Die Weltcupfinals von Riad sind nicht mehr weit – nur noch knapp drei Wochen. Jetzt steht auch fest, welche Reiter und Pferde dort startberechtigt sind: aktuell nur 17 statt 18, wie es die Regeln erlauben. Und wer sich mit Pferden auskennt, der weiß, dass Ausfälle möglich sind bis zum letzten Tag. Gleichwohl bietet sich dem medial gebeutelten Dressursport zunächst in Riad – später vor allem bei Olympia in Paris – die Gelegenheit, für sich selbst zu werben. Allerdings zugleich ein Risiko.
Die äußeren Umstände könnten wohl besser nicht sein. Die Reitanlagen in Riad gelten als spitzenmäßig. Für alles ist gesorgt: Nicht zuletzt für rund 400 000 Euro an Dotierung. Für den obligaten Grand Prix zum Auftakt, eigentlich als Qualifikation für die entscheidende Kür gedacht, liegen 50 000 Euro bereit. In der Kür geht’s um immerhin 350 000 Euro, wobei der Sieger (oder vermutlich eine Siegerin) 76 500 bekommt.
Der erste Blick aufs Tableau zeigt uns dies: Jessica von Bredow-Werndl, die Titelverteidigern, hat bekanntlich früh abgesagt. Auch Emmelie Scholtens und ihr Indian Rock kommen nicht. Olympia ist ihnen wichtiger. Verständlich. Auch Isabell Werth, die als Punktbeste in ihr 25. Weltcupfinale einzieht, lässt den Olympiakandidaten Quantaz daheim in Rheinberg – ihr 18-jähriger Emilio geht in Riad sein erstes Cupfinal. Ebenso macht es Littie Fry, die Doppelweltmeisterin: Glamourdale bleibt daheim, soll vor dem Schloss von Versailles glänzen – die Tagesarbeit in Riad verrichtet ihr Everdale.
Matthias Rath geht nach Riad, reitet dort seinen Destacado. Nanna Merrald sattelt Blue Horse Don Olymbrio. Morgan Barbancon kommt mit ihrem erfahrenen Sir Donnerhall. (Die für Frankreich startende Spanierin hofft auf einen Startplatz bei Olympia. Man wird sehen.) Raphael Netz und sein Camelot, die ich heuer noch dem Stall Werndl in Aubenhausen zurechne, feiern Premiere. Da heißt es einfach nur Daumen halten!
Qualifiziert hat sich auch der hierzulande lange bekannte Spanier Borja Carrascova mit Sir Hubert NRW. Ebenso die Belgierin Flore de Winne mit dem Hannoveraner Flynn. Aus Moldau und Litauen kommen Alisa Glinka und Justina Vanagaite (wenn sie denn wirklich kommen dürfen!) Ähnlich offen sehe ich die Sache bei Melissa Galloway aus Neuseeland.
Ein interessantes neues Trio schicken die Amerikaner. Benjamin Ebeling und Kevin Kohmann, beide Schüler von Christoph Koschel, haben sich qualifiziert. Ebeling ist 24, Kohmann 21; Letzterer hat 2021 die Staatsbürgerschaft aus Deutschland in die USA gewechselt. Wir werden sehen, ob die USA gerade für diese beiden Dressurreiter das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind“. Anna Marek aus Florida, 34 Jahre alt, kennt man hierzulande kaum.
Auf den drei Extra-Startplätzen der FEI stehen nur zwei Aktive: Thamar Zweistra aus den Niederlanden mit Ich weiss und Larissa Pauluis aus Belgien. Der dritte Startplatz bleibt ungenutzt.
Das Finale von Riad wird übrigens das 37. sein in einer langen Reihe, die 1986 in Herzogenbosch mit einem Sieg der damals führenden Dänin Anne Grethe Jensen auf Marzog begonnen hat. Lang ist’s her. Im Vorfeld des Finales komme ich auf die interessante Geschichte des Dressur-Weltcups gerne zurück.
Zum Abschluss noch dies: Laut Ausschreibung dürfen in Riad keine Hunde mit aufs Reitgelände gebracht werden. Und auch keine elektrisch angetriebenen Räder. Gut so! Außerdem vermute ich mal, dass sich die Zuschauermassen in Grenzen halten werden; zumindest bei der Dressur. Viele der fanatischen Handyreporter*innen werden sich die Tour in den Nahen Osten wohl ersparen.
Wie auch immer, korrektes Reiten und korrektes Richten sind die beste Antwort auf die umstrittenen Fotos der vergangenen Wochen. Die kommenden Wochen werden (hoffentlich) zeigen, ob die Handybilder von mutmaßlich blauen Zungen und zu stramm verschnallten Zäumungen wirklich echt waren oder mittels Computersoftware verschlimmbessert worden sind.