Am Freitag, den 26. Juli, geht’s los mit der Eröffnungsparade per Schiff auf der Seine. Am Sonntag, 11. August, beschließt die Schlussfeier im Olympiastadion diese Olympischen Spiele. Die Spannung steigt, die Nervosität natürlich auch. Von Warendorf aus haben Monica Theodorescu, Otto Becker und Peter Thomsen aktuelle Stichworte im Blick auf die Reiterspiele vor dem Schloss von Versailles genannt. Der Tenor lautet: Wir sind optimistisch und realistisch zugleich! Erklärtes Ziel: Drei bis fünf Medaillen! 

Monica Theodorescu wird mit folgenden Worten zitiert: „Wir haben einen sehr ausgewogenen Olympiakader. Das wird jetzt interessant bei den individuellen Vorbereitungsturnieren und natürlich den offiziellen Sichtungen in Balve und in Aachen. Das wird eine sehr spannende Angelegenheit.“ Der Grand Prix zum Auftakt zählt übrigens nicht für die späteren Medaillen, sondern „nur“ als Qualifikation für die Teamwertung (Grand Prix Spezial) und die Einzelwertung (Kür). Auch die Startreihenfolge in der Mannschaftsdressur geht über das Resultat im Grand Prix.

Nochmal die Bundestrainerin: „Generell hoffe ich darauf, dass unser Dressursport in Paris eine positive Wahrnehmung gewinnen kann. Im Moment gibt es ja hier und da sehr kritische Stimmen, die auch teilweise nicht unberechtigt sind. Ich hoffe, dass wir uns sehr positiv darstellen können. In den letzten Monaten und Jahren ist das von unserer Seite eigentlich recht gut gelungen. Aber wir müssen dranbleiben, weiterhin gutes Reiten zeigen, schönes Reiten zeigen und gute Leistungen. Natürlich sind Olympische Spiele für uns unwahrscheinlich wichtig, um in der Sportwelt wahrgenommen zu werden.“

Otto Becker bleibt sich auch hundert Tage vor den Spielen treu: „Mit dem Wegfall des Streichresultats und der Reduzierung von vier auf drei Reiter pro Team bin ich nach wie vor unzufrieden. Immerhin fangen wir diesjahr wieder mit der Teamwertung an, danach die Einzelwertung. Das ist sehr wichtig für unsere Teambildung. Wer gut reitet im Team, der kann sich auch im Einzel präsentieren. Alles muss glatt gehen, kein Ritt darf danebengehen. Wir wollen vor allem fairen Sport abliefern, wir haben eine hohe Verantwortung gegenüber unseren Pferden. Unser Ziel ist: Erst eine Teammedaille, alles andere wäre eine schöne Zugabe. “

Diese Teamwertung beginnt mit einer Qualifikation am ersten Tag für die Springreiter. Qualifiziert für den weiteren Weg sind nur die besten zehn der zugelassenen zwanzig Equipen. Im eigentlichen Teamspringen um die Medaillen geht es wieder bei null los. Bei Gleichstand gibt’s ein Stechen um die Medaillen. Nach zwei Tagen Pause für Reiter und Pferde folgt die Einzelkonkurrenz: 75 Paare sind zugelassen, nurmehr 30 fürs Finale.

Peter Thomsen, erstmals als Bundestrainer bei Olympischen Spielen, sagte dieser Tage: „Ich hoffe, dass die Saison so läuft, dass es den Selektoren möglichst schwerfällt, die besten drei herauszufinden. Denn es gilt zu bedenken, dass das Erreichen unsere sportlichen Ziele von vielen Faktoren abhängt. Ganz am Ende müssen wir die richtigen Reithosen anhaben.“ Das heißt, ohne das Quäntchen Glück gibt’s keinen Erfolg.

Die olympische Vielseitigkeit beginnt am Eröffnungstag der Spiele mit der Verfassungsprüfung. Die Dressur läuft nach einer verkürzten Aufgabe, sodass alle Paare an einem Tag starten können. Zur Entscheidung um die Medaillen stehen zwei Springen auf dem Programm: eines für die Teamwertung, eines für die Einzelwertung.

Kurz und knapp: Es stimmt, was Monica Theodorescu sagt: Diese Spiele von Paris werden eine Bewährungsprobe für den weltweiten Dressursport. Für dieses Image ist es letztlich nicht entscheidend, welche Aktiven die Medaillen gewinnen. Wichtig ist der Gesamteindruck. Und dazu braucht’s eine gesunde Portion von Selbstvertrauen! Es wäre wirklich fatal, würden sich die Dressurreiter den Schneid abkaufen lassen von einer Menschenmenge, die ihre Handys hochhält, um Bilder zu schießen von Pferden, deren Vorderlinien für kurze Momente in der Bewegung hinter der Senkrechten liegen.

Und noch etwas: Dieser Tage tauchen im Internet bereits wieder die furchtbaren Fotos der sogenannten Modernen Fünfkämpfer auf, die sich vor drei Jahren in Tokio um Kopf und Kragen geheult und geschimpft haben. Zum letzten Male dürfen sie bei Olympia einen Parcours mit richtigen Pferden angehen. In Los Angeles 2028 müssen sie über einen fest konstruierten Hinderniskurs rennen, robben und turnen. Nix mehr Reiten. Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätte man das Reiten bereits diesjahr in Paris streichen können.