Anno 1987 hat Hauke Schmidt in der Schleyerhalle ein Stück Geschichte des Springsports geschrieben. Aus zwei Qualifikationen und einem Finale für die punktbesten zwölf formte der Alt-Internationale Springreiter einen Hallentitel, der längst zu den Klassikern auf europäischer Ebene gehört. An diesem Freitag ging’s um den 35. Mastertitel seit 1987. Vor vollen Rängen sicherte sich der 24 Jahre junge Brite Harry Charles auf Aralyn Blue den Titel und die Siegprämie von 33 000 Euro. Der Blick auf die „ewige“ Bestenliste zeigt, welchen Stellenwert dieses Finale besitzt, heuer dotiert mit 100 000 Euro.

Die erste Siegerin des renommierten Hallentitels von Stuttgart war die US-Amazone Catherine Burdsall auf dem legendären The Natural, einem der weltbesten Springpferde seiner Zeit. Danach siegte gleich zweimal John Whitaker auf Milton, ebenfalls weltberühmt. Danach folgte, wiederum zweimal, unser französischer Freund Bosty mit Norton de Rhuys. Die ersten deutschen Siege schaffte Ludger Beerbaum 1995 mit Ratina Z und 1996 mit Priamos.

Es würde hier und heute zu weit führen, wenn ich alle Sieger seit damals nennen wollte. Vor einem Jahr sicherte sich Philipp Weishaupt den Titel, zeigte sich hernach stolz und glücklich, seinen Namen auf der Siegerliste zu finden. 19mal haben unsere Reiter den Sieg davongetragen. Einmal, nämlich 2001, teilten sich Michael Whitaker und Markus Merschformann den Erfolg. Sechsmal siegten die Amazonen, darunter zweimal Meredith Michaels-Beerbaum mit Shutterfly.

Und heute? Auf der Startliste zur zweiten Qualifikation, die gegen 17.30 Uhr Ortszeit begonnen hat,  stehen 43 Teilnehmer. Darunter ist nur ein Sieger früherer Jahre, nämlich Altmeister Pius Schwizer, der 2018 auf Living The Dream erfolgreich war. Er reitet heute Dubai du Bois Pinchet, eine Stute, die er von Brian Balsiger übernommen hat. Schaun wir mal, was er am Ende zu leisten vermag. Zu meinen Favoriten zählen unbedingt Hansi Dreher, der gestern die erste Qualifikation gewann und seit Wochen einen Lauf hat. Natürlich ist auch Steve Guerdat zu beachten, ebenso Harry Charles und Scott Brash.

Die zweite Qualifikation, soeben zu Ende gegangen (19.15 Uhr) sichert sich Harry Charles auf Billabong vor Philipp Schulze Topphoff auf Carla und dem Niederländer Kevin Jochems auf Flying Jackie. Hansi Dreher, der Sieger der ersten Quali,wird Vierter mit Cous Cous.

Hier nun die mit Spannung erwartete Liste der zwölf Finalisten: Harry Charles, Hansi Dreher, Philipp Schulze Topphoff, Kevin Jochems, Steve Guerdat, Scott Brash, Patrick Stühlmeyer, Alain Jufer, Penelope Leprevost, Pius Schwitzer, Marco Kutscher und Rick Hemeryck. Hauchdünn draußen sind leider Johanna Beckmann und Marie Schulze Topphoff. Das Finale beginnt erst am späten Abend um 22.15 Uhr.

Vergessen wir nicht die Besonderheit der Regeln für das Mastersfinale: Man darf zwei Pferde einsetzen, um in die Finalrunde der punktbesten zwölf zu gelangen, für die es zu später Stunde wieder bei null losgeht. Wie die einzelnen Finalisten sich entscheiden, das ist eine spannende Frage der Taktik und der Tagesform. Wenn die Entscheidung gefallen ist, so gegen 23 Uhr, lesen Sie hier bei mir, wer von heute an neu auf der Siegerliste steht.

Am Ende des Umlaufs der punktbesten zwölf Reiter hatte Harry Charles, der Sohn des Olympiareiters Peter Charles, auf der 12-jährigen Chacco-Blue Stute Aralyn Blue den prestigeträchtigen Sieg für sich. Damit steht er auf der „ewigen“ Siegerliste gemeinsam mit John und Michael Whitaker. Platz zwei ging an den favorisierten Europameister Steve Guerdat auf Albführens Sitte, Platzprämie 20 000 Euro, dahinter die Französin Penelope Leprevost auf Texas, Prämie 15 000 Euro. Rang vier für den einzigen deutschen Reiter im sechs-Pferde-Stechen: Philipp Schulze Topphoff auf Clemens, Prämie 10 000 Euro. Hansi Dreher, ebenfalls favorisiert, belegte nach einem Abwurf Rang acht, Prämie 2500 Euro.

Sagen wir’s mit Loriot, der dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre: „Früher war mehr Lametta!“ Tja, früher fuhren die Masterssieger mit einem nagelneuen Auto mit Stern nach Hause. Aber diese Zeiten sind vorbei und sie kommen nicht mehr wieder. Die in.Stuttgart, Veranstalterin des German Masters, ist seit dem Rückzug von Hauptsponsor Mercedes der Sponsor. Hinter den Kulissen heißt es allerdings, man sei zuversichtlich, bis übers Jahr einen neuen dritten Hauptsponsor präsentieren zu können. Warten wir’s ab.

Gut’s Nächtle aus Stuttgart.