Unsere deutschen Springreiter gehen mit einer gemischten Bilanz aus diesem für sie so wichtigen Wochenende: Marcus Ehning triumphiert in der katarischen Hauptstadt Doha im Großen Preis, gewinnt auf Stargold im Stechen 135 000 Euro. In Göteborg geht das 14. und letzte Weltcupspringen der Saison 2022/23 an den Franzosen Marc Delasser auf Arioto du Greves. Daniel Deusser, Gerrit Nieberg, Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Marcus Ehning haben die Tickets zum Finale in den USA aus eigener Kraft erritten.
Zunächst nach Göteborg.Ein schwieriger Parcours sei das gewesen, sagte der 45-jährige Marc Delasser aus Orne kurz nach seinem Sieg vor ausverkauftem Haus im Scandinavium. Er freue sich sehr über diesen Erfolg – sein großes sportliches Ziel seien natürlich die Olympischen Spiele im nächsten Jahr in Paris. Der schnellste fehlerlose Ritt im Stechen brachte dem Profireiter und seinen Besitzern immerhin rund 62 000 Euro Siegprämie. Pius Schwizer, mit allen Wassern gewaschen, steuerte seinen Vancouver de Lanlore, ebenfalls aus der französischen Zucht wie das Siegerpferd, fehlerfrei auf Platz zwei. Prämie bei 49 000 Euro.
Der Däne Lars Bak Andersen rettete auf der Holsteiner Stute Ethene die Ehre der Skandinavier und belegte Platz drei, 37 000 Euro. Nur die ersten drei hatten das schwere Stechen fehlerfrei bewältigt. Bester deutscher Reiter an diesem eher schwachen Nachmittag war Philipp Schulze Tophoff mit Clemens de la Lande auf Rang zwölf, dem letzten im Geld von 6000 Euro. Marcell Marschall vom Bodensee auf Coolio belegte Platz 24, Marco Kutscher auf Aventador wurde 31 von 36 Startern. Kein Grund, sich zu grämen: Weltmeister Henrik von Eckermann und sein Toppferd King Edward schafften es nach zwei Abwürfen auch nur auf Rang 18.
Der spannende Blick auf die Punkteliste nach den 14 Qualifikationen der Saison 2022/23: Henrik von Eckermann hat 102 Punkte auf seinem Konto, dahinter Julien Epaillard mit 92 und Daniel Deusser mit 81; letzterer verbrachte dieses Wochenende übrigens beim Dauerturnier in Wellington/Florida. Auf den folgenden Rängen liegen Harry Charles (69), Kevin Staut (63), Geritt Nieberg (56), Edouard Schmitz (52), Andreas Schou (51), Jur Vrieling (48) und die junge Schwedin Wilma Hellström. Das sind die führenden zehn.
Bundestrainer Otto Becker, der sich „fünf bis sechs Leute im Finale“ gewünscht hatte, mag nicht vollauf zufrieden sein, denn es werden – Stand heute – nur vier sein: Janne Friederike Meyer-Zimmermann mit 43 Zählern auf Rang 14, ihr großes Vorbild Marcus Ehning mit ebenfalls 43 Zählern auf Rang 15. Nicht geschafft haben es Richard Vogel, der Sieger von Stuttgart, der mit 37 Punkten auf Rang 21 folgt, Hansi Dreher ist mit 34 Punkten auf Platz 24 abgerutscht. Bekanntlich ziehen die ersten 18 ins Finale ein. Damit Vogel nachrückt, müssten Yuri Mansur, Harrie Smolders und Marlon Zanotelli verzichten. Das erscheint mir aktuell sehr unwahrscheinlich. Alles in allem haben 159 Aktive an den Weltcupspringen teilgenommen, 85 von ihnen haben gepunktet.
Kein Zweifel, an diesem Abend macht der Blick nach Doha aus deutscher Sicht deutlich mehr Spaß. Marcus Ehning demonstrierte gestern im Stechen um den Großen Preis, dotiert mit 410 000 Euro, einmal mehr seine überragende Reitkunst. 41,74 Sekunden auf dem riesigen Geläuf – der Franzose Simon Delestre auf Dexter Fontenis Z brauchte für die selbe Strecke 42,03 Sekunden. Prämie 82 000 Euro. Ebenfalls fehlerfrei auf Platz drei der Japaner Mike Kawai auf dem 17-jährigen Franzosen Saxo de la Cour, 44,89 Sekunden, 43 000 Euro. Nur diese drei ohne Abwurf.
Philipp Weishaupt war auf Coby in 40,89 Sekunden am Ziel, vergab den Sieg jedoch durch einen „Klotz“. Sein Chef Ludger Beerbaum wurde auf Mila 13., bekam noch 4100 Euro. Hansi Dreher mit Elysium am Ende auf Platz 16, knapp vor Geritt Nieberg auf seinem Aachen-Sieger Ben. Christian Ahlmann hatte auf Mandato bereits den Einzug in den zweiten Umlauf verpasst.
Wie geht’s weiter? Am nächsten Wochenende, exakt vom 2. bis 4. März, startet in Doha die neue Saison auf der Global Champions Tour. Alle namhaften Reiter*innen, die bereits dort sind, nehmen daran teil. Klar, dass Weltmeister Henrik von Eckermann ebenfalls anreist. Denken wir auch daran, dass es für die Dressurreiter vom 9. bis 12. März in Herzogenbosch ihre elfte und letzte „Quali“ zum Finale in Omaha geben wird. Kurz und knapp: der nächste Frühling kommt bestimmt!