Ohne Taktik geht es nicht, Man könnte auch sagen: Nur wer einen schlauen Plan hat, der kann im Spitzensport etwas erreichen. Damit wären wir, ganz aktuell, bei Matthias Rath. Die Weltcupsaison 2023/24 hat er mit seinem Destacado Ende Oktober im polnischen Wroclaw begonnen, dem früheren Breslau. Dort glückte ihm ein Sieg, was 20 Punkte brachte. In Stuttgart verzichtete er auf den Weltcup. Vor einer Stunde musste er in Madrid mit Rang zwei zufrieden sein – ein spanischer Richter machte lieber einen Landsmann zum Sieger.

Tja, mit der Taktik ist das manchmal so eine Sache. Für die German Masters setzte Matthias Rath ganz auf sein EM-Pferd Thiago, den zehnjährigen Oldenburger Hengst vom legendären Totilas. Für die bisherige Karriere dieses spektakulären Pferdes gab’s für Besitzer und Ausbilder vergangenes Wochenende in der Schleyerhalle den Otto-Lörke-Preis. Und der ist, gerade für Matthias Rath, so etwas wie eine familiäre Besonderheit: Denn Otto Lörke (1879 bis 1957) war zeitlebens Zivilist, zugleich jedoch der einflussreichste Dressurausbilder zwischen den Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Fünfziger Jahren wirkte Lörke als Privatlehrer von Liselott Linsenhoff, der Mutter von Matthias Raths Stiefmutter Ann Katrin.

Für Stuttgart hatte Matthias Rath, 2022 Masters-Sieger mit Destacado, auf die Kürtour verzichtet,  konnte sich aber mit Thiago nicht für das Mastersfinale qualifizieren; der Hengst mochte an diesem Samstag nicht so recht mitspielen, legte sich auf die Hand seines Reiters, ging geladen und gespannt. Wirklich schade. Platz 13 reichte nicht aus. Platz drei, vergeben von der Französin Sandrine Trimborn,  half nichts, denn dreimal Platz 14 und einmal Rang zwölf standen dem entgegen. Die Taktik war schiefgegangen.

Gestern nun legte Matthias Rath mit seinem Destacado in der Messehalle von Madrid hauchdünn vor: Mit 1683,5 zu 1679,0 Punkten siegte er im Grand Prix vor Morgan Barbancon mit Sir Donnerhall, bereits 17 Jahre alt, für Frankreich am Start. 13 Pferde im Feld, darunter Beatrice Ferrer-Salat mit der 14-jährigen Elegance auf Rang fünf (1654 Punkte). Das Feld insgesamt recht eng beieinander. Außer Matthias Rath kein deutscher Reiter am Start.

Heute nun ist leider mal wieder der präzise Blick auf das Notentableau einer Weltcupkür vonnöten: Der spanische Richter Mariano Santos Redondo verhalf seinem Landsmann Jose Daniel Martin Dockx auf Malagueno zum Sieg, wertete für ihn mit 76 Prozent in der A-Note den höchsten Wert, in der B-Note waren es 87 Prozent. Mit 81, 500 Prozent lag Redondo am höchsten. Siegnote 80, 870 Prozentpunkte.

Für Matthias Rath punktet derselbe Richter mit 73,250 die niederste A-Note, bei der B-Note nur 82,800 und alles in allem mit 78,025 ebenfalls die niederste Note. Das bedeutete für Matthias am Ende nur 79,720 Prozentpunkte. Für ihn gab’s einmal Platz eins, dreimal Rang zwei und einmal Platz vier. Klingt ein bisschen kompliziert, ist aber ganz einfach. Richter Redondo macht Politik.

Blicken wir kurz nach der Kür von Madrid auf den neuen Punktestand, der vierten von elf Stationen dieses Weltcups: Patrick Kittel führt mit 68 Punkten vor Morgan Barbacon mit 54, Nanna Merrald mit 51, Raphael Netz mit 39 und Matthias Rath mit 37. Frederic Wandres und Isabell Werth, beide jeweils 20 Punkte, liegen auf dem 15. Platz. Die nächste Station ist London Mitte Dezember. Mal schauen, wen  wir dort am Start sehen. Das Weltcupfinale findet im April in Riad statt. Da möchten alle hin, weil sie fest damit rechnen, dass das Preisgeld so hoch sein wird wie noch nie. In einem Finale, soviel wissen wird, nutzt die Taktik rein gar nichts. Da geht’s nur voll zur Sache.