Den Preis der Nationen beim Traditionsturnier im südenglischen Hickstead wollen wir hier und heute nur ganz kurz streifen, um dann ohne viele Umschweife nach vorne zu blicken. Frei nach dem Motto: Nicht der Rede wert! Ich vermag aus dem Stegreif nicht zu sagen, wann eine deutsche Equipe in einem Nationenpreis jemals 36 Strafpunkte gesammelt hat. Gestern war das leider der Fall. Eine Stellungnahme dazu vom Bundestrainer gibt es bis zur Stunde (11.45 Uhr) noch nicht. Dass Otto Becker enttäuscht ist, liegt derweil auf der Hand. Große Erkenntnisse dürfte er nach diesem sechsten Platz bei insgesamt acht Konkurrenten nicht gewonnen haben.

Soviel lässt sich immerhin sagen: Nach St. Gallen, Sopot, Rotterdam und Falsterbo war Hickstead die fünfte Station im „Longines Jumping Nationscup 2023.“ In St. Gallen siegten die Eidgenossen, in Sopot die Belgier, in Rotterdam die Niederländer, in Falsterbo die Schweizer und gestern in Hickstead die gastgebenden Briten. Geführt von der ehemaligen Topreiterin Di Lampart siegten Ben Maher, Tim Gradley, John Whitaker und Harry Charles mit nur vier Strafpunkten nach sechs Nullrunden in den zwei Umläufen hochverdient; Siegprämie 64 000 Euro.

Rang zwei für die Iren mit Shane Breen, Mark McAuley, Jack Ryan und Daniel Coyle mit 12 Punkten und vier Nullrunden: Prämie 40 000 Euro. Die Franzosen, geführt vom souveränen Niederländer Henk Nooren, mit 16 Punkten auf Rang drei nach drei Nullrunden, Prämie 32 000 Euro. Es ritten Gregory Cottard, Julien Anquetin, Oliver Perreau und Oliver Robert. An vierter Stelle die Schweden, die mit einer jungen Equipe antraten: Amanda Landeblad, Erika Lickhammer, Fredrik Spetz und Angelie von Essen. 24 Strafpunkte bei zwei Nullrunden, 24 000 Euro Prämie.

Robert Ridland, der US-Coach, setzte auf die erfahrene Laura Kraut, Alessandra Volpi, Paris Sellon und Devin Ryan, musste ohne Nullrunde 31 Strafpunkte hinnehmen und mit 16 000 Euro Prämie zufrieden sein. Rang sechs für das deutsche Quartett mit Geritt Nieberg (20 Strafpunkte), Jörne Sprehe (12 Strafpunkte), Marcus Ehning (20 Strafpunkte) und Richard Vogel (acht Punkte bei einer Nullrunde) Prämie 11 000 Euro bei insgesamt 36 Strafpunkten, wenn man die Streichergebnisse berücksichtigt. Schwacher Trost: Die Brasilianer kamen mit 38 Punkten ins Ziel, die Italiener gar mit 54.

Bedenkt man, dass viele junge und noch nicht so erfahrene Pferde zum Einsatz kamen, dann darf man  den Parcours durchaus als etwas zu schwer einstufen. Lichtblick aus deutscher Sicht: Ottos Equipen führen mit insgesamt 295 Punkten nach fünf Nationenpreisen der „Europe Division I“ das Feld der acht Mannschaften an, sind fürs Finale in Barcelona also qualifiziert. Sie waren dreimal Dritter und gestern eben nur Sechster.

Beim noch ausstehenden Nationenpreis in Dublin (Mitte August) startet keine deutsche Equipe. Wie es insgesamt mit dem Nationscup weitergeht, ist bekanntlich noch offen: Eigentlich wollte die FEI bereits vor Tagen bekanntgeben, welche fünf Turniere in der olympischen Saison die Qualifikationen austragen dürfen – aber nix war’s! Kurz vor dem angekündigten Termin zog man in Lausanne die Notbremse.

Man müsse, so hieß es von dort, noch allerhand wichtige Details klären. Na, dann klären Se mal schön! (Könnte es sein, dass diese als neu und prima angekündigte Serie gerade im olympischen Jahr 2024 gar nicht so wichtig und attraktiv ist? Otto Becker hat so schon genug Probleme, Aktive zu finden, die bereit und motiviert sind, für Deutschland in den Sattel zu steigen.)

Zum Schluss mein Tipp: Am Nachmittag liefere ich einen spannenden Blog über den „Großen Preis von Hickstead“, der morgen ansteht. Mehr verrate ich noch nicht. Nur soviel: Das Lesen lohnt sich!