Das olympische Jahr 2024 beginnt aus deutscher Sicht mit einem Paukenschlag: Lars Nieberg und Hendrik Snoek haben den 13-jährigen Westfalen Ben, den Aachen-Sieger von 2022, an die US-Amazone Lucy Davis verkauft. Die 30-Jährige gewann 2016 in Rio Silber mit der US-Equipe. Sein Reiter Gerrit Nieberg schreibt im Internet, der Verkauf sei ihnen dreien nicht leichtgefallen. Was er nicht schreibt, ist dies: Das Angebot lag wohl im siebenstelligen Bereich. Man habe es aus Vernunft nicht ablehnen können. Schweren Herzens trenne man sich jetzt von seinem Ben. Ich geh‘ mal davon aus, dass Lucy Davis versuchen wird, mit Ben ins Olympiateam der USA zu kommen.

Es ist noch nicht allzu lange her, da hat Bundestrainer Otto Becker eine leichte Andeutung gemacht: Man müsse realistischer Weise davon ausgehen, dass ein weiteres Spitzenpferd aus der ersten deutschen Reihe alsbald verkauft werde. Näheres nannte Otto damals nicht. Nun also Ben, der in den vergangenen Jahren nicht nur den Großen Preis in der Soers gewann, sondern auch starke Auftritte und Platzierungen im Weltcup aufzuweisen hat, ebenso im Rolex-Grand-Slam und vieles mehr. Wäre es nach Gerrits Vater Lars Nieberg gegangen, hätte sein Sohn wohl noch öfters für Deutschland geritten. Übrigens: Auf der Internetseite der FN werden Gerrit und Ben noch immer als Mitglieder des Perspektivkaders geführt. Schade, dass die beiden nun keine Perspektive mehr miteinander haben.

Wer etwas zu Schreiben vor sich hat, dazu am besten einen Kalender, der sollte jetzt ganz genau hinschauen: Die Olympischen Spiele in Paris gehen von Freitag, 26. Juli, bis zum Sonntag, 11. August. Die Weltcupfinals in Dressur und Springen 2024 laufen von Sonntag, 14., bis Samstag 20. April, bekanntlich in Riad. Genau dort findet Mitte November auch das Finale der Global Champions Tour statt; die vergangenen Jahre war Prag der Schauplatz. (Für alle Reiter*innen, die etwas übrig haben für den Fußball: Die EM beginnt am 14. Juni und endet am 14. Juli. Das kann man sich besonders leicht merken.)

Also kurz und knapp: Jegliches Reiten an der Weltspitze steht heuer unter dem Eindruck der olympische Spiele. Daran führt kein Weg vorbei. Schauplatz sämtlicher Wettkämpfe ist das weltberühmte Schloss von Versailles und sein riesiger Park. (Reiten unterm Eiffelturm wird es nicht geben.) Wer genau  teilnehmen darf, ist noch völlig offen, nicht nur bei uns in Deutschland. Die kommenden Wochen und Monate werden besonders spannend. Bitte nicht vergessen: Jedes Team besteht lediglich aus drei Reitern und Pferden. Jeder Ritt zählt.

Schauen wir zum Jahresauftakt auf die aktuellen Weltranglisten: Im Springen führt nach wie vor Henrik von Eckermann vor Ben Maher und Kent Farrington. Richard Vogel hat als bester Deutscher Platz zehn erkämpft. Chapeau! Auf Rang 21 folgt Christian Kukuk, auf 26 Hansi Dreher. Auf den Plätzen 32 und folgende sehen wir Jana Wargers, Marcus Ehning, Daniel Deusser und David Will, auf 37 liegt Christian Ahlmann und auf Platz 50 Philipp Weishaupt.

Bei den Dressurreitern sieht es am Beginn des olympischen Jahres so aus: Jessica von Bredow-Werndl führt weiterhin vor Charlotte Dujardin und Littie Fry. Dahinter folgen Nanna Merrald, Isabell Werth, Patrick Kittel, Frederic Wandres, Therese Nielshagen, Carl Hester und Carina Krüth. Andreas Helgstrand auf elf brauchen wir nicht mehr zu beachten. Dafür aber Matthias Rath, Raphael Netz und Dorothee Schneider auf 18. 19 und 20. Sönke Rothenberger folgt auf Rang 26, Bianca Nowag-Aulenbrock auf 29 und Katharina Hemmer auf  33.

Kommende Woche gastiert der internationale Turnierzirkus übrigens in der St. Jacobs-Halle zu Basel. Dort finden im Frühjahr 2025 die Weltcupfinals in Dressur und Springen statt.