsreiter seit vielen Jahren zu erklären. Die Premiere von Peter Thomsen, dem neuen Bundestrainer, ist auf ganzer Linie missglückt. Welche Lehren und Konsequenzen sich daraus ableiten, wird man in den kommenden Wochen sehen. Die nächste Teamwertung steht Ende Juni in der Aachener Soers an, wo man sich vor eigenem Publikum unbedingt rehabilitieren muss. Damit wächst der Druck auf unsere Buschreiter wie lange nicht.

Soviel lässt sich wohl im Voraus sagen: In der Soers wird Michael Jung, der Sieger von Lexington, seinen FischerChipmunk einsetzen. Das hat er mir vor einer Woche in Marbach angekündigt. Ingrid Klimkes Senior Hale Bob dürfte hingegen nicht einsatzfähig sein; der 18-Jährige hat sich in Pratoni einen Sehnenschaden zugezogen, der das Aus für seine lange Laufbahn bedeuten kann. Ob Anna Siemer nach ihrem Sturz von Butts Avedon eine neue Chance bekommt, bleibt abzuwarten. Sandra Auffarth und ihr Viamant du Matz sind nach dem schwachen Auftritt bei Olympia in Tokio den deutschen Fans noch etwas schuldig. Ob Andreas Dibowskis Corrida wieder fit wird, weiß im Moment niemand – die Stute wurde vor der heutigen zweiten Inspektion zurückgezogen.

Auch die Einzelreiterin Malin Hansen-Hotopp kann mir ihrem Rom-Trip nicht zufrieden sein. Mit ihrem Charlitos Quiddich belegte sie am Ende mit 67,5 Punkten den 37. Platz. Ihr Zweitpferd Monsieur Schnabel zeigte sie bei der heutigen Inspektion nicht mehr. Alles in allem: Von 63 Pferden im Wettkampf erreichten 46 die Endwertung. Ingrid Klimkes Rang drei mit Just do it verdient Respekt, kann aber über das Desaster des Teams nicht hinwegtäuschen. Auch wenn es mancher Fan der Vielseitigkeit nicht mehr gerne hört und liest: Bei der WM im September in Pratoni geht’s zu allererst um die Qualitikation für die Spiele 2024 in Paris. Dazu ist mindestens Rang fünf notwendig, was übrigens auch für unsere Spring- und Dressureiter gilt, die Mitte August in Herning ihre WM haben. Wie auch immer – es bleibt spannend.