Normalerweise interessiere ich mich nicht so sehr für die Frisuren anderer Leute. Aber bei Steve Guerdat, unserem Freund aus der Schweiz, mach‘ ich hier und heute eine Ausnahme. Was es mit seinem markanten Kurzhaarschnitt auf sich hat, lesen Sie weiter unten. Der gestrige Schauabend zum Auftakt des 37. German Masters war mit 5800 Besuchern zwar nicht ausverkauft – die Stimmung trotzdem allerbestens. Heute, am zweiten Turniertag, gibt’s ein volles Programm bis in den späten Abend. Bis dahin aktualisiere ich diesen Blog immer wieder. 

Jetzt also zu Steve Guerdat. Die kleine Story über den Verlust seiner Haarpracht geht so – näher berichtet von einem, der nicht genannt sein möchte: „Vor wenigen Tagen hat Steve seinen EM-Titel gefeiert mit vielen Freunden, Pferdebesitzern, Sponsoren und seiner Familie. Ein tolles Fest, wie es sein soll zu solch einem erfreulichen Anlass. Dazu allerdings hatte sich eine Handvoll Freunde etwas ganz Besonderes ausgedacht für ihren Freund Steve: Spontan packten sie den 41-Jährigen, setzten ihn auf einen Stuhl – und weg mit der Haarpracht! Steve selbst ließ es, dem Bericht des Augenzeugen zufolge, mit Galgenhumor über sich ergehen.“

Was allerdings seine Frau dazu sagte, ist nicht überliefert. Steve, hier in Stuttgart am Start, trägt’s mit Fassung. Womöglich denkt er sich zurecht, dass es doch eine Auszeichnung ist und ein Zeichen echter, tiefer Freundschaft, wenn man so herzlich behandelt wird. Außerdem ist das herbstliche Wetter am Neckar nicht gar so kalt, dass für Steve das Tragen einer Wollmütze ratsam wäre.

Achtung, Achtung! Jetzt kommt jedoch eine neue, ziemlich andere Version dieser nächtlichen Geschichte. Und die geht so: „Steves Frau Galli hat ihrem Mann die Haare abgeschnitten – weil er frech war!“ Offenbar hatte die festliche Feierrunde zu vorgerückter Stunde dem Alkohol ziemlich zugesprochen. Und so kam eins zum anderen…

Im Zentrum des gestrigen Schauabends stand zunächst die spannende Frage, ob es Michael Jung, dem Lokalmatador, gelingen könnte, seinen 10. Sieg in diesem Indoor-Derby zu schaffen. Zunächst ritt er den erst achtjährigen Ignatz, das Pferd seiner Frau Faye, an die Spitze. Dann allerdings überboten andere den Reitmeister und Ehrenbürger aus Horb, denn ihm war in der zweiten Phase des Parcours ein Fehler passiert. Pia Schmülling, zum ersten Male in Stuttgart dabei, siegte auf For ever Pleasure und bekam dafür stattliche 5000 Euro. Für Michael Jung war’s am Ende Rang vier und ein Trostpflaser über 2000 Euro.

Das erste von zwei Eröffnungsspringen nahm einen etwas unerwarteten Verlauf: Marie Schulze Topphoff aus Telgte bei Warendorf setzte sich mit ihrem Hannoveraner Villimey an die Spitze und hatte mit 1000 Euro Siegprämie schon mal ihr Reisegeld beisammen. Platz zwei für die versierte Nora Pentti aus Finnland auf Con Caya. Teike Carstensen aus dem holsteinischen Sollitt, zuletzt in Aachen besonders aufgefallen, belegte auf Gasira Platz drei.

Das Zwei-Phasen-Springen, ebenfalls zum Auftakt des zweiten Turniertages, ging an den belgischen Profi Jos Verlooy auf Konfusion vor Tim Rieskampf-Goedeking auf Pepina und der Irin Jessica Burke auf Inpulss.

Wenn man Franz Trischenberger reiten sieht, kommt man sofort auf die Idee, er müsste ein staatlich geprüfter Berufsreiter sein. Aber falsch. Er sagt: „Ich wollte eigentlich Sozialpädagogik studieren. Aber dann bot sich mir die Chance, einen Dressurstall aufzuziehen am schönen Tegernsee.“ Vor einer guten Stunde feierte der versierte Ausbilder von Pferden und Reitern einen seiner besten Erfolge: Im Kürfinale um den Sieg im süddeutschen Hallenchampionat der Dressurreiter stellte er seinen 16-jährigen Hengst Sarotti korrekt und schwungvoll vor, erhielt von den fünf Richtern die Tagesbestnote von 77,900 Prozentpunkten.

Überraschend ging Platz zwei an Ann-Cathrin Rieg aus Bad Boll am Albaufstieg auf Derrick (74,875) vor dem Titelverteidiger Moritz Treffinger vom Gestüt Bonhomme auf Francis Royal. Holger Schulze, der den IWEST-Cup seit seinen Anfängen managt, gab vor der Presse soeben bekannt: „Der Cup geht weiter! Die Stationen in der Saison 2024 sind Winterlingen, der Birkhof in Donzdorf, das Waldhaus am Tegernsee, sodann beim neuen Turnier in Donaueschingen und schließlich Ingolstadt, das Finale wieder in Stuttgart.“ Schön wär’s, finde ich, wenn sich noch mehr Aktive an diesem attraktiven Cup beteiligen würden.

Jetzt, am frühen Abend, feiert „unser“ Hansi Dreher einen weiteren starken Erfolg: Auf der 14-jährigen französischen Stute Vestmalle des Cotis gewinnt er im Renngalopp die erste Qualifikation zum German Master 2024 vor Harry Charles auf Billabong und Philipp Schulze Topphoff auf Carla. Wer die Regeln nicht mehr so genau im Kopf hat: Morgen am frühen abend gibt’s die zweite Qualifikation. Die punktbesten zwölf Reiter aus beiden „Qualis“ kommen am späten Abend ins Finale. Dotierung insgesamt: 100 000 Euro.

 

Mehr Notizen aus der Schleyerhalle später hier.