Es wäre doch sehr schön, so hab‘ ich gestern hier geschrieben, wenn’s mal wieder einen starken deutschen Auftritt im internationalen Parcours gäbe. Und als ob er das gehört bzw. gelesen hätte, hat uns Richard Vogel mal wieder den Gefallen getan: Spiel, Satz und Sieg im Rolex-Grand-Prix von Wellington/Florida: „I am overwhelmed! Ich bin überwältigt!“, sagte Richard, nachdem er den erst neunjährigen Wallach Cepano Baloubet, Vater Chaman, Mutter von Stakkatos Highlight, im Stechen zum Sieg geritten hatte. Dickes Kompliment!

Kein Zweifel, dieser Richard Vogel, ein geborener Oberschwabe vom Jahrgang 1997, ist der Reiter der Stunde aus deutscher Sicht – ein Hans Dampf in allen Gassen: Im November gewann er sensationell das Weltcupspringen von Stuttgart. Dabei zeigte Richard augenfällig, dass er ein Schüler von Ludger Beerbaum ist. Seine Parcours, mehr noch seine Stechen, absolviert er auf der Ideallinie. Sein Pferd stammt vom Hengst Chaman – wir erinnern uns!

Heute Nacht in Florida blieb Richard auf seinem Wallach aus dem Besitz der US-Amerikanerin Veronica Tracy fehlerfrei in 40,53 Sekunden – Platz zwei ging sensationell an den Kolumbianer Roberto Teran Tafur auf dem niederländischen Hengst DEZ Ooktoff, ebenfalls fehlerfrei, aber in 49,15 Sekunden – eine Differenz von fast zehn Sekunden; Heiner Engemann, der die Kolumbianer trainiert, wird sich zurecht gefreut haben. Platz drei für Bertram Allen im Sattel des Iren Pacino Amiro nach einem Abwurf in 40,60 Sekunden. Die uns unbekannten US-Profis Karl Cook auf Kalinka und Alessandra Volpi auf Berlinda (früher unterwegs unter Hansi Dreher) belegten die Ränge vier und fünf.

Mein Topfavorit McLain Ward holte sich im Stechen auf seiner Stute Azur drei Abwürfe, wurde nur Sechster. Andre Thieme, Kent Farrington und Jessica Springsteen mussten sich nach Fehlern im Umlauf mit den Rängen acht, neun und zehn begnügen. Daniel Deusser reichte es nur auf Position 15. Nur sieben der vierzig Starter schafften den Einzug ins Stechen. Der strahlende Richard analysierte kurz und knapp: „Vor zwei Wochen war ich mir noch gar nicht sicher, ob ich dieses Pferd in einen so schweren Großen Preis schicken sollte. Aber er fühlte sich im Training so gut an, dass ich es gewagt habe – und es war „amazing“! In der Tat: Sein Ritt im Stechen erinnerte an Henrik von Eckermann und seinen King Edward – nicht von ungefähr, denn beide Reiter entstammen der Schule von Ludger Beerbaum.

Jetzt, am Nachmittag unserer Zeit, hat der Ergebniscomputer in Wellington ein Resultat geliefert, aus dem man die Verteilung der Geldpreise herauslesen kann: Von der Dotierung über 500 000 Dollar bekommt Verocnia Tracy, die Besitzerin von Richards Cepano Baloubet, ein Drittel – das sind nach Adam Riese 165 000 Dollar. Hoffen wir also, dass dieses Zukunftspferd Cepano Baloubet im Stall von Richard Vogel und seiner Partnerin Sophie Hinners bleibt. Otto Becker, der Bundestrainer, muss langsam aber sicher mal schauen, welche Rolle dieser starke Jockey vom RV Mannheim in seinen Planungen für die EM in Mailand spielen könnte.

Für Rang zwei gehen 100 000 Dollar an die Pferdebesitzer von Roberto Teran Tafur, für Platz drei gibt’s 75 000 Dollar für die Besitzer von Bertram Allen. Für Karl Cook und Alessandra Volpi blieben 50 000 bzw. 30 000 Dollar. Andre Thieme bekam zum Ende seiner US-Tour noch 12 500 Dollar. Kent Farrington und Jessica Springsteen gingen mit jeweils 10 000 Euro aus dem Grand Prix. Schau’n wir mal, wie das Tableau zu Ostern aussieht, wenn’s in Omaha um das Weltcupfinale geht.