„Ich kann es noch nicht glauben, ich muss mich wirklich kneifen!“ Die ersten Worte, die Willem Greve fand, nachdem er gestern in den Brabanthallen von Herzogenbosch auf seinem elfjährigen Highway den Großen Preis im Rahmen des Rolex-Grand-Slam gewonnen hatte – sie werden ihm wohl sein Leben lang im Gedächtnis bleiben. Seit 1967 gibt es dieses Traditionsturnier, aber erst seit 2018 gehört es zur Rolex-Grand-Slam-Serie. Turnierchef Frank Kemperman, den alle Welt aus Aachen kennt, hat sein Heimturnier in diese neue Attraktivität geführt. Jetzt gibt Frank, der bald siebzig wird, seinen „Job“ ab an Jeroen Dubbeldam, seinen niederländischen Freund, den Olympiasieger von Sydney 2000, Weltmeister von Caen 2014 und Europameister von Aachen 2015.

Gleich nochmal zu Willem Greve. Der 41-Jährige hat als letzter Reiter mit lächerlichen vier Hundertstel Vorsprung den bis dahin sicher führenden Weltmeister Henrik von Eckermann noch abgefangen. Chapeau! Was er kurz danach noch gesagt hat, folgt jetzt: „Mit Worten lässt sich nicht beschreiben, wie ich mich fühle. Ich bin meinem Pferd so dankbar für seinen Mut und seine Mentalität. Es bedeutet mir sehr viel, vor meinem Heimatpublikum zu gewinnen. Das hier ist ein so geschichtsträchtiger Ort. Und es ist eine Ehre, meinen Namen der Siegerliste hinzuzufügen. Schon seit ich klein bin, komme ich hierher zum Dutch Masters. Heute hier zu gewinnen – ein Traum ist wahr geworden.“

Wovon Willem Greve sonst noch so träumt, das weiß ich nicht. Ganz sicher aber davon, im Trio für die Niederlande zu stehen, das bei Olympia in Paris antritt. Ob er tatsächlich die Chance hat, in den engsten Kreis um Harrie Smolders, Leopold van Asten, Maikel van der Vleuten und Sanne Thijssen vorzudringen, bleibt abzuwarten. Spätestens in Aachen werden wir sehen, was für einen Plan Jos Lansink verfolgt, der Bondscoach.

In einem Zweiergespräch vor der internationalen Pferdesportpresse in Herzogenbosch haben Steve Guerdat und Jerome Dubbeldam interessante Einblicke in ihre vorolympischen Pläne und Denkweisen gegeben. Steve, bekanntlich der Olympiasieger von London 2012, sagte unter anderem: „Leider glaube ich nicht, meine Stute Dynamix mit nach Aachen nehmen zu können, obwohl sie vergangenes Jahr dort großartig gegangen ist. Sie hätte bestimmt die Chance, den Großen Preis im Rahmen des Grand-Slam zu gewinnen. Aber Aachen liegt aus meiner Sicht terminlich etwas zu nahe an Paris!“

Und weiter: „Wenn ich nach Aachen fahre, dann möchte ich 110 Prozent geben und mir keine Gedanken über die Olympischen Spiele machen, die ein paar Wochen später stattfinden. Wenn sich Dynamix gut fühlt, wird sie hoffentlich bei den Spielen dabei sein. Für die Soers wird dann Venard einspringen. Die letzten beiden Jahre hatte er im Nationenpreis jeweils zwei Nullrunden. Venard geht wahrscheinlich zum Rolex-Grand-Prix nach Calgary und Dynamix zum Grand Prix nach Genf.“ Diese Aussagen zeigen, dass Steve Guerdat bereits am Beginn der olympischen Saison einen festen Plan hat. Zugegeben, ob er ihn in die Praxis umsetzen kann, ist völlig offen.

Und Jerome Dubbeldam? Für den ganz großen Springsport fehlen Jerome aktuell die Pferde. Er sagt: „Ich möchte immer Teil dieses Sports sein – als Trainer, als Reiter, aber auch in meiner neuen Rolle als Sportdirektor des Indoor Brabant. Es ist für mich eine große Ehre, dass mir Frank Kemperman, mit dem ich schon lange zusammenarbeite, sein Amt übergeben hat. Zugleich kümmere ich mich um neue Schüler mit aufregenden Pferden. Es gibt also neue Herausforderungen für mich. Und darauf freue ich mich.“

Gestern, im Laufe des Tages, meldete sich aus dem fernen Florida einer, der wie alle Jahre wieder den Frühling in Florida verbringt: Andre Thieme, der Europameister von Riesenbeck, hat mit seiner Chakaria den Großen Preis von Ocala gewonnen, dotiert mit 200 000 US-Dollar. Davon bekam der Mann aus Plau am See 66 000 Dollar an Siegprämie.

Rang zwei für einen alten Bekannten, der ganz gewiss zu Olympia vor dem Schloss von Versailles möchte: Rodrigo Pessoa auf der französischen Stute Dhalida; Prämie 40 000 Dollar. Platz drei für die Kanadierin Tiffany Foster auf Eletrique, Prämie 30 000 Dollar. Andre Thieme war der einzige deutsche Reiter im Feld der 21 Konkurrenten. Weiter geht’s…