So manche Leserin, so mancher Leser fragen sich (und mich), weshalb ich mich so echauffiere, weil man mich bei den Einladungen zum sogenannten Kick Off im Fürstlich Fürstenbergischen Marstall zu Donaueschingen eiskalt übergangen hat? Meine Antwort: Die Gelassenheit, die man mir jetzt nahelegt, sehe ich nahe an der Gleichgültigkeit! Und so weit bin ich noch nicht: Wenn meine kritischen Antennen versagen sollten, wenn ich mich nicht mehr ärgern kann, wenn ich nicht mehr merke, dass es irgendwo unfair zugeht – dann hör‘ ich auf! Dann macht’s keinen Sinn mehr. Und auch keinen Spaß.
Seit Mitte der sechziger Jahre, seit meinen ersten Besuchen der Turniere im Schlosspark, bin ich ein Fan dieser herbstlichen Tage an der Donauquelle. Es war, glaube ich, 1967, als ich mit den Pferden von Reitmeister Robert Schmidtke, meinem Lehrmeister als Bereiterstift, auf die Baar gefahren bin: 27 Stunden, so meine Erinnerung, dauerte die Fahrt im Eisenbahnwaggon von Düsseldorf bis zum Bahnhof Donaueschingen. Schmidtke, damals einer der führenden deutschen Dressurausbilder, ritt erfolgreich; später ging’s weiter nach München zum Turnier auf dem Oktoberfest.
Und heute, so viele Jahre später? Einige der Fragen, die ich beim Kick Off gerne gestellt hätte, stelle ich heute hier auf meinem persönlichen Forum:
Das wievielte Turnier werden wir eigentlich erleben in einem Jahr? 2016 hat man das 60. Turnier gefeiert. Das Turnierprogramm von damals liegt vor mir. 2019, mit dem letzten vollständigen Turnier, also Springen, Dressur und die EM der Viererzüge, also mit der 64. Austragung, endet die Reihe. 2020 musste man absagen wegen Corona. 2021 und 2022 hat Kaspar Funke zwei dreitägige Dressurturniere ausgerichtet, mehr nicht. Jetzt, 2023, hätte er laut Vertrag ein Turnier ausrichten müssen – hat er aber nicht. Wird 2024 das 65. Turnier sein? Lässt man also (was ich richtig fände) die Dressurtage historisch außer acht?
Meine spezielle Neugier: Wer baut die Parcours im nächsten Jahr? Wer werden die Hauptsponsoren sein für die Springen, etwa beim Großen Preis? Aber auch in der Dressur? Wird man bei der Siegerehrung zum Großen Preis das Fürstlich Fürstenbergische Bläsercorps mal wieder hören – mit der Fürstenberghymne? Für mich wär’s die Rückkehr zur Tradition, die sich Erbprinz Christian so wünscht.
Die unvermeidlichen Fragen zum Geld: Wenn ich höre, was man im historischen Park so alles plant, dann geht’s dabei auch um die finanzielle Größenordnung. Was kostet die Umsetzung des in Rede stehenden Konzeptes? Welchen Anteil daran übernimmt die Stadt Donaueschingen? Also der Steuerzahler. Gibt’s im Gemeinderat der Stadt eine politische Mehrheit dafür? Hat sich der Rat bereits mit den konkreten Plänen beschäftigt?
Aktuelle Frage an Erbprinz Cristian zu Fürstenberg: Werden Sie das flotte und heitere Poloturnier, das Sie in guten Zeiten mit dem großen Turnier ausgerichtet haben, 2024 wieder ausrichten? Wer die Historie kennt, der weiß, dass das Verhältnis zwischen dem Ausrichter Kaspar Funke und der Fürstenfamilie eng und freundschaftlich war, seit Jahren aber hat sich die fürstliche Familie beim Reitturnier so gut wie nicht mehr blicken lassen. Erfreulich zu vermerken, dass der Erbprinz und seine Familie den Neubeginn mit Rat und Tat begleiten möchten.
Nur vor diesem Hintergrund ist es überhaupt möglich, den Start in eine neue Ära zu schaffen. Wohlgemerkt: Matthias Rath und seine Schafhof Connects hat immerhin einen Fünf-Jahres-Vertrag unterzeichnet.
Für heute will ich’s damit bewenden lassen. Mancher mag denken, es sei ja noch ein ganzes Jahr Zeit. Falsch! Jeder weiß, wie kurz so ein Jahr ist. Und ich betone es gerne nochmal: Das Interesse am Stichwort Donaueschingen ist enorm. Auch international. Hoffentlich lernen das auch diejenigen noch, die verantwortlich sind für die Medienpolitik auf der Baar.