Sabine Zaegel, die Direktorin des traditionsreichen „Jumping International de Bordeaux“, unterzeichnet ihre Absage des diesjährigen Weltcupturniers, geplant vom 3. bis 6. Februar, mit einer geradezu heroischen Durchhalteparole. Sie lautet: „Long live the Sport!“ also „Lang‘ lebe der Sport!“ Das klingt für manche Ohren ein wenig zu martialisch, gerade so, als ginge es um Leben und Tod. Das ist Gottseidank nicht der Fall!

Gleichwohl, mich erstaunt nicht, dass die international verantwortlichen Turniermanager zu derlei markigen Worten greifen – im dritten Jahr der Corona-Pandemie liegen vielerorts die Nerven blank. Das hat man erst vor Kurzem beispielsweise aus Basel gehört, wo der Motor des Topturniers in der St. Jakobshalle, Thomas Straumann, nach dem Turnierverbot durch die Regierung von Baselland sich einige Tage und wohl auch Nächte lang ernsthaft mit dem Gedanken trug, gar kein Turnier mehr zu veranstalten. Als Thomas Straumann und sein Team sich umbesannen und offiziell verlauten ließen, sie würden gerne weitermachen und 2025/26 die Weltcupfinals ausrichten, da spürte man regelrecht das weltweite Aufatmen. Gerade nochmal gut gegangen! Ein Hoch auf die Baseler Pferdefreunde!

Apropos Bordeaux. Die oben zitierte Sabine Zaegel und ihr Team dachten gottlob gar nicht daran, aus ihrer Turniertradition auszusteigen. Der Termin für 2023 steht: 2. bis 5. Februar. Vergessen wir nebenbei bemerkt nicht, dass beide Hallenmeetings, das von Basel und das von Bordeaux, zum Weltcupzirkus in Springen und Dressur gezählt hätten.

Gleiches gilt übrigens auch für Göteborg, dessen Riesenarena Scandinavium quasi die Wiege des Weltcups der Springreiter ist. 1979 gab’s dort die Premiere; der Sieger hieß Hugo Simon im Sattel des Fuchses Gladstone – ein absolutes Weltklassepferd aus dem Nachlass des 1977 tödlich verunglückten Weltmeisters Hartwig Steenken. Göteburg 2023 soll übrigens vom 22. bis zum 26. Februar 2023 stattfinden. Man stelle sich einmal vor: In normalen Jahren zählt man im Scandinavium rund 70 000 Besucher, diesjahr wollten die schwedischen Behörden nur 500 Besucher zulassen – klar, dass sich das nicht rechnen kann. Auch aus Amsterdam hat die Reiterszene eine Absage für 2022 hinnehmen müssen. Nächster Termin für das Weltcupturnier sind die Tage vom 26. bis 29. Januar 2023.

Gemischte Kunde erreichte uns dieser Tage aus Schleswig-Holstein, wo das Traditionsturnier in der Holstenhalle von Neumünster abgesagt wurde wegen Corona, zumindest, was den Springsport anbelangt. Immerhin darf man in Neumünster die Prüfungen im Rahmen des Dressurweltcups austragen – allerdings vor leeren Rängen. Die interessierten Fans werden sich bei Clipmyhorse einfinden. Das ist quasi das „hippologische Lagerfeuer“ des 21. Jahrhunderts.

Was bleibt? Von Tag zu Tag blicken wir erneut mit banger Miene ins Internet – wann und von wo kommt die nächste Absage. Denn von der heiß ersehnten Normalität im Pferdesport sind wir ja alle noch weit entfernt. Vielleicht tut sich ja hierzulande in den kommenden Tagen und Wochen etwas, was mehr Zuschauer in die großen Stadien und Arenen bringt – nicht nur beim Fußball! Übrigens, Anfang April wollen wir uns in Leipzig treffen zu den Weltcupfinals in Dressur und Springen. Also halten wir dem rührigen Volker Wulff kräftig die Daumen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt! Oder um es mit Sabine Zaegel zu sagen: „Long live the Sport!“