Kommendes Wochenende gibt’s in Florida den zweiten von vier Teilen der neuen „Longines League of Nations“. Es gehört schon allerhand Konzentration dazu, will man den Überblick nicht verlieren. Und wer möchte das schon! Deshalb hier und heute die nüchternen Fakten: Die neue „Longines League of Nations“, früher mal als FEI Nationscup geführt, mit bis zu einem Dutzend Stationen pro Saison – diese attraktive Serie ist, wie häufig berichtet und analysiert, auf nurmehr vier Stationen geschrumpft. Seine Macher meinen damit „gesundgeschrumpft“. Ich bleib‘ da gerne noch ein „bissle“ skeptisch, wie der Schwabe sagt.   

Mitte Februar in Abu Dhabi. Bundestrainer Otto Becker führt sein Quartett aus Christian Ahlmann, Christian Kukuk, Jörne Sprehe und David Will zum Sieg bei der Premiere, Vor Irland, Schweden, Brasilien und der Schweiz. Zehn Teams durften teilnehmen. Dotierung 700 000 Euro, davon 230 000 Euro für das siegende Team. 150 000 Euro für Platz zwei, 110 000 Euro für Rang drei.

Am Wochenende in Ocala/Florida bleibt der Rahmen gleich: Wieder 700 000 Euro Dotierung, wieder 230 000 Euro für die Gewinner. Das gilt auch für die zwei nächsten Stationen in St. Gallen (30. Mai/2. Juni) und Rotterdam (20. bis 23. Juni). Beim Finale, traditionell in Barcelona, winken Anfang Oktober rund 1,6 Millionen Euro an Preisgeld.

Schaut man auf die Besetzungsliste in Ocala, dann ahnt man, welche Bedeutung die führenden Teams gerade dieser Station beimessen: Irland, USA, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Schweden und Brasilien bieten ihre besten Leute auf. Im ersten Umlauf gelten die bewährten alten Regeln, nämlich vier Reiter-Pferd-Paare und das Streichresultat. Im zweiten Umlauf dann dürfen nur noch drei Aktive pro Team antreten – alle Fehler zählen. Der Ire Alan Wade baut die Parcours, Erste Runde am Sonntag, 16.30 Uhr, die zweite um 19.30 Uhr Ortszeit. Zwischen uns und Florida liegen fünf Stunden Unterschied.

Otto Becker, so hört man, ist in Florida vor Ort. Der Mann weiß genau, warum er sich das antut. Seine Equipe von Abu Dhabi führt mit 100 Punkten vor Irland mit 90 und Schweden mit 80 Zählern. Das heißt, über den Daumen gepeilt: Wer am Sonntag erneut unter den Top-Fünf ins Ziel kommt, der hat die Qualifikation fürs Finale fast schon sicher. Es reiten Christian Kukuk und David Will aus dem Siegerteam von Abu Dhabi, dazu Richard Vogel und Andre Thieme.

Henrik von Eckermann führt die Schweden an, dazu Peder Fredricson, Amanda Landblad und Petronella Andersson. Im Team der Eidgenossen finden wir erwartungsgemäß Steve Guerdat und Martin Fuchs, dazu den erfahrenen Haudegen Pius Schwizer sowie Janika Sprunger, Henriks Ehefrau. Die strebt übrigens einen Platz im Olympiateam der Schweizer an es wäre auf alle Fälle eine tolle Geschichte, wenn das Ehepaar Sprunger/Eckermann bei Olympia in Paris mit von der Partie wäre. Womöglich das einzige Ehepaar der gesamten Spiele, das gegeneinander antritt. Ich drück‘ schon mal die Daumen!

Der US-Coach Robert Ridland, in seiner aktiven Zeit übrigens ein feiner Stilist im Sattel, bietet seine ganz erfahrenen „Jockeys“ auf: Laura Kraut, Kent Farrington und McLain Ward, dazu den aufstrebenden Aaron Vale. Ich hätte es, offen gestanden, sehr gerne gesehen, wenn Jessica Springsteen näher am Olympiateam der USA dran wäre – leider ist das nicht so. Vor drei Jahren in Tokio trug tsie wesentlich dazu bei, dass die USA das Teamsilber holte. Den Weltcup hat sie praktisch sausen lassen. Aber irgendwie scheint bei der sympathischen Tochter von Bruce Springsteen nicht alles rund zu laufen, das die Reiterei angeht. Schade.

Ebenfalls schwer tun sich die Briten: Harry Charles, Ben Maher, Tim Gredley und Jessica Mendoza sollen es richten. In Abu Dhabi blieb den Reitern unter dem Union Jack nur Platz sieben, was 50 Punkte brachte. Die Niederländer haben für Ocala Jur Vrieling, Harrie Smolders, Willem Greve und Maikel van der Vleuten avisiert – in Abu Dhabi mussten sie die zweite Runde von der Tribüne aus beobachten – eine Schmach!

Auch unsere Nachbarn aus Frankreich mussten auf der ersten Station in der Wüste mit Platz neun eine Blamage hinnehmen, nur magere 40 Punkte, jetzt sollen es Olivier Perreau, Olivier Robert, Kevin Staut und Simon Delestre richten. Epaillard und Anquetin, die siegreichen Stars vom Hermes-Grand-Prix, sollen sich bzw. ihre Pferde zuhause schonen.

Apropos McLain Ward: Sein treuer Contagius trug ihn letzten Sonntag in Wellington/Florida zum Sieg im mit 215 000 Dollar dotierten Großen Preis, Siegprämie 71 000 Dollar. Platz zwei für Nicola Philippaerts auf Derby, Prämie 43 000 Dollar. Rang drei für die erfahrene Lucy Davis im Sattel des uns allen wohlbekannten Ben – Aachen-Sieger unter Gerrit Nieberg. Prämie 32 250 Dollar. Richard Vogel wurde 17., Rene Tebbel gab auf. Es ist halt, salopp gesagt, sauschwer, den Anschluss an die Weltspitze wieder zu schaffen, wenn man sein Toppferd (gewiss aus verständlichen rund) verkauft hat.