In der ewigen Stadt jubeln die deutschen Schlachtenbummler – in Plau am See knallen die Sektkorken! Andre Thieme, der amtierende Europameister, und seine 13-jährige Fuchsstute Chakaria haben den mit 500 000 Euro dotierten Großen Preis von Rom auf der Piazza di Siena, dem schönsten Turnierplatz der Welt, gewonnen. Siegprämie 125 000 Euro. Eine Stimme des 48-jährigen aus dem Osten gibt es noch nicht. Aber jeder und jede können sich denken, was jetzt in Andre Thieme vor sich geht. Chapeau!
Heute ist durchaus ein historischer Tag für unsere Springreiterei: Andre Thieme ist erst der neunte deutsche Sieger in diesem prestigeträchtigen Wettkampf, der seit 1926 ausgetragen wird. Vor zwei Jahren stand dort David Will ganz vorne mit seinem „C Vier“, den er einige Zeit später unter, wie ich finde, nicht ganz fairen Umständen abgeben musste. Wer diesen Klassiker des Weltsports für sich entscheidet, der hat seinen Sonderplatz in den Annalen sicher. Schaut man ganz genau auf die Karriere des sympathischen Mannes aus Mecklenburg-Vorpommern so zeigt sich: Es ist sein bisher größter Erfolg in einem Einzelspringen.
Platz zwei und 100 000 Euro gehen an den Schweden Jens Fredricson auf seinem schwedischen Wallach Markan Cosmopolit – Jens ist der Bruder des Mannschafts-Weltmeisters und -Olympiasiegers Peder Fredricson. Rang drei belegt der hierzulande nur wenig bekannte Brasilianer Stephan de Freitas Barcha auf der zwölfjährigen Stute Chevaux Primavera Montana, Preisgeld 75 000 Euro. Dahinter der Brite Tim Gredley auf Medoc (50 000 Euro) und der Niederländer Jur Vrieling auf Long John Silver (35 000 Euro).
Kleiner Wermutstropfen aus deutscher Sicht: Außer dem strahlenden Sieger schaffte es keiner unserer Reiter in die Platzierung. Richard Vogel und sein United Touch kamen auf Rang 15, Jörne Sprehe und ihr Hot Easy wurden 20, Jana Wargers und ihr Limbridge wurden 33. Daniel Deusser, der auf seiner Killer Queen gar 16 Strafpunkte hinnehmen musste, belegte nur Rang 40 im Feld der 50 Konkurrenten. Daniel tut sich am Beginn dieser vorolympischen Saison offenkundig schwer in die Erfolgsspur zu finden.
Dieser von Rolex gesponserte Grand Prix von Rom zählt übrigens nicht zum Grand Slam, ebenfalls gesponsert von Rolex. Es war heute der 90. Große Preis auf der Piazza di Siena, die die Italiener wegen ihrer Athmosphäre als „Amphitheater“ bezeichnen. Wobei darauf hinzuweisen wäre, dass das italienische Turnier Nummer eins in seiner offiziellen Bezeichnung den Namen der Reiterlegenden „Master d’Inzeo“ trägt. Raimondo und Piero, ich hab’s vor Kurzem angedeutet, waren zwei Brüder, die in den Uniformen der Carabinieri in den fünfziger und sechziger Jahren an der Weltspitze ritten und Maßstäbe setzten.
Piero beispielsweise gewann zwischen 1962 und 1973 fünfmal diesen Grand Prix. Der Franzose Frederic Cottier siegte dreimal 1980, 1982 und 1984. Franke Sloothaak dominierte zweimal mit Joly Coeur, 1995 und 1996. Aber nur sechs Amazonen blieben siegreich: Anne Kursinski 1983, die Amerikanerin, die ihre US-Equipe vorgestern in Dänemark zum Sieg im EEF-Nationenpreis führte. Danach auch ihre Landsfrauen Margie Goldstein-Engle und Chiara Bronfman, die Australierin Vicky Roykroft, Helena Weinberg mit Just Malone 1987 sowie die Französin Eugenie Angot 2004.
Zum guten Schluss und nicht zu vergessen: In der Trophy des italienischen Textilkonzerns Loro Piana gab’s einen schönen deutschen Doppelsieg durch Richard Vogel auf Cepano Baloubet (27 500 Euro) und Jana Wargers auf Dorette (22 000 Euro).