Viel Zeit bleibt nicht mehr. Vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 finden in Paris die Olympischen Spiele statt. Die Reitwettbewerbe laufen rund um das weltberühmte Schloss von Versailles. Jetzt, kurz vor dem Jahresende, haben die Disziplinausschüsse des DOKR die Olympiakader für Springen, Dressur und Vielseitigkeit neu aufgestellt und bekanntgemacht. Dabei gibt es durchaus einige Überraschungen. Lesen Sie selbst…
Mit dem Springen fangen wir an – in alphabetischer Reihenfolge: Hansi Dreher mit Elysium, Marcus Ehning mit Stargold und Coolio, Christian Kukuk mit Mumbai, Just be Gentle und Checker, Andres Thieme mit Chakaria, Richard Vogel mit Cepano Baloubet und United Touch, Jana Wargers mit Limbridge und Dorette, Philipp Weishaupt mit Zineday.
Hansi Dreher, der Südbadener von der Schweizer Grenze, hat die Nominierung mehr als verdient. Seine Ritte beim Finale um den Nationscup in Barcelona waren vom Feinsten. Alles in allem war dieses Jahr 2023 seine erfolgreichste Saison auf höchstem Niveau. Marcus Ehning, der Altmeister, stellt mit Stargold den Aachen-Sieger und mit Coolio den Sieger im Weltcupspringen von Madrid, um nur diese beiden Erfolge zu nennen. Christian Kukuk und Richard Vogel haben ebenfalls in Barcelona überzeugt. Jana Wargers desgleichen. Sie reitet zuverlässig, schont ihren Limbridge unter der Order des Bundestrainers. Philipp Weishaupt ist neuer Vizeeuropameister – das kommentiert sich selbst.
Was sich auch selbst kommentiert, ist dies: Christian Ahlmann und Daniel Deusser sind in den „Perspektivkader/erfolgsorientiert“ abgerutscht. Das Prädikat „erfolgsorientiert“ irritiert mich doch ein wenig – gibt’s in den neuformierten Kadern irgend jemanden, der nicht erfolgsorientiert ist? Wie heißt es so schön: An ihren Worten sollt ihr sie erkennen? Also nochmal: Christian Ahlmann interessiert fast nur noch die Global Tour. Daniel Deussers Pferde mangelt es an der Kontinuität. Gerrit Nieberg hat eine durchwachsene Saison hinter sich. Sehr gut unterwegs sind David Will, Katrin Eckermann, Mario Stevens, Jörne Sprehe und Philipp Schulze Topphoff, die mit in diesem Perspektivkader stehen.
Zur Dressur: Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, Ingrid Klimke mit Franziskus, Matthias Rath mit Destacado und Thiago, Sönke Rothenberger mit Fendi und Matchball, Frederic Wandres mit Bluetooth und Duke of Britain, Benjamin Werndl mit Famoso und Isabell Werth mit Quantaz und Emilio.
Dass Isabells Emilio mit aufgeführt ist, wundert mich etwas, denn sie hat – zuletzt nochmal in Stuttgart – deutlich gesagt, dass der Braune Ende es Jahres aus dem Sport geht; für Paris kommt er nicht mehr in Frage. Ingrid Klimke ist nominiert mit Franziskus, obschon wir dieses Paar seit einiger Zeit nicht mehr auf dem Viereck gesehen haben. Gut zu hören, dass Benjamin Werndl mit seinem Furioso, Vierter der WM von Herning, wieder auf einem guten Weg nach oben ist. In einem Olympiakader, der so schmal ist wie dieser, brauchen wir jedes Pferd! Wirklich schade, dass Dorothee Schneider mit ihrer enormen Erfahrung „nur“ im Perspektivkader vertreten ist.
Zur Vielseitigkeit: Nicolai Aldinger mit Timmo, Sandra Auffarth mit Viamant du Matz, Calvin Böckmann mit Phantom of the Opera, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch, Michael Jung mit fischerChipmunk und Kilcandra Ocean Power, Julia Krajewski mit Cantraie und Nickel, Jerome Robine mit Black Ica und Christoph Wahler mit Carjatan und D-Accord. Wirklich schade, dass „Mandi“, Julias Olympiasiegerin von Tokio, wegen ihres Hufproblems womöglich gar nicht mehr in den Sport zurückkehren kann. Präzise Auskünfte dazu gibt es nicht. Bemerkenswert ist auch, dass der Name Ingrid Klimke in den Kadern nicht mehr auftaucht. Ihre Karriere in der großen Vielseitigkeit scheint beendet.
Alles in allem. Auf dem Papier klingt die sogenannte Papierform ja durchaus positiv. Wenn da nur nicht die leidige Praxis wäre. Für Paris, wir erinnern uns schmerzlich, bilden lediglich drei Paare ein Team, das so wichtige Streichresultat ist ja leider der olympischen Optik geopfert worden – ausgerechnet von Leuten, die oft und gerne besonderen Wert legen auf den Tierschutz. Für mich ist das nach wie vor eine fatale Fehlentscheidung! Und ich sehe mich mit dieser Meinung in allerbester Gesellschaft.
Bleibt also nur zu hoffen, dass alle Pferde fit und gesund bleiben, ihre „Jockeys“ natürlich auch. Hoffentlich verletzt sich nicht wieder jemand beim Gassigehen mit dem Hund. Je mehr Kopfzerbrechen sich die Bundestrainer und ihre Gremien bei der endgültigen Nominierung machen müssen, desto besser. Allerdings war man von Alters her stets froh und glücklich, überhaupt mit wenigen gesunden Pferden zu olympischen Spielen fahren zu können. Das wird 2024 kein Deut anders sein. Wetten, dass…?