Vor einiger Zeit hat mich ein freundlicher Kollege belobigt. Und wer uns Journalisten kennt, der weiß, dass für uns die Kompliment von kritischen Kolleg*innen den höchsten Stellenwert besitzen. Er sagte zu mir: „Ich finde es gut, dass Du in Borgmann’s Blog immer wieder die Geldpreise angibst, die Besitzer und die Reiter bekommen. Sehr informativ und sehr interessant!“ Also widme ich hier und heute mal wieder einen Blog dem unendlich-unerschöpflichen Thema Geld!
Soeben erst haben wir die Weltcupfinals in Riad hinter uns gelassen. 2,6 Millionen Euro haben die spendablen Saudis dort ausgeschüttet. Mitte November, so hört man, wenn Riad die Springreiter am Ende der Global Tour zum Play-Off-Turnier wieder lädt, sollen es sogar zwölf Millionen Euro sein. Das wäre dann noch ein neuer Rekord.
An den kommenden Wochenenden allerdings geht’s bei uns in Europa deutlich bescheidener zu. Beispiel Fontainebleau: Im Großen Preis am Sonntag liegen „nur“ 100 000 Euro bereit. Schmale Quote. Trotzdem fahren viele Promis hin, auch Weltcupsieger Henrik von Eckermann. Tja nun, der Mann kann sich das locker leisten, hat er doch in Riad die Kleinigkeit von 562 000 Euro gewonnen. Dafür sattelt er aber „nur“ Iliana.
Beispiel Hagen mit Horses & Dreams in diesen Tagen: Für die Dressur gibt’s 37 400 Euro, davon jeweils 11 700 Euro für Kür und Spezial. Im Großen Preis der Springreiter geht es um 70 000 Euro, insgesamt für die Springen um 200 000 Euro. Alles also im Rahmen.
Anfang Mai, beim traditionsreichen Maimarkt auf dem Mühlfeld in Mannheim, läuft es so: Die Badenia, traditionell am Dienstag ausgeritten, ist heuer mit 85 000 Euro dotiert, der Nationenpreis am Sonntag mit 65 000 Euro. Wer mag da murren?
Na klar, nach Mannheim fährt man nicht zum „Kasse machen“, sondern wegen der jungen Pferde und nicht zuletzt wegen Peter Hofmann, der seit Jahrzehnten seine Turniere macht mit Herzblut und Atmosphäre. Das ist ein Wert an sich.
(Übrigens, die Parcours dort baut Christa Jung, die, wir erinnern uns, vergangenes Jahr wenige Tage vor der Schleyerhalle von einem ihrer Pferde im Gesicht getroffen wurde und ins Krankenhaus musste. Offenkundig geht es Christa Jung wieder soweit gut, dass sie Parcours entwerfen kann. Das ist für uns alle eine sehr gute Nachricht!)
Und damit zurück zum Geld. Der absolute Höhepunkt der olympischen Saison 2024 sind die Spiele in Paris! Dafür müsste ich eigentlich gleich mal fünf Euro für einen guten Zweck ins Phrasenschwein stecken. Für einen guten Zweck bin ich jederzeit zu haben. Wichtig zu wissen: Bei den Olympischen Spielen, also auch bei den Reitwettkämpfen, gibt’s keinerlei Preisgeld! Keinen einzigen Cent! Es geht „nur“ um den höchsten Lorbeer, den der Sport kennt. Wer spräche da vom schnöden Mammon? Nein, alle möchten dabei sein, die Kohle und/oder die Asche spielen keine Rolle.
Sagen wir mal fast keine Rolle. Denn die Fakten (in Deutschland) sind ja so: Für eine Goldmedaille bekommt man 20 000 Euro, für Silber 15 000 Euro, für Bronze 15 000 Euro, für Rang vier 5000 Euro, für Platz fünf 4000 Euro, für Rang sechs 3000 Euro, für Platz sieben 2000 Euro und für Rang acht 1500 Euro. Wohlgemerkt – alle sonstigen Reisekosten und Spesen ect. übernimmt der Verband, das Geld kommt vom Innenministerium – letztlich allerdings, Sie ahnen es schon, von uns allen: den Steuerzahlern!
Wenn ich recht informiert bin, dann gelten diese Sätze schon viele Jahre. Denn von Michael Jung, der bekanntlich in London und in Rio Einzelgold gewann auf seinem Sam, weiß ich dies: Die Prämien über jeweils 20 000 Euro bekamen die glanzvollen Olympiasieger nicht auf einmal, quasi bar auf den Tisch des Hauses, sondern in Raten!
Da kommt mir der Begriff vom „Abstottern“ in den Sinn. So nannte man in Zeiten des aufkeimenden Wirtschaftswunders der fünfziger und sechziger Jahre die in jedem Kaufhaus und fast jedem Geschäft mögliche Ratenzahlung. Meine Großmutter hat damals ihren ersten Kühlschrank „abgestottert“.
Zurück zum Anfang: Geld ist wirklich nicht alles, aber ganz ohne Geld ist alles nix! Hoffentlich werd‘ ich bald mal wieder belobigt.