Das Rätselraten ist vorbei, jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Marcus Ehning, Andre Thieme, Jana Wargers und Philipp Weishaupt – diese vier vertreten Deutschland bei der Springreiter-EM in Mailand. Gerrit Nieberg startet als Einzelreiter. Erste Reserve bildet Christian Kukuk. Statt der von ihm selbst angekündigten sogenannten Longlist haben der Bundestrainer und der Springausschuss des DOKR doch gleich mal Nägel mit Köpfen gemacht. Damit weiß jeder, woran er ist. Gut so.
Mit meinem mutigen Rätselraten von der vergangenen Woche darf ich einigermaßen zufrieden sein: Marcus Ehning mit Stargold und Jana Wargers mit Limbridge hatte ich richtig auf meinem Zettel. Doch das vorherzusagen, war nun wirklich nicht sonderlich schwer. Auch mein Tipp, dass Gerrit Nieberg mit seinem Ben einen EM-Start verdient habe, war richtig – dass es für alle Teams in Mailand die Chance gibt, einen Einzelreiter zu nominieren, wusste ich schlichtweg nicht.
Die Nominierung von Andre Thieme mit seiner Chakaria hat mich angesichts der letzten Resultate etwas überrascht. Zugegeben, Andre Thieme ist der Titelverteidiger, hat mit seiner Chakaria vor zwei Jahren in Riesenbeck überrascht und überzeugt, hat in diesem Frühjahr den Großen Preis von Rom auf der Piazza di Siena gewonnen. Ebenso überrascht bin ich über die Nominierung von Philipp Weishaupt mit Zineday. Viele andere wahrscheinlich auch. Gleichwohl, seine Erfahrung aus vielen Jahren im ganz großen Sport spricht für Philipp. Dass sein Stallkollege Christian Kukuk mit seinem Mumbai die Reserverolle übernehmen muss, tut mir für ihn leid, denn bei ihrer Heim-EM vor zwei Jahren haben diese beiden eine sehr gute Figur gemacht; auch die Ergebnisse dieser Saison können sich sehr wohl sehen lassen.
Die weiteren Reservisten in alphabetischer Reihenfolge: Daniel Deusser mit Killer Queen, Hansi Dreher mit Elysium, Richard Vogel mit Cepano Baloubet und Jana Wargers mit Dorette. Die zweite Nominierung von Jana erschließt sich mir nicht ganz: Dürfte sie zur Not als Team- wie als Einzelreiterin starten? Ja wohl kaum. Es wäre hilfreich, wenn man von höherer Stelle einen fachlichen Aufschluss über dieses Detail bekommen könnte.
Aufschlussreich immerhin ist die Tatsache, dass Otto Becker und der Springausschuss den Olympiakader „aktualisiert“ haben, wie es aus Warendorf offiziell heißt: Christian Ahlmann, Daniel Deusser, Hans-Dieter Dreher, Marcus Ehning, Christian Kukuk, Gerrit Nieberg, Andre Thieme, Jana Wargers, Philipp Weishaupt und Richard Vogel. Der sogenannte Perspektivkader besteht aus Katrin Eckermann, Janne-Friederike Meyer-Zimmermann, Mario Stevens, Maurice Tebbel und David Will.
Beim ersten Blick fällt auf: Christian Ahlmann zählt zwar weiterhin zum Olympiakader, aber so richtig rechnet Otto Becker wohl nicht mehr mit ihm. Christian richtet seinen Turnierplan nahezu ganz auf die Global Champions Tour aus. Sein Verhältnis zum DOKR in Warendorf ist, wie wir wissen, seit Hongkong 2008 gestört. Ich finde das schade, erinnere mich noch sehr gut an Donaueschingen 2003, wo Christian mit Cöster den EM-Titel holte. (Ach, übrigens: Vergangenes Wochenende wäre im Schlosspark an der Donauquelle das letzte Turnier der Ära Kaspar Funke gewesen – wenn, ja wenn Funke die Donaueschinger nach 17 Jahren nicht im Regen hätte stehen lassen.)
Die EM in Mailand geht vom 29. August bis zum 3. September. Bis dahin ist ja noch etwas Zeit. Wie die genaue Vorbereitung des EM-Quintetts abläuft, werden wir sehen. Womöglich bekommen die Pferde zunächst mal etwas Ruhe und Pause, bevor es in gut vier Wochen zur EM geht. Dass unsere Springreiter nach ihrem Platz fünf bei der WM in Herning 2022 bereits für Olympia in Paris qualifiziert sind, nimmt den Druck aus dem Kessel. Eine EM-Medaille für die Mannschaft und eine Medaille in der Einzelwertung wären schon schön!
Vergessen wir bei alledem nicht, dass übers Jahr in Paris pro Nation nur drei(!) Aktive antreten dürfen. Für mich ist das nach wie vor ein leidiges Thema. Für die Aktiven übrigens auch, wie man vor Wochen in der Soers immer wieder hören konnte. Gottseidank geht’s bei der EM nach den bewährten alten Regeln, also mit Streichresultat im Preis der Nationen.