Heute am Nachmittag, genau um 14.59 Uhr, hat mich – und viele andere Kolleginnen und Kollegen in den Medien rund um den Pferdesport in Deutschland – eine höchst überraschende Pressemitteilung der Veranstaltungsagentur Engarde erreicht. Darin teilt uns deren Chef Volker Wulff offiziell mit, dass er und sein Team nach 24 Jahren der sportfachlichen Verantwortung für das traditionsreiche Spring- und Dressurderby dieses vom 8. bis 12. Mai 2024 zum letzten Male ausrichten werden. Der Norddeutsche- und Hamburger Reiterverein als Ausrichter, so teilt Wulff mit, habe den Vertrag mit ihm nicht verlängert. Viele kritische Fragen stehen jetzt im Raum.

Die zentralen Sätze von Wulffs Mitteilung klingen so: „Ich kann nicht leugnen, dass ich über den Verlauf der Gespräche in den letzten Monaten enttäuscht bin. Es hat sich ein Umgang offenbart, der unter norddeutschen Geschäftsleuten nicht üblich ist. So wäre eine weitere Zusammenarbeit für mich ohnehin nicht denkbar gewesen. Die Entscheidung ist nicht einfach zu verkraften, aber die positiven Erinnerungen werden bleiben. Die Derby-Zeit hat mir sehr viel gegeben.“ Zugleich dankt Wulff seinem Geschäftspartner Paul Schockemöhle und dem gemeinsamen Team für die Unterstützung über zweieinhalb Jahrzehnte.

Die Kollegen vom St. Georg in Hamburg, die dem Derby-Turnier am nächsten sind, haben weitergehende Fakten recherchiert und auf ihrer Internetseite dargelegt. Dort schreibt Chefredakteur Jan Tönjes unter anderem dies: Beim Derby-Turnier im vergangenen Jahr habe ein Mitglied des Vorstandes des Norddeutschen- und Flottbeker Reitervereins Matthias Rath, Dressurreiter und Geschäftsführer der Schafhof Connects aus Kronberg, im VIP-Bereich einigen Gästen bereits als neuen, künftigen Organisator vorgestellt. Im Februar dieses Jahres habe Dietmar Dude, der neue Vorsitzende des Reitervereins, Volker Wulff darüber informiert, dass man keinen weiteren Vertrag mit ihm und Engarde schließen werde.

Aus meiner aktuellen Sicht auf die Ereignisse in Hamburg stehen zwei Stellungnahmen aus, um sich ein besseres Urteil über die Vorgänge in Klein Flottbek bilden zu können: Bis zur Stunde (17.31 Uhr) hat der Norddeutsche- und Flottbeker Reiterverein keine Stellungnahme zu der kritischen Pressemitteilung von Volker Wulf abgegeben. Auch von Matthias Rath und seiner Schafhof Connects liegt momentan keine Stellungnahme vor. Ich bin ganz sicher, dass uns das Thema „Zukunft des Derbyturniers“ in den kommenden Tagen und Wochen noch intensiv beschäftigen wird. Zu hoffen bleibt schon heute, dass der gute Ruf des so traditionsreichen Hamburger Derbys nicht nachhaltig beschädigt wird. Der Vorhalt von Volker Wulff, man habe ihm gegenüber nicht gehandelt wie hanseatische Kaufleute, wiegt jedenfalls schwer.

Aktuell 17.36 Uhr: Beim Blick auf die Internetseite des Hamburger Abendblattes lese ich dort folgenden Satz: „Von 2025 an soll der traditionsreiche Sportklassiker vom Dressurreiter und Veranstalter Matthias Rath aus dem Raum Frankfurt gemanagt werden.“ Details wolle der Norddeutsche- und Flottbeker Reiterverein (NFR) demnächst bekanntgeben. Hinter den Kulissen, so heißt es im Abendblatt weiter, habe sich seit Monaten ein „Machtkampf abgespielt: Es geht um Einfluss, Eitelkeiten – und um viel Geld.“