In der von mir besonders geschätzten Schweizer „Pferdewoche“, seit vielen Jahren trefflich gestaltet und geschrieben von meinen Kollegen Sascha Dubach und Florian Brauchli, fand ich kürzlich ein Foto unseres belgischen Kollegen Dirk Caremans vom internationalen Turnier in La Baule. Unter dem Titel „Trophee des legendes“ zeigt es vier weltberühmte Springreiter, die auf dem nobelsten aller französischen Turniere noch einmal in den Springsattel gestiegen waren, um sich zu messen für einen guten Zweck. Das Publikum im ausverkauften Stadion habe sie mit „Standing Ovations“ gefeiert.

Nennen wir die vier ehemaligen Größen des Springsports nach ihrem Alter: Frederic Cottier, der 69 Jahre alt ist und im Februar 2024 seinen Siebzigsten feiert, hat bei Olympia 1988 in Seoul Teambronze gewonnen, war bei der WM 2014 in Caen Parcourschef. Markus Fuchs, der Schweizer, feiert am 23. Juni seinen 68. Geburtstag. Mit dem berühmten Fuchs Tinka’s Boy holte er in Sydney 2000 mit der Equipe der Eidgenossen Teamsilber, bestritt insgesamt fünf Olympische Spiele, um nur das Wichtigste zu nennen.

Eric Navet, 64, der Franzose, wurde 1990 bei den ersten Weltreiterspielen in Stockholm Weltmeister auf seinem tollen Hengst Quito de Baussy, 1992 gab’s für ihn und seine Equipe Teambronze in Barcelona, 1991 war er mit seinem Hengst Europameister – übrigens in La Baule. Last but not least: Lars Nieberg, der am 24. Juli seinen Sechszigsten feiert, war 1996 in Atlanta Team-Olympiasieger auf For Pleasure und 2000 in Sydney ebenso mit Esprit.

Ich finde, dass die Turniermacher in La Baule ein gutes Gespür dafür haben, was beim Publikum wirklich gut ankommt: Eben nicht nur der Tagessport um jede Menge Euro und/oder Dollar, sondern die gelebte Nostalgie, die respektvolle, ja liebevolle Bewunderung gegenüber den Stars vergangener Jahre. Die vier aktuellen Beispiele aus La Baule: Lars Nieberg, Markus Fuchs, Frederic Cottier und Eric Navet belegen das. Mit jeweils einer Flasche Moet & Chandon in der Hand strahlen die vier, dass es einen anrührt. Dass Navet das Schauspringen gewann, vor Markus Fuchs, Frederic Cottier und Lars Nieberg – geschenkt.

Ich meine, diese „Trophee des legendes“ ist eine prima Idee. Dass man auf den Traditionsturnieren von Hamburg und/oder Aachen noch nicht auf diese Idee gekommen ist – ich wundere mich. Stellen Sie sich mal vor: In der Soers treten die lokalen Legenden Peter Weinberg und Willibert Mehlkopf nochmal an gegen, sagen wir, Jos Lansink, den Weltmeister von 2006, und Eric Navet, den Titelträger von 1990. Ich würde auch gerne Achaz von Buchwaldt mal wieder im Sattel sehen oder Michael Rüping oder auch Paul Schockemöhle. Weshalb eigentlich nicht?

Ich bin mir ganz sicher: Von solch einer gelebten Nostalgie würde die internationale Reiterfamilie noch lange sprechen, ja schwärmen. Vermutlich länger und intensiver als vom aktuellen Tagessieger im Großen Preis. Wir sollten uns auf unseren großen Turnieren viel mehr kümmern um diejenigen, die unseren Sport in vergangenen Zeiten groß gemacht haben.

Dabei darf ich erinnern an die EM 1997 in Mannheim: Damals hatte ich dem Turnierchef Peter Hofmann vorgeschlagen, doch die Europameister von einst einzuladen: Er fand einen Sponsor und es kamen unter anderem: Nelson Pessoa und John Whitaker, aber auch die Italienerin Julia Serventi, die vor Glück weinte, dass man in Deutschland an sie gedacht hatte.

Den Turniermachern von La Baule zolle ich meinen Respekt und meine Bewunderung: Chapeau!