„Wir verurteilen solchen Umgang mit dem Partner Pferd aufs Schärfste. Wir begrüßen das harte Vorgehen des Verbandes und distanzieren uns deutlich von Trainingsmethoden dieser Art.“ Mit diesen Worten hat Bundestrainerin Monica Theodorescu auf die Enthüllung der tierquälerischen Reitweisen des US-Amerikaners Cesar Parra reagiert. Sie äußerte ihre Kritik stellvertretend für alle Bundestrainer Dressur des DOKR. Unterdessen weiten sich die Ermittlungen gegen den 60-Jährigen offenbar aus: Das amerikanische FBI sieht offenbar Anzeichen für kriminellen Menschenhandel.

Weitere Zitate der Bundestrainerin aus der Mitteilung des DOKR vom 8. Februar: „Als Bundestrainer stehen wir für die korrekte Dressurausbildung von Reitern und Pferden nach der klassischen Reitlehre. Und es ist unsere Aufgabe, sie zu vermitteln.“ Hinter dieser Kritik stehen neben Monica Theodorescu auch ihr Co-Trainer Jonny Hilberath, U25-Bundestrainer Sebastian Heinze sowie die beiden Nachwuchs-Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen und Caro Roost.

Die FN in Warendorf hat zwischenzeitlich Anzeige erstattet gegen die im Fall Parra mutmaßlich unmittelbar beteiligten zwei Deutschen aus dem Dressurstall Sandbrink in Meinersen bei Hannover: Inhaber Sandbrink sowie Dr. Kerstin Klieber. Unter anderem teilte die FN mit: „Wir werden alle Register ziehen, um dagegen vorzugehen“, so Generalsekretär Sönke Lauterbach.

Beide Personen erhalten bis auf weiteres keine Jahresturnierlizenz. Zudem gilt ein Hausverbot für die Gebäude und Anlagen in Warendorf: eine Teilnahme an den dortigen Eigenveranstaltungen ist untersagt. Ihre Mitgliedschaft bei den Persönlichen Mitgliedern der FN soll entzogen werden. Überdies hat die FN die Fakten an die Landwirtschaftskammer in Niedersachsen gemeldet und beantragt dort, dem Dressurstall Sandbrink den Ausbilder-Status zu abzuerkennen.

Aus amerikanischen Quellen sind weitere schwere Vorwürfe gegen Cesar Parra bekannt geworden: Ehemalige Mitarbeiter berichten gegenüber den US-Behörden darüber, dass Parra sie zur Arbeit in seinen Reitzentren in New Jersey und Florida gezwungen habe. Unter der Androhung, ihnen die Arbeitsvisa zu entziehen, wenn sie nicht für ihn arbeiten, bestehe, so das FBI, der Verdacht auf Zwangsarbeit und Menschenhandel. Die ersten Informationen zu diesen Anschuldigungen stammen von der amerikanischen Internetplattform dressage-news.com

Es gehört aus meiner Sicht nicht allzu viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, dass der Fall Parra sich ausweitet und wir in den kommenden Wochen und Monaten noch allerhand Widerwärtiges darüber zu sehen und zu hören bekommen. Dass zwei deutsche Dressurausbilder offenkundig an den Misshandlungen der Pferde unmittelbar beteiligt waren, ist ebenfalls skandalös. Es bleibt zu hoffen, dass beide Personen wirksam sanktioniert und vor Gericht angemessen bestraft werden.

Dieser Fall Parra liegt, soweit wir bis heute wissen, in seiner Widerwärtigkeit deutlich über dem, was man seit Monaten dem dänischen Pferdehändler und Olympiareiter Andreas Helgstrand zur Last legt. Aber auch er hat dem internationalen Ansehen der Dressurreiterei schwer geschadet. Deshalb muss auch er mit weiteren Strafen rechnen, die über sein Startverbot und die Streichung aus dem dänischen Olympiakader hinausgehen. Zu einer Kritik an den Verfehlungen von Helgstrand und seinen Mitarbeitern mochten sich Monica Theodorescu und ihre Trainerkollegen leider nicht durchringen.

Am Wochenende ist Isabell Werth Andreas Helgstrand einmal mehr öffentlich zu Hilfe geeilt: Seine zehnjährige dänische Stute Wendy, seit Wochen in ihrem Beritt, startete Isabell Werth beim internationalen Dressurturnier in Le Mans, wo sie mit Noten über 74 Prozent den Grand Prix und den Grand Prix Special gewinnen konnte. Die Bundestrainerin war eigens nach Le Mans gefahren, um Isabell Werth zu unterstützen.

Offenkundig unterstützen also einige Aktive Andreas Helgstrand in dieser für ihn höchst kritischen Situation. Man nimmt ihm ab, dass er sein öffentlich gemachtes Versprechen, für wirksame Verbesserungen in seinen Betrieben zu sorgen, wirklich ernst meint. Mit diesen Versprechen allein ist er allerdings noch nicht aus dem Schneider!