In der irischen Hauptstadt geht an diesem Wochenende die Ära der alten Nationscup-Serie zu Ende. 2024 soll es, wie von mir ausführlich berichtet, die neue Serie „Longines FEI League of Nations“ starten. In Dublin dominierten gestern die Eidgenossen souverän, gewannen nach nicht weniger als acht(!) Nullrunden den Preis der Nationen vor den Iren und den Mexikanern. Eine deutsche Equipe war nicht am Start. Das Nationscup-Finale findet wie üblich im September in Barcelona statt.
Für die Schweizer unter ihrem Teamchef Michael Sorg war es der dritte Sieg in dieser Saison nach St. Gallen und Falsterbo. Steve Guerdat auf Venard, Brian Balsiger auf Chelsea, Martin Fuchs auf Leone Jei und Edouard Schmitz auf Gamin bekamen für ihren Erfolg die Siegprämie von 64 000 Euro. Für die von Michael Blake geführten Iren Duffy, Pender, O’Connor und Sweetnam, die nur zwei Nullrunden schafften und mit 12 Strafpunkten durchs Ziel gingen, gab’s 40 000 Euro.
Die Mexikaner Pizarro, Sommer, Fernandez und Chedraui häuften im ersten Umlauf 16 Strafpunkte an, schafften im zweiten hingegen vier Nullrunden – ein seltenes Ergebnis. Prämie 33 000 Euro. Die Franzosen kamen mit 20 Punkten auf Rang vier, Prämie 25 000 Euro, dahinter die Belgier mit 21 Strafpunkten; Prämie 17 000 Euro. Nur Platz sechs für die Niederländer mit 24 Punkten; Prämie 17 000 Euro. Rang sieben für die Spanier, Prämie 9000 Euro. Platz acht für die Briten mit 57 Punkten; dafür gab’s keine Prämie.
Der Blick auf die Schlusstabelle 2023 der alten Ära zeigt, dass die Schweizer siegen mit 370 Punkten an der Spitze stehen, gefolgt von den Iren (330), Briten (305), Deutschen (295), Belgiern (275), Niederländern (270), Franzosen (255) und Italienern (210). Diese Teams nehmen am Finale in Barcelona teil.
Kein Zweifel, die Eidgenossen sind hoch motiviert, wollen in wenigen Wochen bei der EM in Mailand ihr Ticket für die Spiele in Paris 2024 lösen. Der starke Erfolg in Dublin zeigt, dass das Quartett in einer gewissen Frühform agiert – hoffentlich können die vier diese tolle Form halten. Mit dem gleichen Resultat wäre ihnen der EM-Titel 2023 gewiss nicht zu nehmen. Aber soweit ist es bekanntlich noch nicht.
Die Entscheidung der FEI, die neue Serie im Nationscup in der kommenden Saison nur an vier Turnieren zu starten, stößt international auf gemischte Resonanz. In St. Gallen, Rotterdam, Abu Dhabi und Ocala/Florida herrscht eitel Freude. In Falsterbo, Hickstead, Sopot und Dublin gibt es eher lange Gesichter. Inzwischen ist auch durchgesickert, dass sich nicht weniger als 18(!) Veranstalter aus fast allen Erdteilen um einen Platz in der neuen Serie beworben hatten. Somit wird klar, dass die Zahl der Frustrierten weitaus höher liegt als die der Zufriedenen.
Meine geschätzten Kollegen von der Schweizer „Pferdewoche“ tauchen seit Tagen immer tiefer in die Materie ein, haben folgende Fakten zutage gefördert: „Das Preisgeld pro Nationenpreis wird von bisher 250 000 Euro auf 700 000 Euro erhöht werden! Der Große Preis bei den betreffenden vier Turnieren muss mit mindestens 300 000 Euro dotiert sein!“ Letzteres entspricht genau der Summe, die es für die Großen Preise auf der Global Champions Tour gibt. (Ein Schelm, der an Zufall glaubt und sich Böses dabei denkt!) Reiter aus zehn Nationen dürfen an diesen vier Turnieren in St. Gallen, Rotterdam, Ocala und Abu Dhabi teilnehmen. Für die Saison 2025 wird noch ein fünfter Austragungsort gesucht.