Das Reiterdorf Riesenbeck unweit von Münster im Spätsommer. Das Thermometer ging  heute bis nahe an die 30 Grad. Aber alle sind trotzdem motiviert. Diese 31. Dressur-EM soll in die Annalen eingehen als Weichenstellung, als spannender Fingerzeig hin zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Kann das deutsche Quartett, die Equipe der Gastgeber, ihren EM-Titel aus dem Jahr 2021 verteidigen? Oder melden Briten und Dänen mit Ehrgeiz und Elan ihre Ambitionen an. Die eindrucksvolle Reitanlage „Riesenbeck International“ und ihr Motor, nämlich Ludger Beerbaum, haben eine tolle Arena aufgebaut – es ist also angerichtet.

Zu dieser späten Nachstunde mache ich es kurz: Morgen um 12.15 Uhr eröffnet Matthias Rath mit seinem Thiago, einem Sohn des Totilas, den deutschen Auftritt. Isabell Werth und ihr Quantaz sind um 16.06 Uhr an der Reihe. Kurz drauf, um 16.24 Uhr, sehen wir den britischen Meistermacher Carl Hester auf Fame. Dieser Carl Hester, vergessen wir das nicht, ist der weltweit erfolgreichste Dressurtrainer der vergangenen zwei Jahrzehnte. Er hat Charlotte Dujardin entdeckt und zur Olympiasiegerin gemacht. Und der hat Charlotte Fry entdeckt und gefördert. Die Doppelweltmeisterin von Herning 2022 und ihr kapitaler Hengst Glamourdale gelten für mich – mit einem leichten Vorteil – als Favoriten auf die EM-Titel dieser Tage.

Am Donnerstag geht der Wettkampf im Grand Prix um 9.30 Uhr weiter. Um 11.57 Uhr ist Frederic Wandres mit seinem Bluetooth an der Reihe. Um 15.57 Uhr startet Jessica von Bredow-Werndl mit ihrer Dalera, um 16.16 Uhr folgen Charlotte Fry und ihr Glamourdale. Auf diese beiden konzentriert sich alle Aufmerksamkeit. Bis dato, so wissen wir, sind sich die beiden gezielt aus dem Weg gegangen. Vor allem „Littie“ Fry mied das direkte Aufeinandertreffen. Nun, so scheint es mir, hat Anne van Olst, die Besitzerin von Glamourdale, ihre Taktik des Ausweichens aufgegeben. Sie sucht jetzt die Konfrontation. Ob sie damit richtig liegt, wird sich morgen und an den kommenden Tagen zeigen.

Wie auch immer es ausgeht: Wir dürfen eine Werbung für die Dressurreiterei erwarten. Womöglich werden Jessica und Charlotte im Grand Prix noch etwas defensiv agieren, quasi mit der Handbremse, denn ihr Zweikampf zielt ab auf die klassische Tour, den „Spezial“ am Freitag, sowie auf die Kür am Sonntag. Wichtig zu wissen: Bei Olympia gibt’s nur zwei Medaillen: eine für das Team und eine für das Kürfinale. Und jede Nation darf nur drei Pferde ins Rennen schicken.

Gute Nacht aus Riesenbeck. Mehr Info wie immer unter www.longinestiming.com