Über Skandinavien tobt ein heftiger Sturm. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass der Dressurweltcup auf seiner zehnten von elf Stationen ziemlich ins Stottern geraten ist: Zum Grand Prix wurden heute lediglich elf Pferde gesattelt – in der Kür heute um 17 Uhr sind es sogar nur neun. Fünfzehn hätten es sein dürfen. Wie’s im Springen aussieht auf der vierzehnten und damit letzten Station in der Saison 2023/24, das wird sich am Sonntag zeigen. Gestern Abend gewann die Schwedin Petronella Andersson auf Odina die  Qualifikation, Siegprämie 14 380 Euro.

Mein durchaus gerechtfertigter Siegertipp, nämlich Nanna Merrald auf ihrem Zepter, ist leider hinfällig geworden. Sie fragen warum? Nun, Nanna Merrald, die klare Favoritin, ist gar nicht nach Göteborg gekommen, stand jedoch bis zuletzt bei Hippobase auf der Meldeliste. Von unseren deutschen Aktiven hatte niemand vor, die anspruchsvolle Tour nach Göteborg auf sich zu nehmen. Man geht offenkundig nicht davon aus, dass sich in Göteborg sowie auf der letzten Runde in Herzogenbosch an der Liste der Qualifizierten für das Finale in Riad noch etwas wesentliches ändert.

Also kam es gestern im Scandinavium zu einer kuriosen Situation: Die 44-jährige Schwedin Maria von Essen, heute zum ersten Male am Start in dieser Weltcupsaison, steuerte ihren zwölfjährigen Oldenburger Invoice von Jazz und Olympic Ferro zu 71,261 Prozentpunkten. Siegprämie 8424 Euro. Kompliment! Nur Chefrichter Raphael Saleh aus Frankreich sah die Sache anders als seine Kollegen: Er setzte die Siegerin nur auf Rang vier. Sein Sieger hieß Borja Carrascosa (Spanien) auf dem Westfalen Sir Hubert, benannt nach seinem Züchter Hubert Brinkmann. Note 70, 130. Prämie 3120 Euro für Rang vier.

Platz zwei ging nach dem Willen der etwas uneinigen Jury an Domien Michiels aus Belgien auf Intermezzo, 70,848 Prozent. Prämie 6240 Euro. Die starke Niederländerin Tamar Zweistra auf ihrem Hexagon Ich weiss belegte Platz drei, bekam 4056 Euro. Note 70,283 Prozent. Alles in allem also elf Pferde, fünf davon unter schwedischen Reiter*innen. Die heutige Kür, dotiert mit 55 000 Euro, erscheint offen – ich sehe das, mutig wie ich bin, wieder anders: Tamar Zweistra besitzt die meiste Erfahrung, liegt mit 22 Punkten auf Platz 28 der Punkteliste. Die 20 Punkte für einen Sieg würden ihr das Ticket für Riad bringen. Eine solche Chance sollte man sich als versierter Profi nicht entgehen lassen.

Gestern Abend im „Prize of Volkswagen“ dominierte die Schwedin Petronella Andersson auf er belgischen Stute Odina fehlerfrei in 56,94 Sekunden. Mit 57,03 Sekunden hauchdünn dahinter galoppierte Blood Diamond unter Julien Anquetin über die Ziellinie. Prämie 11 360 Euro. Rang drei für Peder Fredricson auf Catch me not, Prämie 8520 Euro. Das deutsche Trio hatte mit dem Ausgang dieser Prüfung nichts zu tun: Hannes Ahlmann auf Tokyo wurde 22., Teike Carstensen auf Capricioso 30. und Mario Stevens auf Carrie 32. im Feld der 42 Konkurrenten.

Im Weltcupspringen von Göteborg am Sonntag, dotiert mit 308 000 Euro, hoffen natürlich alle Schweden auf ihren Superstar: Henrik von Eckermann. Gestern sattelte er Iliana, hatte drei Abwürfe und nur Rang 37. Auch ein Eckermann siegt nicht immer. Christian Ahlmann, der zunächst auf der Startliste stand, vergibt seine Punktechance im hohen Norden, verdient sein Geld leichter und lieber in Doha. Da ist’s ganz gewiss wärmer – aber die Konkurrenz auch ungleich härter. No risk, so fun!