Wundern Sie sich auch manchmal über das unerschütterliche Selbstvertrauen mancher Leute? Sie machen den größten Bockmist, behaupten aber steif und fest, sie hätten immer recht und seien die Klügsten weit und breit. Eigentlich wollte ich mich dem Modernen Fünfkampf nicht mehr widmen – hier und heute tue ich es dennoch. Die Lage erfordert es.

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) wird von Einzelpersonen und/oder Verbänden angerufen, wenn es ums Ganze geht. Meist geht es um Dopingsünder, die sich zu unrecht verfolgt fühlen. Im aktuellen Fall, entschieden am 7. Juli, ging es um den Modernen Fünfkampf. Wir erinnern uns: Bei den  Spielen vor einem Jahr in Tokio sorgte die Deutsche Annika Schleu mit ihrem hysterischen Auftritt im Parcours der Fünfkämpfer für einen weltweiten Skandal – die Einzelheiten wiederhole ich hier nicht. Am Ende stand der Beschluss, das Reiten 2024 in Paris noch einmal olympisch auszutragen – danach müssen die Fünfkämpfer eine Ersatzdisziplin einführen.

Dem Verband der dänischen Fünfkämpfer gefiel die ganze Richtung nicht. Sie und viele andere Aktive  pochten darauf, das Springreiten auf zugelosten Pferden beizubehalten. Es gehe schließlich um die Idee hinter einer der ältesten olympischen Sportarten. Aber vor dem CAS scheiterten die Dänen jetzt auf der ganzen Linie: Das Gericht betont, dass alle Beschlüsse, das Reiten abzuschaffen und einen Ersatz einzuführen, rechtmäßig und korrekt zustande gekommen sind auf den Grundlagen, die sich der Weltverband der Fünfkämpfer selbst gegeben hat. Dieses Urteil ist endgültig, es gibt keinen juristischen Weg mehr, dagegen vorzugehen.

Ich finde, das Urteil des CAS ist klar und eindeutig. Gut, dass nun fest steht, dass es in zwei Jahren in Paris noch einmal einen Fünfkampf mit Springreiten geben wird. Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätte es diesen faulen Kompromiss aber gar nicht geben dürfen. Wer seinen Sport auf der olympischen Bühne so diskreditiert, der braucht kein Hintertürchen. Im Übrigen zeigt sich bereits jetzt, dass die vernünftigen Fünfkämpfer – solche soll es tatsächlich geben – daran arbeiten, eine neue Disziplin zu kreieren. Kürzlich, bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin, mutierte der Fünfkampf zum Vierkampf. Und Annika Schleu, die bald Mutter wird, sagte mit Unschuldsmiene in die Kamera, wie toll doch der Fünfkampf sei.

Spätestens an dieser Stelle kommt Klaus Schormann mal wieder ins Spiel, ein Lehrer aus Darmstadt, der den Modernen Fünfkampf in Deutschland und der Welt seit gut 30 Jahren nach eigenem Gutdünken steuert und lenkt. Seit 1984 führte er den deutschen Verband, seit 1993 führt er den Weltverband. Ich vermute, er ist weltweit der dienstälteste Verbandsobere. Man hält ihm vor, „intransparent und autokratisch“ zu regieren, man unterstellt ihm, seine Macht auf keinen Fall abgeben zu wollen.

Er selbst wird dieser Tage in verschiedenen Internetforen mit diesem Satz zitiert: „Unser Weltverband hat einen umfassenden und transparenten Prozess durchgeführt, um den Modernen Fünfkampf in eine der beliebtesten, zugänglichsten und  und aufregendsten Sportarten im olympischen Programm zu verwandeln.“ Es gehe in erster Linie darum, „die Zukunft des Fünfkampfes zu sichern und den begehrten olympischen Status zu bewahren“. Klar, der olympische Status gefällt den Funktionären besonders gut, sie sonnen sich im Licht ihrer Athleten und der olympischen Flamme.

Hinter den Kulissen aber werden die Vorwürfe gegen Klaus Schormann immer lauter. So heißt es, Schormann arbeite mit Tricks und Kniffen an seinem Machterhalt, er schrecke auch nicht davor zurück, Statuten und Paragraphen für Neuwahlen nach seinen Vorstellungen zu verdrehen. Nähere Einzelheiten finden sich im Internet etwa unter sportschau.de

Mein Fazit: Ich bin sehr gespannt, ob sich in zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Paris genügend französische Pferdebesitzer finden, die bereit sind, ihre Pferde für die Fünfkämpfer zur Verfügung zu stellen. Wobei zu erwähnen wäre, dass sich deutsche Veranstalter gezwungen sahen, Pferde in Polen zu leihen, weil man in Deutschland nicht bereit war, den Fünfkämpfern Pferde zu überlassen für einen internationalen Wettkampf.

Ich sehe es schlicht und einfach so: Je früher die Fünfkämpfer das Reiten aufgeben und sich auf ein neues Format einstellen und vorbereiten – desto besser. Aber dem steht eines im Wege: Annika Schleu freut sich schon, 2024 in Paris an den Start zu gehen, um dort ihre Laufbahn zu beenden. Sie möchte aller Welt beweisen, welch famose Reiterin sie ist. Dazu fällt mir nichts mehr ein.