„Let us return horses to be the subject and not the object of our sport.” Eleonora Ottaviani, seit langen Jahren die Geschäftsführerin des Internationalen Clubs der Springreiter (IJRC), hat im Nachgang zur FEI-Generalversammlung in Antwerpen im Namen der Aktiven kritisch Stellung bezogen zu den dort geführten Debatten und den dort gefassten Beschlüssen.

Wie hier und anderswo berichtet, soll es für Olympia 2024 bei lediglich drei Reitern je Equipe bleiben – ohne Streichresultat. Eleonoras Appell, frei übersetzt: „Unsere Pferde dürfen nicht das Objekt unseres Sportes sein, sondern müssen das das Subjekt sein!“ Oder anders interpretiert: Unsere Pferde müssen im Zentrum unseres Denkens und Handelns stehen! Dem kann man sich nur anschließen.

Aus ihrer kritischen Stellungnahme an die Adresse des Weltverbandes (FEI) wird deutlich, dass Eleonora Ottaviani die Resultate der Springwettbewerbe von Tokio sowie die Abstimmung von Antwerpen unter die statistische Lupe genommen hat. Sie schreibt:

„Es zeigt sich sehr genau, dass der Konflikt um das Format der Spiele nicht tobt zwischen uns Europäern und dem Rest der Welt, sondern zwischen den Nationen, die in Tokio teilgenommen haben und denjenigen, die nicht teilnehmen konnten.“

Von den 30 Verbänden, die für die Rückkehr zum alten Regelwerk votiert hätten, seien 90 Prozent in Tokio am Start gewesen. Von den 70 Ländern, die die neuen Regeln auch für Paris 2024 behalten möchten, seien lediglich zehn Prozent dabei gewesen.

Eleonora Ottaviani kritisiert in erster Linie dies: „In Antwerpen spielte das Wohl unserer Pferde fast keine Rolle! Vielmehr war es so, dass die Nationen, die in Tokio am Start waren, von den Nationen überstimmt wurden, die gar nicht am Start waren und die – auch im Hinblick auf Paris 2024 – nur geringe Chancen besitzen, sich überhaupt zu qualifizieren.“

Zugleich weist sie – übrigens völlig zu recht – darauf hin, dass die unterlegene Minderheit von 30 Nationen annähernd 90 Prozent der aktiven Pferdesportler stellen. Die Gefahr, so betont sie, dass hier eine Diktatur entstehe, liege auf der Hand.

Besonders interessant ist ihr Hinweis auf andere populäre Sportarten wie etwa Skilaufen oder Tennis: In diesen Weltverbänden hätten zunächst einmal alle Nationen jeweils eine Stimme wie bei den Reitern auch, allerdings bekämen diejenigen Länder zusätzliche Stimmen, die bei den wichtigen weltweiten Meisterschaften das Gros der Aktiven stellen.

Provokant formuliert die Sprecherin des Springreiter-Clubs folgende Fragen: „Wollen wir nur Masse oder wollen wir Klasse? Hat für uns der Respekt vor unseren Pferden die Priorität oder eher die Präsens in den Medien? Sollen diejenigen Nationen im Vorteil sein, denen es leichter fällt, Teams mit nur drei Reitern aufzustellen als mit vier? Wäre es etwa in der Leichtathletik denkbar, dass die Viermal-Einhundert-Meter-Staffel auf drei Läufer reduziert wird, weil manche Länder eben nur drei Topläufer aufbieten können? In Zukunft könnte ja eine Mehrheit in der FEI beschließen, dass eine Equipe nur noch aus zwei Aktiven besteht, weil es kleine Nationen gibt, die eben nur zwei Reiter stellen können?“

Zugegeben, das ist reine Polemik – es zeigt jedoch, wie verärgert die Springreiter sind, die sich zurecht im Stich gelassen fühlen.

Namens der Springreiter verweist Eleonora auf die eindrucksvolle Rede von Olympiasieger Steve Guerdat in Antwerpen. Er habe richtigerweise den Vorschlag gemacht, „die Olympischen Spiele nicht herunterzustufen, sondern dafür Sorge zu tragen, dass sich kleinere Nationen, die keine Tradition im Springsport besitzen, mittel- und langfristig verbessern können“.

Was ich in dem wichtigen Papier von Eleonora Ottaviani vermisse: Sie verliert kein Wort darüber, dass die Springreiter auf den letzten großen Events der grünen Saison, so etwa in der Soers, Unterschriften gesammelt hatten, um sie in Antwerpen der FEI-Spitze zu überreichen – Unterschriften für die Beibehaltung der bewährten alten Regeln. Der Appell, der die Aktiven aus der Dressur und der Vielseitigkeit dazu auffordert, sich ebenfalls öffentlich zu positionieren, fehlt leider auch.

Schließlich gibt es, soweit ich es überblicke, im Augenblick noch keine Reaktion auf Eleonora aus der FEI-Zentrale in Lausanne. Sicher ist jedenfalls so viel: Die kritische Debatte läuft, sie wird hoffentlich noch an Fahrt und Brisanz gewinnen, denn sie ist wirklich bitter notwendig!

Noch mehr Informationen zum Thema auf der Internetseite des Internationalen Springreiterclubs www.ijrc.org