In Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, beginnen morgen die Weltcupfinals  in Dressur (das 37.) und im Springen (das 44.). Den Finalisten winken 2,6 Millionen Euro an Preisgeldern – eine Rekordsumme. Auf dem Viereck starten 17 Aktive aus zwölf Nationen, im Parcours 34 Aktive aus 18 Ländern. Rekordhalterin ist Isabell Werth in ihrem 25. Finale – fünfmal siegte sie. Favorit im Springen ist Titelverteidiger Henrik von Eckermann mit seinem King Edward. Führende Journalisten habe die Medien zum Boykott der Cupfinals aufgerufen.

Jan Tönjes, der Chefredakteur des in Hamburg erscheinenden Fachmagazins „St. Georg“, hat ganz aktuell angekündigt, sein Blatt werde „keine ausführliche Berichterstattung aus Riad“ liefern. Der geschätzte Kollege Tönjes ist zugleich der Vorsitzende der weltweit aktiven „International Allianz of Equestrian Journalists“, kurz IEAJ. Der Australier Christopher Hector, Chefredakteur des dort erscheinenden „The Horse Magazine“ und Vertreter der IAEJ in Australien, ruft dieser Tage aus den selben Gründen wie Tönjes zur zurückhaltenden Berichterstattung, ja quasi zum Boykott auf.

Ihre Begründung ist nicht neu – bekannt aus vielen anderen Nationen und Sportverbänden, insbesondere aber auch von diversen Medien, das heißt von Zeitungen, dem Internet und den verschiedenen hippologischen Fachdiensten und Bloggern. Sie alle kritisieren – zurecht, wie ich meine – die desolate Lage der Menschenrechte in Saudi Arabien, die mangelnde Pressefreiheit, die drakonischen Strafen gegen Andersdenkende bis hin zur Todesstrafe. Zugleich verweisen sie auf vielerlei Fälle von Tierquälerei – nicht nur im Zusammenhang mit dem Distanzreiten.

Meine Sicht der Dinge: Ich bin seit vielen Jahren Mitglied der IAEJ. Und ich erkläre mich solidarisch mit den genannten Kollegen und ihrer kritischen Haltung gegenüber Saudi-Arabien als Veranstalter internationaler Sportereignisse.

Ich finde, viele Aktive, nicht nur aus dem Lager der Reiterei, machen es sich zu einfach: Angesichts von lockenden Rekordsummen loben sie ausdrücklich die unbestreitbare Qualität der Wettkampfstätten, stellen derlei Äußerlichkeiten in den Vordergrund und verweisen darauf, dass es in Sachen Menschenrechte ja Fortschritte gegeben habe in den letzten Jahren.

Das ist mir zu wenig: Der Kollege Jan Tönjes weist zurecht darauf hin, dass im vergangenen Jahr in Saudi-Arabien 81 Todesurteile vollstreckt worden sind. Und er verweist zurecht auf den bis heute nicht aufgeklärten und vor Gericht gebrachten Auftragsmord an dem Journalisten Kashoggi hin.

Schließlich dies: Ich habe mich von vornherein nicht um eine Akkreditierung für die Weltcupfinals in Riad beworben. Und ich habe das auch nicht vor, wenn es im November in Riad um die Playoffs als Schlusspunkt der Global Champions Tour geht. Für mich geht es in dieser Frage nicht allein um wohlfeile Ansichten, die jedem freigestellt sind, sondern mir geht es um meine innere Haltung. Ich finde es peinlich, wie unser Weltverband FEI die Ausrichter der Finals in Riad bejubelt. Nein, der Zweck heiligt die Mittel nicht!

Ich bin in den kommenden Tagen mit kritischen Blogs zur Stelle. So wie man es von mir gewohnt ist und hoffentlich auch von mir erwartet.