So langsam lichtet sich der Nebel, scheibchenweise erreichen uns Informationen über den Neubeginn des traditionsreichen Turniers  im Schlosspark an der Donauquelle. Jüngstes Stichwort: Das Finale im renommierten und wichtigen Piaff-Förderpreis wechselt 2024 von der Schleyerhalle nach Donaueschingen. Sicherlich ein Verlust für das German Masters – zugleich ein Gewinn für Donaueschingen. Matthias Rath sagt sogar dies: „Es ist für mich fast wie ein Nach-Hause kommen!“ So ganz unrecht hat der künftige Macher im Schlosspark ja nicht.

Wenn immer mal wieder die Frage aufkommt, weshalb deutsche Dressurreiter eigentlich so erfolgreich sind über so viele Jahre, dann lautet die wichtigste Antwort etwa so: „Es ist die gezielte und intensive Förderung der Nachwuchsreiter und ihrer Pferde!“ Dieses Konzept unter dem Namen „Piaff-Förderpreis“, vor gut zwei Jahrzehnten erdacht, ist untrennbar mit der Reiterfamilie Linsenhoff-Rath verbunden. Von Anfang an kommt das Geld für diese Serie, für die Organisation und die Dotierung der Wettkämpfe, von der Liselott-Schindling-Stiftung.

Weshalb jedoch der Name „Piaff“? Ganz einfach: Bei den Olympischen Spielen 1972 in München gewann Liselott Linsenhoff auf dem 1958 geborenen schwedischen Hengst Piaff die Einzelgoldmedaille. Der markante Fuchs war ohne Zweifel das weltbeste Dressurpferd jener Jahre. Liselott Linsenhoff (1927 bis 1999) war die Mutter von Ann Kathrin Linsenhoff. Mit dem Förderpreis für die besten deutschen Nachwuchsreiter auf dem Viereck sollte und soll bis heute an die Olympiasiegerin erinnert werden.

Die Regeln sind ganz einfach: Junge Talente unter 25 Jahren bekommen auf ihrem schwierigen Weg nach oben folgende Chancen: Geritten werden bei vier Qualifikationen eine Intermediaire II sowie ein eigens kreierter „U25-Grand-Prix“. Vorgeschaltet ist ein Auswahllehrgang in Warendorf, wo über die  Zulassung entschieden wird, etwa vor den Augen von Bundestrainerin Monica Theodorescu.

In der kommenden Saison 2024 gibt’s diesen Lehrgang Ende März wieder in Warendorf. Die Stationen sind der Maimarkt in Mannheim (2. bis 7. Mai), das DM-Turnier in Balve (6. bis 9. Juni), Bettenrode (11. bis 4. Juli) sowie Elmlohe (1. bis 4. August).

An dieser Stelle gibt es anno 2024 einen historischen Schnitt: Das Finale, seit dem Gründungsjahr 2000 beim Hallenklassiker in Stuttgart ausgetragen, wechselt von Mitte November ins Freiland nach  Donaueschingen (12. bis 15. September). Zur Begründung schreibt Matthias Rath in einer Pressemitteilung: „Ich kenne den Piaff-Förderpreis schon als Reiter, konnte ihn 2006 und 2007 mit Renoir-Unicef gewinnen. Ich weiß noch sehr genau, wie mir diese Serie auf dem Sprung in den großen Sport geholfen hat.“

Während der Corona-Pandemie 2020 und 2021, so betont Matthias Rath, sei sein Team vom Schafhof als Ausrichter eingesprungen, weil das German Masters nicht stattfinden konnte. „Dass wir nun Gastgeber für das Finale ab dem kommenden Jahr sein dürfen, das freut mich unheimlich. Für uns als Familie schließt sich so ein sehr wichtiger Kreis.“

Auslöser und Grund für die Verlegung vom Neckar an die Donauquelle sei jedoch, so Mathias Rath, ein rein sportlicher: „Alle Stationen der Serie werden auf Freiland-Turnieren ausgetragen, nur das Finale fand bisher in der Halle statt. Nun wird diese Situation angeglichen und auch das Finale ebenfalls unter – hoffentlich – blauem Himmel ausgetragen.“ So habe es der DOKR-Dressurausschuss entschieden.

Nun, die Einfügung des Wortes „hoffentlich“ hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Der Schlosspark von Donaueschingen liegt 686 Meter über dem Meeresspiegel – der höchstgelegene Turnierplatz in Deutschland. Wer dieses Turnier kennt wie ich (mehr als 50 Jahre!), der weiß: Mitte September, also auf dem alten angestammten Termin, kann es nicht nur Morgennebel geben, sondern auch Schneetreiben und/oder heftigen Regen. Wer insgeheim hofft, der Klimawandel werden in diesem speziellen Fall  warme Tage für die Reiter schaffen, der muss damit rechnen, bitter enttäuscht zu werden.

Und noch eine ehrliche Auskunft: Der Piaff-Förderpreis war in Stuttgart zwar kein Stiefkind, gleichwohl fanden die Prüfungen stets zu früher Morgenstunde statt – vor ziemlich leeren Rängen. Hoffen wir, dass das im Schlosspark anders sin wird.

Zum positiven Abschluss biete ich hier und heute einen (wie immer kostenlosen) Blick auf die ewige Siegerliste: 2000 startete der Förderpreis als Pilotprojekt, das Finale gewann Hubertus Graf von Zedtwitz. Danach siegte dreimal hintereinander Ellen Schulten-Baumer. 2009 und 2011 siegte Kristina Sprehe mit Royal Flash und Desperados. 2012 war es Stella Charlott Roth, eine Schülerin von Dorothee Schneider, mit Diva Royal. Danach kamen Nadine Husenbeth und Charlott-Maria Schürmann. 2017 siegte Lisa Maria Klössinger und 2020 Ann-Kathrin Lindner, zwei junge Damen aus dem Süden. 2021 gewann Semmieke Rothenberger, 2022 Helen Erbe. Zuletzt und ganz aktuell siegte beim nunmehr letzten Finale in Stuttgart Felicitas Hendricks.

Wer sich für die komplette Siegerliste interessiert, der findet via Internett unter german-masters.de sowie unter pferd-aktuell.de