Spannender geht es nicht. Im Weltcup der Dressurreiter 2022/23 wechselt die Spitze von Station zu Station: Nach der achten von elf Qualifikationen, heute am Nachmittag in Amsterdam, führt Isabell Werth mit 74 Zählern vor Ingrid Klimke (68) und Benjamin Werndl (65). Dinja van Liere, die heute auf ihrem Toppferd Hermes mit 87,055 Punkten einen Heimsieg schaffte, folgt mit 64 Zählern auf Rang vier.

Die Plätze zwei und drei in der heutigen Weltcupkür vor ausverkauftem Haus im Messezentrum RAI gingen an Isabell Werth auf ihrem Emilio (86,595) und die Dänin Nanna Merrald auf Blue Hors Zack mit 85,220 Punkten. Ingrid Klimke und ihr Franziskus FRH folgten mit 84,960 Punkten auf Platz vier. Von den 15 Finalisten bekamen zehn von der Jury eine Wertnote von mehr als 80 Zählern. Ohne die Statistik zu überdehnen: Wahrscheinlich die beste Wertung auf der aktuellen Weltcuptour in Richtung Finale im April in Omaha/Nebraska.

50 000 Euro Dotierung gab’s für die Kür, die wie in einem Hexenkessel verlief – die Fans feierten nicht nur ihre Siegerin Dinja van Liere, die WM-Dritte von Herning, frenetisch, sondern auch die in den Niederlanden höchst populäre Isabell Werth und ihren 17 Jahre alten Emilio. Die Siegprämie betrug 13 750 Euro, Isabell bekam glatte 10 000 Euro auf ihr Preisgeldkonto. 7500 Euro blieben für Nanna Merrald, 5625 Euro für Ingrid Klimke. Helen Langehanenberg konnte mit ihrer 15-jährigen Holsteiner Stute Annabelle zwar 80,230 Punkte erreiten – das war heute aber „nur“ Rang neun.

Der genaue Blick auf den Punktestand vor den noch folgenden drei Stationen in Neumünster (18. Februar), Göteborg (25. Februar) und Herzogenbosch (11. März): Isabell Werth, die in Amsterdam bereits 1996 ihre erste Kür gewann, danach viermal zwischen 2016 und 2019, liegt, wie gesagt, mit 74 Zählern in Führung, gefolgt von Ingrid Klimke (68) und dem bisher führenden Benjamin Werndl (65). Dinja van Liere hat 64 Zähler, Nanna Merrald 62, Patrick Kittel 58 und die verletzte Niederländerin Thamar Zweistra 55. Die Spanierin Morgan Barbacon, für Frankreich startend, hat 52 Punkte.

Nochmal sei’s betont: Jessica von Bredow-Werndl, die Weltcupsiegerin von Leipzig 2022, ist für Omaha gesetzt, taucht deshalb auf den Punktelisten gar nicht auf. Drei deutsche Reiter*innen auf den erste drei Punkträngen – das hat’s in dieser Dicht wohl auch noch nicht gegeben. Wir erinnern uns: Für Deutschland sind hinter Jessica nur noch zwei Startplätze in den USA frei: Aktuell haben also Isabell Werth und Ingrid Klimke die Tickets zum Greifen nahe. Benjamin Werndl, jetzt auf Platz drei mit seinen 65 Punkten, muss sich entscheiden: Seinen Daily Mirror hat er in Basel aus dem Sport verabschiedet, ob er mit seinem Famoso antritt, um ins Finale zu kommen, bleibt abzuwarten.

Aber wer weiß? Charlotte Frey beispielsweise, in Amsterdam zunächst mit ihrem Everdale gemeldet, sattelte tatsächlich ihren zwölfjährigen Belgier Lars van de Hoenderheidem, musste heute mit Platz elf zufrieden sein, hat nur 41 Punkte auf dem Konto – vermutlich hat die Doppelweltmeisterin von Herning, die auf Rang elf liegt, das Finale bereits abgeschrieben. Ihren Glamourdale wird sie im Weltcup schonen, sich in dieser vorolympischen Saison ganz auf die EM in Riesenbeck konzentrieren. Das jedenfalls hoffen die vielen Fans der Dressurreiterei  in Europa: das Aufeinandertreffen in Riesenbeck zwischen „Lottie“ Fry, der Weltmeisterin, und Jessica von Bredow-Werndl, der Olympiasiegerin.

Insgesamt haben sich an den bisherigen Weltcupstationen 77 Aktive beteiligt und gepunktet. Alles in allem – mir scheint, dass diese Weltcuptour stark von der Taktik beherrscht wird. Man muss schon ganz genau hinschauen, um die Übersicht nicht zu verlieren. Kurzer negativer Schlenker zum Schluss: Im Grand Prix am Freitag, der obligaten Einlaufprüfung, musste Andreas Helgstrand auf seiner neunjährigen Stute Queenparks Wendy die Disqualifikation hinnehmen – der Schaum im Pferdemaul war leicht gerötet – die sogenannte Blutregel lässt der Jury zurecht keine Wahl.