Für Steve Guerdat, den Publikumsliebling von Genf, wäre der Sieg heute im Großen Preis, dotiert mit 1,1 Millionen Schweizer Franken, der vierte Erfolg in diesem Springen gewesen nach 2006, 2013 und 2015. Doch ein Abwurf im Stechen kam den 41-Jährigen teuer zu stehen – sportlich und finanziell. Dagegen triumphierte Richard Vogel, 26 Jahre jung, auf seinem Stuttgart-Sieger von 2022, dem elfjährigen Westfalen United Touch. Schnellster Ritt im Stechen, 37,14 Sekunden. Siegprämie 370 000 Schweizer Franken und eine tolle Ausgangslage für die weiteren Turnier im Rolex-Grand-Slam. Hut ab! Rang drei für Christian Kukuk auf Checker, 160 000 Franken Platzprämie. Rang zwei für den Iren Mark McAuley auf Lady Amaro, 220 000 Franken Prämie. 

Ich erinnere mich noch so gut, als wäre es vergangene Woche gewesen: Steve Guerdat und Richard Vogel auf dem Podium nach dem Weltcupspringen von Stuttgart 2022. Richard Vogel hatte gewonnen auf seinem Westfalenhengst mit dem gewaltigen Galoppsprung – da lachte Steve und sagte: „Als ich Richards Pferd zum ersten Male gesehen habe, da dachte ich bei mir: Wie soll das gehen mit einem Pferde das so langsam galoppiert wie ich es noch nie gesehen hatte.“ Allgemeines Gelächter. Steve Guerdat, obschon einer der besten Springreiter der Sportgeschichte, hatte zunächst nicht bemerkt, dass dieser United Touch einen wohl einmaligen Galoppsprung besitzt.

Vor einer knappen Stunde hatte Steve auf seinem Lieblingsturnier in der Genfer Palexpo einmal mehr Gelegenheit zu sehen, dass United Touch diesen raumgreifenden Galoppsprung immer noch ausspielen kann. Mark McAuleys Lady Amaro, eine zehnjährige irische Stute, brauchte für die fehlerfreie Runde im Stechen 39,77 Sekunden. Ein klarer Rückstand auf den Sieger. Christian Kukuk ritt den 13-jährigen Westfalen -Checker aus dem Besitz von Madeleine Winter-Schulze in 41,74 Sekunden auf Rang drei. Prämie 160 000 Franken. Für seinen vierten Rang bekam Steve Guerdat immerhin noch 115 000 Franken.

Insgesamt war dieser letzte ganz große Zahltag der Saison 2023 mit 1,10 Millionen Franken dotiert. Der Angstgegner für alle, Frankreichs Julien Epaillard auf Dubai, musste einen Klotz hinnehmen, kam in 39,05 Sekunden „nur“ auf Rang fünf; Prämie 70 000 Franken. Pech für Hansi Dreher, der im Umlauf mit einem Zeitfehler ins Ziel kam; Rang acht am Ende, Prämie 21 000 Franken.

Drei Deutsche unter den ersten zehn – das kann sich mehr als sehen lassen. Hut ab! Jana Wargers belegte auf Dorette Rang 19 nach einem Abwurf im Umlauf. Philipp Weishaupt gab mit Coby auf, nachdem es im Umlauf nicht so klappte wie erhofft. Ähnlich erging es Harry Charles, dem Topreiter der vergangenen Wochen. Auch Weltmeister Henrik von Eckermann musste im Umlauf zwei Fehler hinnehmen – man kann halt nicht jeden Tag ganz oben stehen.

Zum Schluss mein Blick in die Annalen von Genf: Richard Vogel ist erst der dritte Deutsche, der den Großen Preis von Genf, ausgetragen seit 2003, gewinnen kann. 2007 siegte Ludger Beerbaum auf All Inclusive, 2018 war es Marcus Ehning auf Pret a Tout. Richards Kommentar vor der Presse: „Ich kann die Dankbarkeit und den Respekt, die ich heute für meinen unglaublichen Hengst empfinde, gar nicht in Worte fassen. Das letzte, was ich gestern Abend vor dem Schlafengehen gemacht habe, war, mir noch einmal das Stechen von McLain Ward und Azur von 2022 in Genf anzuschauen.“

Unterm Strich, so teilten die Veranstalter mit, haben 45 000 Besucher das 62. Turnier von Genf besucht. Eine neue Bestmarke. Die 63. Auflage gibt es vom 11. bis 15. Dezember 2024.

Grüße aus Stuttgart!