Auf dem Mannheimer Maimarkt geht das 60. Reitturnier seinem Höhepunkt 2024 entgegen: Die Badenia steht an, benannt nach der Schutzheiligen der Badener. Und bevor das Feld der 48 Pferde über den Parcours von Christa Jung geht, ertönt das „Badnerlied“ – wie vor jedem Heimspiel des FC Freiburg. Später an dieser Stelle mehr über die Badenia von heute. Jetzt aber mein historischer Exkurs in die Historie dieses durchaus europäischen Klassikers im Frühjahr. Turnierchef Peter Hofmann, der ein Faible für die Sportgeschichte hat, lud ehemalige Badenia-Sieger aktuell ins VIP-Zelt ein. Eine schöne Geste.
Beim allerersten Maimarkt-Turnier 1964 teilten sich zwei Reiter, deren Namen nurmehr Zeitgenossen über siebzig kennen, den Sieg: Lothar Schellhase auf Atos und Walter Schmitt auf Achselsport. 1965 waren es Hauke Schmidt auf Gerona und Alwin Schockemöhle auf Freiherr. Hauke Schmidt, mittlerweile 86 Jahre alt, nach wie vor am großen Sport interessiert, war heuer der Älteste unter den ehemaligen Siegern. Der gebürtige Holsteiner, der in Überlingen am Bodensee lebt, hat die längste Zeit seiner Sportkarriere in Glems am Albaufstieg verbracht, unweit von Reutlingen.
83 Jahre jung ist Willibert Mehlkopf, die Legende aus Aachen – der Mann, der mit Wabbs Serien von Mächtigkeitsspringen gewonnen hat, als diese Prüfungsart noch die Attraktion auf vielen Turnieren an den Samstagabenden war. Willibert, Badenia-Sieger von 1968 auf Fidelus, sagte: „Es ist doch völlig klar, dass wir kommen, wenn Peter Hofmann uns einlädt. Ich denke gerne an die alten Zeiten zurück.“
Volker Höltgen, Badenia-Sieger von 1986, zählt quasi noch zu den jüngeren Gewinnern dieser Traditionsprüfung. Ebenso Armin Schäfer, der 2004 gewann. Aber auch Otto Becker, der 1998 auf Cera siegte. Bei der Siegerehrung dachte sich Otto damals ganz plötzlich etwas Besonderes aus: Er sprang aus dem Sattel seiner Rappstute und „befahl“ Peter Hofmann, sich trotz Anzug und Krawatte auf Cera zu schwingen und die Ehrenrunde anzuführen. Schöne Geschichte.
Christian Ahlmann, ausnahmsweise mal nicht in der Global Tour oder sonst wo auf dem Globus unterwegs, kam heuer gerne wieder mal auf den Maimarkt: Auf der ewigen Siegerliste steht er als Sieger von 2010 sowie von 2017. Schließlich kam Hugo Simon den kurzen Weg aus der nahen Pfalz nach Mannheim: Er ist der erfolgreichste Badenia-Sieger von allen: 1975 auf Lavendel und 1976 auf Flipper, 1991 auf Amaretto, 1994 auf Apricot, 1995 auf E.T. „Fighting Hugo“, wie alle ihn nannten zu seiner aktiven Zeit, hat seine Karriere beendet – allerdings nicht öffentlich sondern quasi so leise nebenbei.
Und noch etwas zur Mannheimer Geschichte: Nur ein einziges Mal seit 1964, nämlich im Corona-Jahr 2020, musste der Klassiker ausfallen. Ansonsten immer dabei: Peter Hofmann, der 1964 als „Schleifenbub“ begann und längst an der Spitze seines heimischen Reitervereins steht, ebenso an der Spitze des Maimarktturniers. In einer Zeit, da mehr und mehr Agenturen die Organisation der großen Events übernehmen, ist das Familiäre auf dem 1985 erbauten Mühlfeld das Markenzeichen!
Wie gesagt, ohne Peter Hofmann geht in Mannheim gar nichts. Und an manch anderem Ort auch nicht: Der Mann hat eine soziale Ader, engagiert sich nicht nur beim Para-Sport für die Behinderten, sondern sonst auch. Zugleich ist er Vorsitzender des Springausschusses, Mitglied in den Gremien von FN und DOKR. Leider hielt ihn sein Turnier davon ab, in Dresden mitzusprechen, wo es gestern und heute um den Finanzskandal in Warendorf ging. Wenn Sie mich fragen, wer eigentlich das Format besäße, die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen – da fällt mir spontan Peter Hofmann ein.
Und diese Kleinigkeit zum Schluss: Als es 1997 der Springreiter-EM entgegenging, ein Höhepunkt in der Karriere von Peter Hofmann als Ausrichter, schlug ich ihm vor, doch mal ehemalige Europameister einzuladen. Hoffmann griff die Idee auf, sorgte flugs für einen Sponsor – dann kamen die Legenden, etwa Nelson Pessoa und John Whitaker, aber auch Hofmanns Freund Sönke Sönksen. Und die Italienerin Julia Serventi, viele Jahre zuvor Europameisterin bei den Damen, weinte darüber, dass sie ausgerechnet nach Deutschland eingeladen worden war.
Später folgt mein aktueller Blog über den Ausgang der Badenia von heute. Und noch allerhand Notizen mehr.
Grüße von der Insel Sylt an alle, die mich irgendwie suchen sollten.