Der große Triumphator von Luhmühlen 2023 heißt für mich Chris Bartle. Der Nationalcoach der Briten, der ja bekanntlich auch mal Co-Bundestrainer war, hörte vor kurzem bei der Siegerehrung in der Fünf-Sterne-Prüfung wohl zum ersten Male auf internationalem Terrain seine weltberühmte Nationalhymne mit „God save our King!“ Laura Colett gewinnt auf dem Holsteiner London 52 und kassiert 40 000 Euro, dahinter Kitty King auf dem Franzosen Vendredi Biats, Prämie 30 000 Euro, sowie Weltmeisterin Yasmin Ingham auf dem Iren Rehy DJ, Prämie 20 000 Euro. Die deutsche Meisterschaft holte sich wie erwartet Julia Krajewski auf dem Hengst Ero de Cantraie. 

Die wichtigsten Fakten dieser langen Fünf-Sterne-Konkurrenz: 41 Pferde am Start, nur 29 in der Wertung. Im Finalparcours gab’s lediglich fünf fehlerfreie Runden. Laura Colett, erfahren in vielen Schlachten rund um die Welt, blieb mit ihrem 14-jährigen Holsteiner stets an der Spitze: Ihr Dressurergebnis von glänzenden 20,3 Minuspunkten war auch ihr Siegerresultat. Dickes Kompliment! Kitty King und ihr ebenfalls 14-jähriger Sohn von Winningmood nahmen leicht 0,4 Zeitfehler auf sich, kamen mit 27,3 Punkten ins Ziel. Auch die amtierende Weltmeisterin von Pratoni del Vivaro, Yasmin Ingham, nahm 0,4 Zeitfehler lässig hin, beendete den Wettkampf mit 27,9 Punkten.

Noch sind aus Luhmühlen keine Stimmen bekannt – aber was Christ Bartle mir in dieser Situation sagen würde, das klänge etwa so: Wir haben nicht nur einen Dreifachsieg, wir haben sieben Leute unter den Top Ten. Ein stärkeres Signal im Vorfeld der Europameisterschaft in Haras du Pin kann ich mir nicht vorstellen. Nur der US-Profi Boyd Martin hat sich mit Luke und Fedarman auf den Plätzen vier und acht dazwischen platziert. Bester deutscher Reiter ist Jerome Robine auf Black Ice als Zehnter, Prämie 1750 Euro. Arne Bergendahl auf Luthien ist 14., Emma Brüssau auf Dark Desire wird 21. Alle drei, nicht zu vergessen, haben ihre erste Fünf-Sterne-Prüfung absolviert.

Der Vollständigkeit halber: Unter den Ausgeschiedenen finden wir die Siegerin Laura Colette auf ihrem Zweitpferd Dacapo, die im Gelände aufgab. Auch die starke US-Reiterin Tamra Smith auf California sah das Ziel nicht, Gleiches gilt für die eigentlich erfahrene Olympiateilnehmerin Lea Siegl aus Österreich auf Fighting Line.

Und hier meine kurze Analyse zum Ausgang der Deutschen Meisterschaft: Spiel, Satz und Sieg für die Olympiasiegerin Julia Krajewski, die hohe Favoritin auf ihren dritten DM-Titel nach 2018 und 2019. Mit dem französischen Hengst Ero de Cantraie hatte sie im schweren Finalparcours nur 0,4 Zeitfehler, beendete den Titelkampf 2023 mit 30,6 Minuspunkten, bekam 6000 Euro Siegprämie für den Pferdebesitzer Bernd Heicke. Glückwunsch und Hut ab!

An dieser Stelle muss allerdings gesagt werden, dass es im Feld der 31 Finalisten von 47 gestarteten Pferden nur zwei Nullrunden gab: Christoph Wahler und seinen elfjährigern D’Accord, der mit 34,4 Minuspunkten, seinem Dressurergebnis, Silber holte und sich jetzt „Deutscher Vizemeister“ nennen darf, dazu 4600 Euro Prämie, sowie Beeke Jankowski auf ihrem elfjährigen Hannoveraner Didgeridoo, die „nur“ Rang 15 belegten.

Frage: Ist es jetzt so, dass man die Schlussparcours deutlich (zu) schwer macht und die erlaubte Zeit immer enger, damit so wenig wie möglich Pferde mit ihrem Dressurresultat über die Ziellinie galoppieren? Julia Krajewski und ihr zweites Pferd, der Holsteiner Nickel, brachten 8,8 Punkte aus dem Parcours mit – Platz drei in der Vier-Sterne-Prüfung. Allein sechs Pferde bekamen zwölf und mehr Strafpunkte, allzu häufig gab es Zeitfehler. Anna Lena Schaaf und ihre 16-jährige Farytale kamen mit einem Abwurf sehr gut zurecht, hatten am Ende 37,8 Punkte, dazu die Bronzemedaille und 2000 Euro Prämie. Bravo!

Am Ende die ersten sechs Plätze für deutsche Reiter, womit Bundestrainer Peter Thomsen zufrieden sein konnte. Beste ausländische Teilnehmerin war Lara de Liederkerke-Meier aus Belgien auf Hermione auf Rang sieben. In zwei Wochen trifft sich die internationale Buschreiterszene in der Soers. Dort gewinnt Peter Thomsen bestimmt weitere Erkenntnisse – und wir Betrachter von außen natürlich auch.