Diese schlechte Nachricht überrascht uns leider nicht – allenfalls der Zeitpunkt macht mich ein wenig nachdenklich: Ausgerechnet an Heilig Abend hat Julia Krajewski offiziell mitgeteilt, dass Amande B-Neville, ihre Olympiasiegerin von Tokio 2021, aus dem Sport genommen wird. Eine Verletzung im Huf lasse sich nicht erfolgreich behandeln. Sie selbst und „Mandys“ Mitbesitzer Bernd Heike hätten gemeinsam und übereinstimmend diese Entscheidung getroffen.
Die 13-jährige französische Stute Amande de B-Neville, von Julia Krajewski entdeckt, ausgebildet und zu olympischem Gold geführt, steht in den Annalen der Vielseitigkeit in der ersten Reihe: gemeinsam mit Marius, der unter Hinrich Romeike 2008 in Hongkong Gold gewann, sowie mit Sam, der unter Michael Jung Einzelgold gewann in London 2012 und in Rio 2016. Zugleich gab’s für das Gespann Julie und „Mandy“ 2022 WM-Silber und Teamgold in Pratoni del Vivaro.
Julia Krajewski schreibt an Heilig Abend: „Es geht ihr sehr gut und sie verbringt ihre Zeit, wie man es sich für Pferde wünscht, auf der Wiese. Seit einiger Zeit laboriert Mandy an einer Verletzung im Huf herum, die für sich genommen nicht besonders dramatisch ist, sich aber trotz aller Arten der Therapie nicht zufriedenstellend gebessert hat. Während es sie in ihrem normalen Alltag nicht beeinträchtigt, besteht das Risiko, dass es sich deutlich verschlechtert, wenn sie wieder sportlicher Belastung standhalten muss. Es gibt zwar eine kleine Chance, dass es funktionieren könnte, dennoch haben wir uns dagegen entschieden, es zu versuchen.“
Und weiter: „Jeder darf selbst entscheiden, welche Risiken es lohnt, einzugehen – aber mein Gefühl ist, dass Mandy mir so unglaublich viel gegeben hat, meine größten Träume erfüllt hat, für mich gekämpft hat, für mich über sich hinausgewachsen ist. Meine größte Angst wäre gewesen, sie in einer so wichtigen Entscheidung im Stich gelassen zu haben und das am Ende bereuen zu müssen.“ Natürlich sei sie selbst „sehr traurig, dass ich Mandys unglaubliche Kraft, ihre Cleverness und Entschlossenheit nicht mehr aus dem Sattel fühlen werde. Auf der anderen Seite bin ich unglaublich dankbar dafür, dass ich das so erleben durfte.“
Und wie geht es für Julia weiter? Immerhin hat sie mit dem 10-jährigen Holsteiner Nickel und der elfjährigen französischen Stute Ero de Cantraie zwei Pferde unter dem Sattel, die beide für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris qualifiziert sind. Mit ihnen gehört Julia nach wie vor dem Olympiakader an. (Mit einer definitiven Nominierung durch den Bundestrainer und den DOKR-Ausschuss Vielseitigkeit hat das alles bekanntlich noch nichts zu tun. In Paris dürfen pro Nation nur drei Paare an den Start gehen. Streichergebnisse sind abgeschafft.)
Anmerkung zum Schluss: Das Karriereende von Mandy ist, wie man es auch dreht und wendet, eine klare Schwächung des deutschen Teams. Hoffen wir, dass kein weiteres Pferd aus der ersten Reihe ausfällt. Denn die vielzitierte Decke ist leider dünn. Die ersten Wettkämpfe im Frühjahr werden zeigen, wo die deutsche Buschreiterei am Beginn des olympischen Jahres steht.