…aber ohne Erfahrung ist alles nix! Diese uralte Volksweisheit ist für mich an diesem sonnigen Sonntagmorgen die kurze Zusammenfassung des Nationenpreises von Ocala/Florida in der vergangenen Nacht. Ausgerechnet Schweden und Briten erreichten den zweiten Umlauf nicht. Otto Beckers Team, die Sieger von Abu Dhabi, mussten sich – ziemlich enttäuscht – mit Rang fünf zufrieden geben. Der Sieg ging an die Iren vor den Schweizern und den gastgebenden Amerikanern.

Am Ende dieses wirklich spannenden und auch hochklassigen Springens über zwei schwere Runden analysierte Otto Becker gegenüber der Kollegin Corinna Philipps von www.spring-reiter.de die Lage kühl und sachlich: „Nach unserem Erfolg von Abu Dhabi hatten wir uns für heute mehr versprochen. Nun sind wir doch enttäuscht. Aber ohne Nullrunden reicht es eben nicht zu mehr! Glückwunsch an die Iren!“

In dem mit 700 000 Euro dotierten zweiten Wettkampf der neu formierten „Longines League of Nations“ kassierten die von Michael Blake geführten Iren die Siegprämie von 230 000 Euro. Sie hatten am Ende nur 5 Strafpunkte auf ihrem Konto, insgesamt aber vier Nullrunden. Die Eidgenossen taten das, was ich im Vorfeld schon erwartet hatte: Volle Konzentration, zwei Doppelnuller durch Steve Guerdat und Martin Fuchs. Chapeau! Prämie 150 000 Euro. Am Ende acht Punkte. Ein schöner Erfolg auch für ihren neuen Equipenchef Peter van der Waaij.

Auch die vom Alt-Internationalen Robert Ridland geführten Amerikaner spielten ihre Erfahrung aus, die kaum zu toppen ist: Laura Kraut (58) lieferte auf der 14-jährigen Hannoverschen Stute Baloutinue zwei fehlerfreie Parcours, Kent Farrington (43) und McLain Ward (48) jeweils eine Nullrunde. Unterm Strich 12 Punkte, Prämie 110 000 Euro.

In Abu Dhabi noch auf der Tribüne in der zweiten Runde – heute Nacht belegten die Niederländer nach fünf Nullrunden Platz vier, nachdem ausgerechnet Willem Greve, der Sieger im Grand Slam von Herzogenbosch, mit seinem Highway in der entscheidenden zweiten Runde drei Abwürfe hinnehmen musste. Platzprämie 70 000 Euro. Vergessen wir an dieser Stelle nicht: Im zweiten Umlauf dürfen nurmehr drei Paare pro Nation antreten, das Streichergebnis gibt es nicht mehr.

Rang fünf also und 42 000 Euro für unser deutsches Quartett. Unterm Strich leider nur zwei fehlerfreie Parcours durch David Will zum Auftakt und Richard Vogel in Runde zwei. 20 Strafpunkte waren am Ende leider zu viel auf einmal: Will hatte auf Prints in Runde zwei leider zwei Abwürfe, die dann voll zu Buche schlugen. Christian Kukuk auf Checker jeweils einen. Andre Thieme und seine Chakaria mussten zum zweiten Durchgang nicht mehr antreten, hinterher ist man immer schlauer.

Die weitere Platzierung: Rang sechs für die Brasilianer mit Rodrigo Pessoa, der auf seinem Mister Tom mit acht und fünf Punkten leider nicht überzeugen konnte. Prämie 31 000 Euro, gefolgt von den Belgiern, die mit Platz sechs natürlich auch nicht zufrieden sein konnten. Prämie 21 000 Euro. Niels Bruynseels auf Delux vermasselte mit 21 Strafpunkten in der zweiten Runde die Tour.

Was mich besonders erstaunt: Die Franzosen, seit Jahren stark geführt vom Niederländer Henk Nooren, erlebten ein Desaster, wurden eliminiert, nachdem Kevin Staut auf Beau de Laubry Z in Runde zwei ausscheiden musste. Da reichte ein einziger „Nuller“ von Domin Delestre nicht weiter. Trostprämie 17 000 Euro. Die nicht nur für mich hoch favorisierten Schweden schafften die zweite Runde auch nicht, weil Petronella Andersson in Runde eins eiminiert wurde. Ähnlich erging es den Briten, denen eine Nullrunde von Ben Maher nicht ausreichte.

Alles in allem. Die dritte Runde des neuen Nationscups findet Ende Mai/Anfang Juni auf dem Gründenmoos in St. Gallen statt, die vierte Runde vom 20. bis 23. Juni in Rotterdam. Das Finale läuft wie immer im September in Barcelona, wo nur die besten acht Teams teilnehmen dürfen.

Den aktuellen Punktestand nach Ocala gibt’s leider noch nicht. Deshalb hab‘ ich mir die kleine Mühe gemacht und den Zwischenstand nach zwei Runden selbst ausgerechnet: 1. Irland mit 190 Punkten, 2. Deutschland (160), 3. Schweiz (150), 4. USA und Niederlande (je 135), 6. Brasilien (125), 7. Schweden (120), 8. Belgien, Frankreich und Großbritannien (je 85).

Alle Angaben wie immer ohne Gewähr!