In den Brabanthallen gibt’s seit 1967 ein internationales Reitturnier. Kommendes Wochenende geht’s dort am Beginn des olympischen Jahres 2024 um zweierlei: Die Dressurreiter beschließen mit der elften Station ihres Weltcups 2023/24 die Hallensaison. Danach wissen wir, wer sich fürs Finale in Riad qualifiziert hat. Die Springreiter starten am Sonntag in den mit einer Million Euro dotierten,  ersten Grand-Slam des olympischen Jahres. Das Aufgebot ist entsprechend. Richard Vogel, der Sieger von Genf, sattelt übrigens nicht seinen United Touch, sondern Cepano Baloubet. Den hat er eigens aus den USA eingeflogen.

Schauen wir zuerst einmal auf die Dressur: Nicht von ungefähr ist Anky van Grunsven seit langer Zeit die Präsidentin des Traditionsturniers von Herzogenbosch. Sie war über viele Jahre der führende Star im niederländischen Dressursport. Ungezählte Duelle lieferte sie sich mit Isabell Werth. Zweimal holte sie auf Bonfire olympisches Gold. Am Ende ihrer Karriere wechselte sie zum Westernreiten. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie mir Jeff Jansen, ihr Mann, damals mit einem lachenden und einem weinenden Auge sagte: „Dieser Wechsel kommt mich teuer zu stehen, denn Anky möchte sofort ein Toppferd für das Westernreiten.“ Wie teuer der erste Kracher war, behielt er klugerweise für sich.

Am Donnerstag um die Mittagszeit gibt’s den Grand Prix als Qualifikation, wie üblich dotiert mit 15 000 Euro. Die Weltcupkür folgt am Samstag, dotiert mit 50 000 Euro, davon 13 750 Euro für den Sieger bzw. die Siegerin. Auf der Meldeliste für die Dressuren finden sich 31 Aktive aus zehn Nationen mit vierzig Pferden. Charlotte Fry, die Doppel-Weltmeisterin von Herning 2022, sattelt Everdale. Ihr Glamourdale bleibt einmal mehr daheim im Stall von Anne van Olst. Die Taktik der beiden bleibt unverändert: Möglichst kein Aufeinandertreffen vor Paris!

Die gastgebenden Niederländer treten mit 13 Aktiven an. An der Spitze sehe ich Emmelie Scholtens und  ihren Indian Rock, die Sieger von Neumünster. Mit dabei auch Thamar Zeistra mit Ich Weiss. Dinja van Liere reitet keinen Weltcup, sondern nur Drei-Sterne. Für Deutschland treten Isabell Werth mit Quantaz, Matthias Rath mit Destacado und Bianca Nowag-Aulenbrock mit Florine an. Für Frankreich möchte Morgan Barbancon mit Sir Donnerhall ihren Startplatz für Riad vollends absichern. Gleiches gilt für Diana Porsche und ihren Dahoud für Österreich. Für Belgien startet die aufstrebende Larissa Pauluis auf Flambeau. Ansonsten sind Prüfungen für die Nachwuchspferde ausgeschrieben.

Ganz kurz die Ausgangslage vor dieser elften und damit letzten Qualifikation: Patrick Kittel führt mit 72 Punkten, dahinter Matthias Rath mit 69, Nanna Merrald mit 64, Charlotte Fry mit 57, punktgleich mit Isabell Werth. Morgan Barbancon liegt mit 56 Punkten auf Rang sechs, dicht auf mit 54 Zählern ist Raphael Netz, der vor seinem ersten Weltcupfinale steht. (Bekanntlich wird er den Stall Werndl in Aubenhausen verlassen und sich mit seiner Partnerin Selina Söder selbständig machen. Ein mutiger Schritt für jeden jungen Berufsreiter, selbst wenn er wie Raphael bereits einen guten Namen in der Szene besitzt.) Bianca Nowag-Aulenbrock liegt mit 31 Punkten auf Rang 18. Ob sie es ins Finale schafft, wird sich zeigen.

So oder so – in Herzogenbosch besteht in diesem Jahr einiger Grund zu feiern: Der Rolex-Grand-Slam wird zehn Jahre alt. Das Turnierquartett aus Aachen, Calgary, Genf und eben Herzogenbosch – diese Serie basiert im Grunde genommen auf einfachen Regeln: Die vier Hauptspringen sind jeweils mit einer Million Euro dotiert. Wer drei dieser Springen hintereinander gewinnt, der bekommt einen Bonus von einer Million Euro. Wer vier Siege hintereinander schafft, bekommt eine weitere Million obendrauf. Wem zwei Siege in Folge gelingen, bekommt einen Bonus von 500 000 Euro.

Erster Anwärter ist am kommenden Sonntag Richard Vogel, der im Dezember in Genf erfolgreich war und das Rolex-Springen auf United Touch für sich entschied. Im aktuellen Interview mit der Rolex-PR-Abteilung sagte der 27-jährige dieser Tage: „Ich bringe nicht United Touch mit zum Dutch Masters, sondern Cepano Baloubet. Die Arena in Herzogenbosch ist kleiner als die beim CHI in Genf. Ich glaube, sie passt besser zu ihm als zu United Touch.“ Diese Überlegung beweist mir, dass Richard Vogel nicht von ungefähr die Nummer neun der Weltrangliste ist.

Präzise gesagt: Die Arena in den Brabanthallen misst 37 auf 76 Meter. Das Geläuf ist Sand. Schaut man via Internet auf Richards beide Pferde, so wird einem sofort klar, dass sie zu den besten zählen, die aktuell an der Weltspitze unterwegs sind. Beide Pferde besitzen olympische Qualität. Womöglich bekommt Richard alsbald ein Luxusproblem. Wenn man weiß, wie groß die olympische Arena von Versailles ist, könnte man ahnen, auf welches Pferd sich Richard Vogel setzen würde, falls ihn Otto Becker nominiert. Dieses Jahr 2024 wird wirklich sehr spannend.

Auf der Meldeliste, die Andreas Steidle auf www.Equinis.com veröffentlicht, sehen wir, wie stark die Konkurrenz in den Niederlanden am Sonntag wird: Max Kühner, Julien Epaillard, Kevin Staut, Scott Brash (der Grand Slam-Sieger von 2016), Ben Maher, Bertram Allen, Dennis Lynch, Harrie Smolders, Sanne Thijssen, Martin Fuchs, Steve Guerdat, Peder Fredericson und nicht zuletzt Henrik von Eckermann mit King Edward. Für Deutschland reiten Daniel Deusser, Hansi Dreher, Marcus Ehning, Christian Kukuk, Jana Wargers und eben Richard Vogel.

Den Blick auf die aktuelle Punkteliste erspare ich mir bis zum Samstag. Bis dahin sehen wir, wie die Form der Pferde ist vor dem Großen Preis.

P.S. Schönen Abend aus dem Süden. Ach, übrigens: Wer was übrig hat für den Fußball, der schaut heute Abend auf den FC Bayern gegen Lazio Rom. Für Thomas Tuchel geht es um seinen Job. Und für alle beteiligten um eine Menge Geld. Im Pferdesport, der mir am Herzen liegt, steht durchaus auch viel Geld auf dem Spiel. Hoffentlich vergaloppieren wir uns nicht!