Mit einem Doppelerfolg für „Littie“ Fry und ihren 14-jährigen Rapphengst Everdale ist beim Weltcupturnier im belgischen Mechelen die vorolympische Saison der Dressurreiter zu Ende gegangen. Auf der sechsten von elf Stationen gewann die Britin am Donnerstag den Grand Prix mit 76,152 Prozentpunkten und 4040 Euro Siegprämie. Heute in der Kür glänzte das Paar wie erwartet, bekam 84,750 Prozentpunkte sowie 13 750 Euro für den Sieg.

In Mechelen wie anderswo auch auf der Weltcuptour gab’s zunächst einen Grand Prix zum Einlaufen und Angewöhnen, diesmal mit 18 Pferden, wobei nur 15 in die Kür kommen. Den Favoritensieg vergab die fünfköpfige Jury mit fünfmal Rang eins an „Littie“ Fry nach fehlerfreier Runde mit diesem ausdrucksstarken Hengst aus der niederländischen Zucht. Als Besitzerinnen des Pferdes lesen wir jetzt „Charlotte Fry, Anne van Olst“. Womöglich ist das der Tatsache geschuldet, dass Pferde, die in Paris bei Olympia antreten sollen, ihre Besitzer in dem Land haben müssen, für das ihr Reiter antritt.

Rang zwei im Grand Prix – sehr erfreulich aus deutscher Sicht – Raphael Netz aus dem Turnierstall der Familie Werndl in Aubenhausen mit dem zwölfjährigen Camelot mit 73,152 Prozentpunkten und 3000 Euro Prämie. Auffällig allerdings, dass der belgische Richter Jacques van Daele den Deutschen auf seinem Zettel nur als Siebten sah mit 71 957. Drei seiner Kollegen fanden Rang zwei angemessen, einer Rang vier.

Überhaupt ging die Richterei auch in Mechelen mal wieder ziemlich durcheinander: Thamar Zweistra aus den Niederlanden und ihr Ich Weiss wurden am Ende Sechste (71,761, 1200 Euro), fanden sich allerdings auf dem Zettel der Britin Isobel Wessels nur auf Rang 13 wieder. Für meinen Geschmack geht das zu weit. Damit klar wird, was ich meine: Mir geht’s nicht darum, dass alle Richter immer und überall die gleichen Platzziffern ausweisen. Das wäre ja Unsinn. Aber Abweichungen von fünf Plätzen und mehr müssen doch kritische Fragen auslösen.

Zurück zum Grand Prix: Platz drei für Marlies van Baalen aus der berühmten niederländischen Reiterfamilie mit ihrem elfjährigen Wallach Habibi mit 73,109 Punkten und 1950 Euro Prämie. Bianca Nowag-Aulenbrock auf Quelito wurde mit 70, 108 leider nur elfte. Drei Reiter schafften den Einzug ins Finale nicht: Yassine Rahmouni, Joride Verwimp und Mads Hendeliowitz.

Heute über Mittag also die Kür mit der haushohen Favoritin „Littie“ Fry. Am Ende fünfmal Rang eins durch die Jury. Da gibt’s keine Debatte. Durchaus um den zweiten Platz für die bereits erwähnte Marlies van Baalen und ihren Habibi: 81,160 Prozent und 10 000 Euro Prämie. Der Richterspruch lautete dreimal Platz zwei, einmal Platz vier und einmal Platz fünf. Rang drei für die Belgierin Flore de Winne auf dem neunjährigen Hannoverschen Hengst Flynn FRH mit 80,330 Prozent und 7500 Euro Prämie.

Raphael Netz und sein Camelot, schon in Stuttgart auffällig und in ansteigender Form, belegten Platz vier mit 80,215 Prozent und 5625 Euro Prämie. Bianca Nowag-Aulenbrock und ihr Quelito mussten sich mit Rang 14 und 73,170 Prozent zufrieden geben; Prämie 625 Euro.

Wenn die FEI-geführte Punkteliste für die Qualifikation zum Weltcupfinale im April in Riad vorliegt, dann ergänzte ich diesen Text ganz flott. Das ist bereits jetzt der Fall: 14.09 Uhr.

Nach den ersten sechs Stationen liegt Patrick Kittel weiter an der Spitze mit 68 Zählern, gefolgt von Morgan Barbancon mit 56 und Raphael Netz mit 52. Dahinter auf Rang vier folgen Nanna Merrald, Alexandre Ayache sowie Charlotte Fry und Mathias Rath gleichauf. (Andreas Helgstrand auf Platz 14 spielt bekanntlich keine Rolle mehr.) Isabell Werth und Frederic Wandres liegen gemeinsam mit anderen auf Rang 19 – alle mit 20 Punkten! Kurz und knapp: Noch ist völlig offen, wer am Ende den Sprung ins Finale von Riad schafft. Mitte Januar gibt’s in Basel die nächsten Punkte – ein harter Kampf, denn Jessica und Dalera haben sich angekündigt. Ob „Littie“ wohl auch kommt? Und mit welchem Pferd?

Was das Weltcupfinale in Riad angeht: Vom 16. bis 20. April des kommenden Jahres warten dort 400 000 Euro als Dotierung – so viel wie noch nie bei einem Cupfinale.