„Ich hatte meinem King Edward eine Ruhepause gegönnt und wollte ihn jetzt nur langsam wieder aufbauen. Dieses Finale hier in Genf zu gewinnen, das war seit vielen Jahren eines meiner Ziele. Es ist also ein ganz besonderer Augenblick für mich.“ Das gab der neue Weltmeister Henrik von Eckermann am späten Freitagabend zu Protokoll. Sein Sieg im 2003 begründeten Top-Ten-Finale von Genf brachte dem 41-Jährigen Schweden 160 000 Schweizer Franken Siegprämie – seine Position als Nummer eins der Weltrangliste hat er damit weiter gefestigt.

Beim näheren Studium des Ergebniszettels ist mir folgendes aufgefallen – das Alter der Finalisten. Nein, diesmal nicht der Pferde, sondern ausnahmsweise mal der Reiter (in der Reihenfolge der Platzierung): Henrik von Eckermann ist 41, Simon Delestre ist ebenfalls 41, Peder Fredricson ist 50, McLain Ward ist 47, Marlon Zanotelli ist 34, Kevin Staut ist 42, Julien Epaillard ist 45, Martin Fuchs ist 30 und Ben Maher ist 39. Kurz und bündig erkannt: Im weltweiten Springsport steht am Ende meistens die Erfahrung über dem jugendlichen Mut und Überschwang. (Wenn auch nicht immer.)

Wichtig zu wissen: An diesem Top-Ten-Finale, veranstaltet vom Club der Springreiter, durften die zehn führenden Reiter der Weltrangliste vom November 2022 teilnehmen. Nur zwei von ihnen, nämlich der Weltmeister und Simon Delestre, der seinen Jolly Jumper gesattelt hatte, schafften zwei fehlerfreie Runden – Henrik kam in der entscheidenden Runde mit 48,42 Sekunden ins Ziel, Simon „erst“ nach 49,35 Sekunden. Simon bekam immerhin noch stattliche 115 000 Franken Preisgeld.

Peder Fredricson hätte sich in den Hintern beißen können: ein Zeitfehler im ersten Umgang, deshalb nur Platz drei und 75 000 Franken Trostprämie. Chancenlos war leider Ben Maher, der Olympiasieger, dessen noch wenig erfahrener Exit Remo 31 Punkte kassierte; vor einem Jahr hatte Ben mit Explosion gewonnen – das Toppferd ist seit Herning leider nicht fit. Martin Fuchs, der Lokalmatador und Publikumsliebling, musste mit seinem Connor Jei 16 Strafpunkte hinnehmen. Der internationale Springsport ist kein Wunschkonzert.

Der letzte deutsche Sieg in diesem prestigeträchtigen Klassiker der besonderen Art stammt aus dem Jahr 2013 – Daniel Deusser und Evita siegten, damals übrigens war Stockholm der Austragungsort. Dazu nochmal ein Zitat von Henrik von Eckermann: „Damals in Stockholm habe ich unserer Geschäftsführerin Eleonora Ottaviani gesagt: Eines Tages werde ich diese Prüfung gewinnen.“ Ich ziehe meinen Hut!

Mein nächster Blogg, heute am Nachmittag, bringt eine Vorschau auf den morgigen Großen Preis von Genf, das Springen im Rahmen des Rolex-Grans-Slam, dotiert mit sage und schreibe 1,2 Millionen Schweizer Franken. Bis dahin. Jetzt ist es kurz nach zwölf am Mittag.