… aber so mancher neigt gerne dazu, sie nach seinem Gusto zu deuten und zu propagieren. Beispiele: Unter den ersten fünfzig der neuen Weltrangliste im Springreiten finden wir sieben deutsche Reiter. In der Dressur sind es immerhin zehn. Bei den Buschreitern jedoch müssen wir sozusagen kleine Brötchen backen: Julia Krajewski ist auf Platz 23 die beste Deutsche. Nur sechs unserer Aktiven unter den vorderen fünfzig. Was lesen wir aus all diesen Zahlen, Daten und Fakten?

Beginnen wir heute mal mit dem Erfreulichen: In diesen Tagen, am Beginn der olympischen Saison in den Brabanthallen von Herzogenbosch, steht Jessica von Bredow-Werndl nach wie vor auf Rang eins. Chapeau! Dahinter folgen „Littie“ Fry und Isabell Werth. Frederic Wandres liegt auf Rang sieben, Matthias Rath auf Rang neun und Raphael Netz auf Rang neun. Sie alle haben sich verbessert gegenüber dem Vormonat. Platz 21 belegt Bianca Nowag-Aulenbrock, Rang 25 geht an Sönke Rothenberger, Rang 29 an Fabienne Müller-Lütkemeier. Dorothee Schneider finden wir auf Platz 34 und Anna-Christina Abbelen auf Platz 50: vor vier Wochen lag sie noch auf 70.

Aktuell zum Springen, wo es, wie berichtet, am Sonntag um die erste Grand-Slam-Station der Saison 2024 geht: Seit 19 Monaten behauptet sich Henrik von Eckermann auf der „pole position“ der Welrtrangliste. Gleich dahinter Ben Maher und Steve Guerdat, sodann Julien Epaillard, Kent Farrington als bester Nicht-Europäer. Weiter geht’s mit Martin Fuchs, Simon Delestre, Max Kühner und „unserem“ Richard Vogel als bestem Deutschem auf Platz neun. Kompliment! Platz zehn für den unermüdlichen McLain Ward.

Als nächsten Deutschen sehen wir Christian Kukuk auf Platz 20, Hansi Dreher auf 23, Christian Ahlmann auf 31, gleich dahinter Jana Wargers auf 32. David Will folgt auf 42 und Philipp Weishaupt auf 46. Deutlich zurückgefallen sind Marcus Ehning: von 41 auf 54, Daniel Deusser, von 36 auf 67! Philipp Schulze-Topphoff ist jetzt 83. Auf 88 liegt Jörne Sprehe – verbessert von Rang 109.

Aktuell wissen wir, Stand diese Woche, dass drei Deutsche das Cupfinal in Riad erreicht haben: Hansi Dreher aus eigener Kraft, Marcus Ehning und Christian Ahlmann als Nachrücker. Bundestrainer Otto Becker hat auch schon sein Team für den Nationenpreis in Ocala/Florida nominiert, der am 23. März ausgeritten wird: Christian Kukuk und David Will aus der Sieger-Equipe von Abu Dhabi, dazu Ex-Europameister Andre Thieme,der zu dieser Jahreszeit traditionell in den USA reitet. Und schließlich Richard Vogel mit seinem United Touch.

Unser heutiger Blick auf die Weltrangliste der Buschreiter macht mich ein wenig nachdenklich: Julia Krajewski, die Olympiasiegerin von Tokio, ist beste Deutsche auf Platz 23. Wie wir wissen, musste sie ihre „Mandy“ aus dem Sport verabschieden. Christoph Wahler liegt nach seiner starken Saison 2023 knapp hinter Julia auf Rang 25. Jerome Robine folgt auf 31, Sandra Auffarth auf 33 und Michael Jung auf 37. Ana Siemer ist 49. Das war’s unter den besten fünfzig. Schade, dass sie statistische Ausgangslage am Anfang der olympischen Saison nicht besser ist.

Schauen wir an die Spitze dieser Rangliste, dann könnte es einem schwindelig werden: Auf den führenden zehn Plätzen nicht weniger als sieben Britinnen und Briten! Chris Bartle, ihr Nationalcoach, hat ganze Arbeit geleistet und fortan ein Luxusproblem: Welches Trio wird er nach Paris schicken? Weltrangliste Nummer eins: Oliver Townend, dann Rosalind Canter, die Ex-Weltmeisterin, Tom McEwen auf vier, Harry Meade auf fünf, Piggy March auf sechs, Wills Oakden auf sieben, Laura Collett auf zehn, Pippa Funell auf elf, Kitty King auf 13, David Doel auf 16, Tom Jackson auf 17 und Weltmeisterin Yasmin Ingham auf 18. Mir scheint, eine stärkere Dominanz einer einzigen Reiternation hat es in der Geschichte dieser Weltranglisten noch nie gegeben.

Meine Frage an alle auf Ehre und Gewissen: Wer möchte mit Chris Bartle tauschen, wenn es um die drei Startplätze für Olympia geht? Mutige vor!!!

Kurz und knapp: Jetzt, kurz nach 20 Uhr, das Ergebnis des Grand Prix als Qualifikation für die Kür am Samstag: Isabell Werth stellt ihren Quantaz in guter Form vor, leistet sich lediglich einen Schnitzer am Beginn der Einer-Galoppwechseln, siegt verdient mit 75,782 Prozentpunkten. Rang zwei für „Littie“Fry und ihren Everdale, der phasenweise zu eng im Hals wird. Note 74,152 Punkte. Rang drei für Emmelie Scholtens und Indian Rock mit 73,652 Punkten. Bianca Nowag-Aulenbrock schafft mit ihrer Florine den vierten Platz, bekommt 72,783 Punkte. Tamar Zweistra mit Ich Weiss wird disqualifiziert. Die Kür am Samstag ist der Schlusspunkt unter die Weltcuprunde 2023/24. Alsbald wird klar, wer genau Mitte April in Riad das Finale bestreiten darf.