Sagen wir mal so: Die Spannung hielt sich in Grenzen, als es gestern Abend in der „The New Horizon Plastics London Arena“ um die fünfte von elf Stationen im Weltcup der Dressurreiter der Westeuropaliga ging. 14 Pferde am Start – tags zuvor im Grand Prix war Emile Faurie mit seiner Bellevue vom Chefrichter Magnus Ringmark aus Schweden wegen der „Blood Roule“ disqualifiziert worden. Sowohl im Grand Prix wie auch in der Kür siegte Charlotte Dujardin auf ihrem Imhotep vor „Lottie“ Fry auf Everdale – dieser 14-jährige Hengst aus dem Besitz von Anne an Olst ist übrigens der Vater von Imhotep. 

Der Grand  Prix und die Kür gerieten jeweils  zu einem Dreifacherfolg der britischen Gastgeber: Im Grand Prix zum Warmlaufen gab’s für Charlotte Dujardin 81,761 Prozentpunkte und eine Siegprämie von rund 4000 Euro. Für Everdale und „Littie“ Fry vergab die fünfköpfige Jury 77,435 Prozentpunkte; Platzprämie 3000 Euro. Rang drei für die hierzulande noch nicht gar so bekannte Becky Moody auf einem Pferd namens „Jagerbomb“ mit 75,087 Prozent, Prämie 1950 Euro. Letztere überzeugte durch couragiertes und professionelles Reiten. Kompliment. Von Becky Moody werden wir in den kommenden Jahren noch allerhand hören.

Gestern Abend in der Kür vergab die Jury für Charlotte Dujardin die Tagesbestnote von 89,465 Prozentpunkten. In der Ausführung reichten die Noten bis 96,800 Prozent. An der Spitze der britische Chefrichter Andrew Ralph Gardner mit einer glatten Gesamtnote von 91 500 Prozent. Kleiner Einwand von mir an dieser Stelle: Seit Jahren erleben wir es immer wieder, dass die britische Richter’innen im Vorfeld wichtiger Championate ihre Aktiven regelrecht hochjubeln, was die eigentlich gar nicht nötig haben.

Für Charlotte Dujardin betrug die Siegprämie exakt 14,419,65 Euro. Ihr Kommentar: „Für Imhotep ist es sein allererstes Hallenturnier. Und wir hatten ein volles Haus. Du konntest die Leute hören beim Abreiten – es war unglaublich. Ich war sehr stolz auf Imhotep, denn er hat diese atmosphäre noch nie zuvor erlebt. Deshalb war es ein großer Lerneffekt für uns. Er ist immer noch ein junges Pferd. Ich bin schon sehr aufgeregt, was nächstes Jahr auf uns zukommt.“ Na logisch: Charlotte möchte bei Olympia in Paris möglichst zwei Medaillen holen…

Platz zwei in der Kür für „Littie“ Fry und ihren Everdale: Platzgeld 10,559,65 Euro. Ihren Glamourdale hatte die 27-Jährige daheim gelassen. Eigentlich schade. Doch aus dem WM-Jahr 2022 und dem EM-Jahr 2023 kennen wir ja die taktischen Raffinessen des Stalles van Olst bereits zur Genüge. Daran wird sich auch im olympischen Jahr 2024 gewiss nichts ändern. Entscheidend bei all diesen Tricks ist doch nur eines: Wer zuletzt lacht, der lacht am besten.

Auch in der Kür lag die bereits belobigte Becky Moody mit ihrem Jagerbomb am Ende auf Platz drei, Prämie 8004,65 Euro. Blicken wir noch kurz und knapp auf die aktuelle Punkteliste nach der Qualifikation von London: Patrick Kittel bleibt in Führung mit 68 Punkten, gefolgt von Morgan Barbancon mit 56 und Nanna Merrald mit 51 Punkten. Gemeinsam auf Rang vier der Franzose Alexandre Ayache und Raphael Netz vom Stall Werndl in Aubenhausen mit jeweils 39 Zählern.

Matthias Rath, der nicht nach London konnte, weil er sein Hallenturnier in Frankfurts „Gud Stubb“ organsiert, liegt jetzt mit 37 Punkten auf Platz sechs, wird wohl nach Weihnachten in Mechelen antreten, um den Anschluss nicht zu verlieren. Insgesamt haben bisher 70 Aktive am Weltcup 2023/24 teilgenommen. Und alle haben gepunktet. Wie gesagt, vom 26. bis 30. Dezember wird in Mechelen geritten. Finale im April in Riad.

Schließlich zur Abrundung die aktuelle Weltrangliste: Jessica von Bredow-Werndl weiterhin ganz vorne vor Charlotte Fry, Nanna Merrald, Charlotte Dujardin, Isabell Werth und Frederic Wandres. Patrick Kittel liegt auf Platz sieben vor Carl Hester, der das britische Dressurwunder möglich gemacht hat, sowie Therese Nielshagen und Carina Krüth. Dorothee Schneider, die dieser Tage das Karriereende von „Showtime“ angekündigt hat, ist zwölfte hinter Andreas Helgstrand, der sich gegenwärtig wohl wenig um seinen Platz auf der Weltrangliste kümmern dürfte. Unter den ersten zwanzig auch Sönke Rothenberger (15.) und Matthias Rath (19.)