Hopp Schwitz! Was für ein großer Tag für die weltberühmte Reiterfamilie Fuchs. In der fast ausverkauften Messehalle von Leipzig zeigte der 29-jährige Martin Fuchs, dass er zu den besten Springreitern der Welt gehört. Heute hat er der eidgenössischen Reiterhistorie ein weiteres Kapital hinzugefügt. Dickes Kompliment! Harrie Smolders aus den Niederlanden fiel mit Monacao auf den zweiten Rang zurück, überraschend Dritter wurde der Schwede Jens Fredricson, der Bruder des Topreiters Peder Fredricson, auf Markan. David Will und sein C Vier erkämpften sich Rang sechs – ein versöhnlicher Abschluss das Quintett von Otto Becker.

Der Sport schreibt die schönsten Geschichten selbst: 2001 siegte der stets kämpferisch reitende Markus Fuchs aus der Schweiz auf Thinkas Boy im ausverkauften Scandinavium von Göteborg. Ein toller Erfolg. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, holte sein Neffe Martin, der Sohn von Markus‘ Bruder Thomas, den Pott in die Eidgenossenschaft. Dazwischen liegen für die Schweiz: 2007 der Erfolg von Beat Mändli auf Ideo du Thot in Las Vegas, dazu die drei Cupsiege von Steve Guderdat 2015, 2016 und 2019. Steve war in Leipzig als Titelverteidiger angetreten, musste am Ende aber mit Rang elf zufrieden sein. Sein Victorio Des Frotards ließ sich nicht in jedem Augenblick der fünf schweren Parcours perfekt lenken.

Martin Fuchs‘ erste Stellungnahme: „Ich habe hier in Leipzig ganz bewusst zwei Pferde eingesetzt, zweimal meinen Chaplin, einmal The Sinner. Heute hat mir Chaplin den Sieg gerettet, denn an einen Sprung bin ich ziemlich schlecht hingekommen. Leipzig war ein tolles Turnier – wir Reiter sind wirklich sehr froh, dass nach zwei Jahren der Pandemie wieder Zuschauer kommen dürfen.“ Der Cupsieg brachte Martin Fuchs eine Prämie von 172 000 Euro. Harrie Smolders bekam 131 ooo, Jens Fredricson als dritter bekam mehr als 78 000 Euro.

Bundestrainer Otto Becker wies am Ende noch einmal auf die Ausgangslage hin: „Wir hatten hier vier Debütanten am Start, die sich weiter beweisen müssten, restlos zufrieden können wir aber nicht sein.“  David Will hat sich mit seinem C Vier den sechsten Rang verdient, taktisch gut geritten. Der beste Deutsche. Markus Ehning hat nach zwei Abwürfen im heutigen Finale aufgegeben. Eigentlich wollte er ja mit Stargold antreten, musste aber letze Woche die Pferde wechseln.

Gerrit Nieberg konnte im Finale nicht restlos überzeugen, fiel von Rang fünf auf Rang 13 zurück. Philipp Schulze Tophoff mit Concordess musste ebenfalls allerhand Lehrgeld zahlen im anspruchsvollen Finale – Rang 17 für ihn. Christian Kukuk aus dem Stall Beerbaum wurde mit seinem Checker 19., fand in Leipzig nicht zu seiner Form. Zu den Gewinnern der Finalwoche gehörte übrigens einmal mehr Frank Rothenberger, international hoch geschätzter Parcoursdesigner. Seine Aufgaben passten auch in Leipzig ganz genau, alle Reiter, auch die schwächeren, kamen heil ins Ziel. Am Ende hatte das Cupfinal 2022 auch seinen verdienten Sieger.

Der Kampf der Kontinente zwischen den USA und Europa endete heute einmal mehr zugunsten der Europäer, denn im letzten, entscheidenden Parcours glückte dem führenden McLain Ward die notwendige Nullrunde nicht. Er musste einen Abwurf hinnehmen, rutschte mit dem Toppferd Contagious aus der Zweibrücker Zucht auf Rang sieben zurück. Seine amerikanischen Teamkameraden vermochten es nicht, ihrem Nationalcoach Robert Ridland ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Alles in allem. Nach aktuellen Zahlen aus Leipzig haben mehr als 80 000 Besucher die vier Weltcupfinals in Springen, Dressur, Gespannfahren und Voltigieren gesehen. Dabei hatte man als Beobacher den Eindruck, es habe sich in Leipzig tatsächlich um fünf lange Tage und vor allem um vier zu lange Abende gehandelt. Prüfungen, die laut Programm erst um halbzwölf Uhr in der Nacht beginnen, überfordern gewiss das Publikum, von den Helfern gar nicht zu reden. Gleichwohl hat Martin Fuchs natürlich recht: Die Leipziger haben ein dickes Kompliment dafür verdient, dass sie sich, geführt von dem versierten Turniermacher Volker Wulff, dieses Großereignis nach den harten Zeiten der Pandemie mit vereinten Kräften gestemmt haben. Grüße nach Leipzig!