Das Weltcupfinale der Springreiter, 1979 erstmals ausgetragen, ist seit jeher so etwas wie ein Zweikampf der Kontinente: Amerika gegen Europa! Zum Auftakt des 42. Finales in der Leipziger Messe setzt sich der Schweizer Vize-Europameister Martin Fuchs mit Chaplin an die Spitze des Feldes, knapp dahinter Max Kühner auf Elektric Blue, für Österreich am Start. Bester US-Reiter ist der kampfstarke McLain Ward auf dem Zweibrücker Contagious. Entschieden ist noch nix – alles ist noch offen!

In Leipzig wird mal wieder Geschichte geschrieben: John Whitaker, mittlerweile 67 Jahre jung, bestreitet sein 29. Weltcupfinale! Das kommentiert sich selbst. Marcus Ehning bestreitet sein 19. Finale. John siegte 1990 in Dortmund und 1991 in Göteborg jeweils mit Milton, Marcus Ehning siegte 2003 in Las Vegas mit Anka, 2006 in Kuala Lumpur mit Sandro Boy und 2010 in Genf mit Noltes Küchengirl. Vergessen wir nicht: Otto Becker, der Bundestrainer, gewann 2002 in Leipzig mit Dobels Cento, dem unvergessenen Schimmel.

Und noch etwas sei gleich hier zu Anfang lobend erwähnt, weil es auch ein Stück Sportgeschichte bedeutet: Parcourschef Frank Rothenberger, inzwischen Mitte sechzig, baut anno 2022 in Leipzig sein fünftes Weltcupfinale! Respekt! Leider gibt’s ja keine Statistik darüber, wie oft wer und wo die Parcours gestaltet hat, das ist schade. Ich liege gewiss nicht falsch, wenn ich vermute, dass kein anderer Parcourschef mehr als fünfmal das Finale verantwortet hat. Übrigens, Frank Rothenberger hält ganz gewiss einen Weltrekord, wenn’s um den CHIO in der Aachener Soers geht: Seit 2003 ist Frank dort als Parcoursdesigner engagiert – insgesamt 22mal, so hat er mir gesagt, habe er in der Soers gebaut: „2006 und 2015 gab’s jeweils zwei Turniere dort, daher die hohe Zahl“. Chapeau vor Frank Rothenberger!

Bester deutscher Springreiter heute beim Aufgalopp: David Will mit seinem C Vier auf Rang vier. Bei der EM in Riesenbeck stürzten die beiden kurz vor dem Finalstart auf dem Abreiteplatz, heute verlor C Vier kurz vor dem Start auf dem Abreiteplatz ein Eisen, musste später starten als eigentlich vorbereitet. Der Mann hat Nerven wie Drahtseile. Debütant Gerrit Nieberg belegt mit seinem Ben den Platz sechs, Debütant Philipp Schulze Tophoff und Concordess NRW folgen auf Platz zehn. Marcus Ehning liegt gleich dahinter auf Rang elf; leider kann Marcus seinen spitzigen Stargold nicht satteln, setzt dafür die Schimmelstute Calanda ein. Christian Kukuk, ebenfalls ein Debütant im Weltcupfinale, rangiert mit Cheker als 17. im Feld der 33 Konkurrenten.

Während sich sein Freund Martin Fuchs an die Spitze setzte, fiel Titelverteidiger Steve Guerdat mit Victorio des Frotards auf Rang 25 zurück. Das nennt man einen Fehlstart. Wichtig zu wissen an dieser Stelle: Im Weltcupfinale darf man zwei Pferde einsetzen. Das heißt: Pferd A im Aufgalopp, Pferd B in der zweiten Runde – eines von beiden im Finale, sofern man es nach Punkten erreicht. Es bleibt also weiter spannend in den Leipziger Messehallen. Den Zweikampf der Kontinente behalten wir besonders im Auge, denn Robert Ridland, der US-Natioancoach, hat eine handvoll Debütanten mit nach Sachsen gebracht.

Ganz aktuell ein paar Stimmen kurz nach den Ritten. John Whitaker: „Mein Pferd ist nicht das schnellste, aber es sprang heute sehr gut. Ich konnte nicht schneller. Ich schäme mich für den Abwurf!“ David Will: „Es war heute ein sehr schwieriger Parcours. Aber alles ging gut und ich bin sehr glücklich.“ Martin Fuchs: „Chaplin sprang fantastisch, das Risiko hat sich gelohnt, es war für mich ein toller Ritt!“ Gerrit Nieberg: „Ich bin sehr glücklich, mein Pferd sprang großartig, der Abwurf war mein Fehler.“ Marcus Ehning: „Ich hätte noch ein bisschen schneller sein können, leider gab’s einen Abwurf, aber alles in allem war es gut.“