Fast wie aus dem Nichts: Kevin Staut, der Europameister von 2009, hat schwierige Zeiten hinter sich. Eine sportliche Durststrecke, die den 43-Jährigen dazu zwang, junge Pferde neu aufzubauen und kleinere Brötchen zu backen. Nach seinem hochverdienten Sieg im Großen Preis von Stuttgart strich er sich die Haare aus dem Gesicht, atmete tief durch und sagte: „Ich erinnere mich gerne an meinen Sieg hier vor elf Jahren. Ich liebe dieses Turnier und bin dankbar, dass ich durch eine Wild Card hier teilnehmen durfte. Und ich liebe dieses Publikum, unter dem viele Gäste aus Frankreich sind und viele Franzosen, die hier in Deutschland leben und arbeiten.“

Harry Charles, der das begehrte Double nur knapp verfehlte, sagte in das erste Mikrofon, das man ihm vor die Nase hielt, nur dieses eine Wort: „Scheiße!“ Immerhin, Kevin Staut bekommt für seinen Erfolg auf Beau de Laubry 56 100 Euro Siegprämie, Harry Charles als Zweitplatzierter mit Casquo Blue 34 000 Euro. Rang drei für den hierzulande unbekannten Franzosen Francois Boudant auf Brazyl, Prämie 25 500 Euro. Hansi Dreher musste heute mit Platz vier zufrieden sein; 17 000 Euro Trostpreis. Er sagte selbstkritisch: „Ich hatte hier in Stuttgart eine wirklich geile Woche, allerdings war ich vorhin selbst schuld. Die letzte Wendung auf den Schlusssprung war missglückt.“

Platz fünf für Steve Guerdat, der seine EM-Siegerstute Dynamix de Belheme mit an den Neckar gebracht hatte. Insgesamt 37 Pferde auf der Startliste, acht davon im Stechen. Für meinen Geschmack war der Stechparcours ein Kringelkurs, der flottes Vorwärtsreiten fast unmöglich machte. Alles in allem muss man sagen, dass Louis Konickx als Stellvertreter für die verunglückte Chrisa Jung einen sehr guten Job gemacht hat. Er wiederum lobte sein Aufbauteam zurecht über den grünen Klee.

Und nochmal alles in allem: 53 400 Besucher hatten die German Masters 2023 in der Schleyerhalle, Das Turnier ist vertraglich gesichert bis einschließlich 2026. Dann wird man sehen: Die Pläne für den Abriss und den Neubau der Schleyerhalle liegen im Moment auf Eis; eventuell wird sich der Stuttgarter Gemeinderat noch in diesem Jahr mit der Machbarkeitsstudie beschäftigen. Andreas Kroll, der Chef der in.Stuttgart, die das Turnier veranstaltet, bekräftigte vorhin noch einmal dies: „Ich möchte nicht, dass wegen des Neubauprojektes das Reitturnier pausieren muss. Wir sind in Gesprächen darüber, wohin wir in der Übergangszeit ausweichen können.“ Das kling ja wirklich gut und zuversichtlich.