Auf dem Rathaus in Donaueschingen hat man kein Interesse daran, sich mit Kaspar Funkes Escon-Marketing juristisch zu streiten. Man sei zwar verärgert, so heißt es von dort, dass Funke sich weigere, seinen Vertrag zu erfüllen und heuer das 66. Turnier auszurichten. Man wolle gleichwohl vermeiden, dass ein Rechtsstreit das international gute Image des Traditionsturniers belaste oder gar beschädige.

Andreas Haller, der Geschäftsführer der Reitturniere GmbH und zugleich der Leiter der Abteilung Tourismus und Marketing der Stadt, schreibt mir: „Natürlich wäre es durchaus im Interesse der Stadt und der Reitturnier GmbH gewesen, nach drei entbehrungsreichen Jahren wieder ein hochkarätiges Reitturnier im Schlosspark zu haben. Nach unserer Auffassung wären die Voraussetzungen hierfür rundum gegeben gewesen. Weitere Events, die 2023 in Donaueschingen stattfinden, wie zum Beispiel das DonauquellFest oder die Deutschen Radmeisterschaften, zeigen auch, dass es absolut möglich ist, Großveranstaltungen wieder im gewohnten Rahmen und ohne nennenswerte Einschränkungen durchzuführen.

Wir kamen nach umfassender Prüfung jedoch zu dem Ergebnis, dass es nicht zielführend ist, hier etwas erzwingen zu wollen, und dass eine Premium-Veranstaltung nach unseren Vorstellungen, mit entsprechender Qualität und Strahlkraft, in dieser Konstellation nicht mehr realistisch erscheint. Daher halten wir es auch im Hinblick auf das Image der Veranstaltung eher für zuträglich, im kommenden Jahr unter anderen Vorzeichen den Neustart zu vollziehen und von weiteren (rechtlichen) Schritten zur diesjährigen Veranstaltung abzusehen.“

Mein Fazit: Aus der Sicht des Rathauses, der Reitturnier GmbH, des Gemeinderates sowie des Reitervereins Schwenningen, der aus historischen Gründen zum Kreis der Ausrichter und Träger des ehemaligen Prinz Kari zu Fürstenberg- und heutigen Fürst Joachim zu Fürstenberg-Gedächtnisturniers gehört, ist die Argumentation vernünftig. Das Ansehen des Turniers im alten Schlosspark hat in den vergangenen Jahren genug gelitten – nicht allein wegen Corona und seinen Begleiterscheinungen. Die Gemeinsamkeiten zwischen Kaspar Funke und den Trägern des Turniers auf der Baar waren aufgebraucht.

Erfreulich für die „Baaremer“, wie man die Leute dieses Landstrichs zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb nennt, war das enorme Interesse prominenter und renommierter Reiter und Sportagenturen, die Nachfolge von Escon-Marketing anzutreten, besser noch: einem er traditionsreichsten Turniere Europas ein neues Konzept zu geben und darum herum neue positive Atmosphäre zu schaffen. Offenkundig ist man in Donaueschingen wieder dazu bereit, den Spitzensport in Springen, Dressur und Gespannfahren in den Mittelpunkt des Turniers zu stellen.

Nach der Springreiter-EM von 2003 war man von dieser klugen sportpolitischen Linie leider abgewichen: Einerseits war man stolz, ein solches Championat und andere Topevents ausrichten zu dürfen, andererseits aber krittelte man damals im Rathaus und im Gemeinderat an den hohen Kosten dafür herum. Heute, nach 17 Jahren, möchte man mit dem vom ehemaligen OB Torsten Frei (CDU) 2006 geholten Kaspar Funke nichts mehr wissen. Blickt man zurück auf diese Jahre, so zeigt sich, dass Donaueschingen und der internationale Spitzensport zusammengehören, denn Reit- und Fahrturniere, bei denen der Breitensport dominiert, gibt es in Baden und in Württemberg genug, selbst jetzt, nach den wirklich harten Zeiten der Pandemie.