Jessica von Bredow -Werndl und ihre 16-jährige Trakehner Stute Dalera sind alte und neue Europameister in der klassischen Tour. Bei der 31. Dressur-EM in Riesenbeck zeigten die beiden Olympiasieger von Tokio einen nahezu fehlerfreier Ritt: Nur das Einreiten mit leichter Unruhe beim Halten brachte Jessica zu Beginn nur 6,5 Punkte. „Mein Pferd vertraut mir – ich vertraue meinem Pferd!“ So der erste Kommentar gegen gegen 16.20 Uhr. Silber geht überraschend an die Dänin Nana Merrald auf Zepter, Bronze an an Charlotte Dujardin auf Imhotep.
Monica Theodorescu, die Bundestrainerin, sagte mir unmittelbar nach Jessicas Siegesritt: „Beide haben das heute wieder perfekt gemacht. Die Stute besitzt genügend Kraft und Kondition, trotz dieser Hitze, die wir in den letzten Tagen hier haben. Vormittags geht die Stute nur leicht, wir machen keinesfalls zu viel. Piaffen und Passagen gelingen ihr immer besser. Jessica weiß in jedem Moment, was zu tun ist. Ihr Ritt war heute mega!“ Unterm Strich gab’s von den sieben Richtern die Tageshöchstnote von 85,593 Prozentpunkten. Chapeau!
Auf die Frage an Jessica, was sie denn morgen, am Ruhetag, tun werde, sagte sie spontan: „Ich weiß es noch nicht, ob ich mich überhaupt draufsetzen werde. Vielleicht auch nur einige Runden im Schritt. Das werden wir sehen.“ Und die Bundestrainerin sagte: „Wir sprechen vor dem Championat alles ab. Und wir stellen den Trainingsplan gemeinsam auf. Ein Rädchen greift ins andere. So bleibt das auch während der Turniere.“
Dann spendete sie besonderes Lob an Matthias Rath: „Matthias und sein Hengst haben sich immer weiter verbessert. Ich schaue oft bei ihm in Kronberg vorbei, um über das Training und die notwendige Arbeit zu sprechen. Ich bin sicher, dass beide noch sehr viel mehr Potential nach oben haben.
Ein wenig Pech hatte Fredric Wandres aus dem Stall Kasselmann mit seinem Bluetooth: „Beim Abreiten sah ich plötzlich, wie eines der Hufeisen zur Seite flog. Weil mein Pferd hinten gar keine Eisen hat, was es eines der beiden Vordereisen – welches genau, weiß ich gar nicht mehr. Nun, wir sind Profis genug, um eine solche Situation zu meistern. Ich bin sehr glücklich über unsere gute Vorstellung.“
Die Silbermedaille dieser Dressur-EM ging – nicht unerwartet – an Charlotte Dujardin, die Olympiasiegerin von London und Rio: Ihr zehnjähriger Imhotep präsentierte sich ähnlich geschlossen und gehfreudig wie am Vortag: 82,583 Prozentpunkte waren der angemessene Lohn. Ähnlich wie im Grand Prix erging es der Doppelweltmeisterin von Herning, „Littie“ Fry und ihrem Hengst Glamourdale.
Erneut machte der zwölfjährige Hengst in den Piaffen nur das Nötigste, bekam andererseits für seinen berühmten starken Galopp die 9,1. Wertung am Ende: 81.763! Das reichte heute nicht zu Bronze, denn die erfahrene Dänin Nana Merrald zeigte eine überraschend starke Runde und holte sich diese Bronzemedaille.
Der britische Meistermacher Carl Hester präsentierte seinen 13-jährigen Wallach Fame erneut präzise und hoch konzentriert: Platz fünf vier für ihn mit 80,106 Prozent. Platz sechs für Isabell Werth mit Quantaz nach einem Spezial mit Höhepunkten in Piaffen und Passagen. Rang fünf für Isabell Werth, die zuhause mehr als 20 EM-Medaillen gesammelt hat.
An dieser Stelle – noch ohne Gewähr wegen des Veck-Checks – die 18 Finalisten für die EM-Kür am Sonntag: Jessica von Bredow-Werndl, Nana Merrald, Charlotte Dujardin, Charlotte Fry, Carl Hester, Isabell Werth, Frederic Wandres, Therese Nielshagen, Carina Krüth, Bachmann-Andersen, Patrick Kittel, Nicole Freese, Morgan Barbacon, Marlies van Baalen, Pauline Basquin, Larissa Paulius, Joao Pedro Moreira und Thamar Zweistra.