Heute schauen wir an dieser Stelle ausnahmsweise mal nicht auf die Springreiter – heute kümmern wir uns mal um die internationalen Dressurreiter, die auf dem Messegelände von Lyon in ihre Saison 2023/24 starten. Das Finale, übrigens organisiert von Volker Wulff, findet im April in Riad statt. Zu dieser Zeit steckt die gesamte Szene bereits in den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele von Paris. Für Lyon haben nur 16 Aktive gemeldet, für Stuttgart in knapp zwei Wochen immerhin 26. 

Um sogleich bei den Fakten zu bleiben: Der erste Sieger dieser neuen Weltcupsaison auf dem Dressurviereck heißt Matthias Rath: Er machte sich vergangenes Wochenende die Mühe nach Polen zu fahren, nach Wroclaw, dem ehemaligen Breslau. Dort sicherte sich Matthias mit seinem hannoverschen Hengst Destacado, dem German-Masters-Sieger von 2022, den Grand Prix und auch die Kür. Diese Station in Polen zählt zur Zentraleuropa-Liga, während Lyon und Stuttgart bekanntlich zur Westeuropa-Liga gehören.

Um der totalen Verwirrung zu entgehen, schlage ich vor, dass wir Mitteleuropäer uns weniger um die Frage nach den diversen Ligen kümmern, sondern um Reiter, Pferde und Erfolge. Deshalb mein Blick auf das etwas schmale Starterfeld am kommenden Wochenende in Lyon: Ein kleiner Kreis wird dort den Sieg in der Weltcupkür unter sich ausmachen: Isabell Werth mit ihrem Emilio, Frederic Wandres mit seinem Bluetooth, Nanna Merrald mit ihrem St. Schufro, Thamar Zweistra mit ihrem Hexagon Ich weiss. In Lauerstellung reiten Morgan Barbancon auf Habana Libre und Patrick Kittel auf Forever Young.

Sogleich der Blick auf das German Masters in Stuttgart: 26 Aktive stehen auf der vorläufigen Nennungsliste. Isabell Werth, Seriensiegerin in der Schleyerhalle, hat Emilio genannt für die Kürtour sowie Superb für die Masters-Tour. Matthias Rath, vor einem Jahr der Masters-Sieger mit Destacado, reitet diesjahr sein EM-Pferd Thiago, um seinen Titel aus 2022 zu verteidigen.

Sönke Rothenberger sattelt am Neckar den Oldenburger Matchball, Dorothee Schneider bringt Dayman mit für die klassische Tour. Patrick Kittel reitet Bonamour im Weltcup, Fabienne Müller-Lütkemeier sattelt Valencia As in der Kür und Valesco in der Mastertour. Nicht zu vergessen: Andreas Helgstrand, um den es in den letzten Wochen allerhand Wirbel gab, kommt mit zwei Pferden an den Neckar.

Nein, ich hab’s wirklich nicht vergessen: Im dänischen Herning war die erste Weltcupstation der neuen Saison für die Westeuropa-Liga. Sieg für Patrick Kittel vor Morgan Barbancon, Raphael Netz, Katharina Haas und Diana Porsche. Apropos Raphael Netz: Der Bereiter aus dem Stall Werndl in Aubenhausen vertritt heuer die Farben seiner Brötchengeber. Weder Jessica von Bredow-Werndl noch ihr Bruder Benjamin machen erkennbare Anstalten, heuer am Weltcup teilzunehmen.

Zu Beginn der Saison 2023 hatte Jessica mit ihrer Dalera das Weltcupfinale von Omaha/Nebraska gewonnen. Verständlich, dass sie alle Planungen jetzt auf Paris ausrichtet. Übrigens, auch die Namen Charlotte Dujardin und Charlotte Fry sucht man bei den ersten Cupturnieren vergeblich. Ob sich das im Verlauf der Saison noch ändert, darüber lässt sich aktuell nichts sagen. Nur zur Erinnerung: Nach den beiden bevorstehenden Stationen in Lyon und Stuttgart folgen Madrid, London, Mechelen, Basel, Amsterdam, Göteborg und Herzogenbosch. Danach das Finale in Riad.

Kleine historische Anmerkung für die Nachgeborenen: Den Dressurweltcup, erdacht vom Niederländer Joep Bartels, gibt es seit 1985. Er führte die Kür ein, die seit Atlanta 1996 zum olympischen Programm zählt. Seit 2010 gehört sie auch zum WM-Programm.