Wenn mich nicht alles täuscht, dann hat Andreas Helgstrand vor zwei Wochen in der Schleyerhalle sein letztes Turnier für lange Zeit bestritten. Der dänische Reiterverband jedenfalls hat ihn ab sofort gesperrt – mindestens bis zum 31. Dezember 2024. Die Sanktionen gegen den 46-jährigen Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften reichen allerdings viel weiter. Mir scheint, Andreas Helgstrand gehen die Folgen seiner vor Kurzem durch zwei TV-Beiträge aufgedeckten Verfehlungen durchaus an die Existenz seines international agierenden Unternehmens. Seine Geschäftspartner in der Global Equestrian Group hüllen sich in Schweigen.

Auf der Internetseite des dänischen Reitlehrerverbandes (DR-IF) heißt es in deutscher Übersetzung: „Wir betrachten mit großer Besorgnis das systematische Gewaltreiten, das in den beiden Übertragungen der „Operation X“ dokumentiert wurde und offenbar stattgefunden hat bei Helgstrand Dressage. Wir möchten unser Engagement für die Förderung eines verantwortungsvollen und respektvollen Umgangs  mit Pferden sowie die Aufrechterhaltung hoher Standarts professioneller Korrektheit im Pferdesport hervorheben.

Wir distanzieren uns entschieden von jeglicher Form des gewalttätigen Reitens, das nicht nur unseren eigenen ethischen Richtlinien widerspricht, sondern auch die nötige Rücksicht auf das Wohl der Pferde vermissen lässt. Wir setzen uns dafür ein, dass das Wohlergehen und die Gesundheit des Pferdes immer im Mittelpunkt stehen und das Reiten auf eine Art und Weise praktiziert wird, die das Tier als Partner und nicht als Werkzeug respektiert.

Leider scheint die gezeigte Kultur bei Helgstrand Dressage nicht mit unseren Grundwerten und ethischen Grundsätzen übereinzustimmen. Übermäßig gewalttätiges Reiten und beruflich falsche Praktiken sind in unserem Verein nicht akzeptabel und wir distanzieren uns von jeglicher Form des Missbrauchs des Pferdes als Trainingsmethode.“

Als praktische Folge des durch die RV-Dokumentationen bewiesenen Fälle von rüden Trainingsmethoden hat der dänische Verband der Reitlehrer die dänische FN aufgefordert, Andreas Helgstrand und drei seiner Mitarbeiter aus dem Verband auszuschließen. Außerdem soll Helgstrand seine Zulassung als Ausbildungsbetrieb verlieren; für drei Auszubildende werde man andere Ausbildungsbetriebe suchen. Der Verband ist diesen Forderungen gefolgt. Nicht zuletzt hat der Verband Andreas Helgstrand bei der Disziplinarkommission des Verbandes angezeigt.

Weitere Stellungnahmen von Andreas Helgstrand gibt es bis dato nicht. Allerdings findet sich im Internet folgender Hinweis: Um dem Missbrauch bei der Ausbildung seiner Pferde einen Riegel vorzuschieben, habe er auf seinen Reitanlagen Kameras zur Überwachung anbringen lassen. Also nochmal ganz klar: Kameras zur Überwachung seiner eigenen Mitarbeiter!

Schlicht und ergreifend: Andreas Helgstrand misstraut seinen Leuten! Er wälzt seine eigene  Verantwortung auf sie ab. Vermutlich werden die das nicht hinnehmen und nicht auf sich sitzen lassen – wer noch einen Funken Selbstachtung besitzt, der wird kündigen. Damit kein Missverständnis aufkommt: Der Chef eines Betriebes setzt die Maßstäbe, gibt die Arbeitsmethoden vor. Also müsste Helgstrand, um ein wichtiges Detail zu nennen, die Verwendung von Schlaufzügeln verbieten, ebenso Methoden wie die seit Jahren verpönte Rollkur! Für den fairen und sachgerechten Umgang mit den Pferden ist – jedenfalls für mich – nur ein einziger verantwortlich: Andreas Helgstrand.

Bis dato ist offen und unklar, welche Strategie er nun verfolgt. Die wesentlichen Verfehlungen hat er ja eingeräumt. Ob ihn das vor noch härteren Strafen schützt, bleibt abzuwarten. Ich vermute, dass die Causa Helgstrand vor Gericht kommen wird. Dass er bestraft wird über das hinaus, was bis jetzt bekannt ist, scheint mir unausweichlich. Ohne schwere wirtschaftliche Folgen wird das für ihn nicht ausgehen. Die ganze Sache kann sehr wohl das Aus für seine Betriebe in ihrer heutigen Form und Größe bedeuten. Sein Geschäftspartner Patrick Kittel hat sich distanziert, von den anderen Partnern ist nichts zu hören.