Drei Wochen ist es erst her: Zum Saisonschluss der Global Champions Tour in Riad sagte Ludger Beerbaum: „Ich könnte stolzer nicht sein!“ Seine Jockeys Philipp Weishaupt und Cristian Kukuk siegten im GCL-Teamspringen. Preisgeld zwei Millionen Euro! Vergangenen Sonntag gewann sein Trio mit Weishaupt, Kukuk und dem Iren Eoin McMahon das Super-Finale des Teamspringens. Preisgeld 2,5 Millionen Euro. Beerbaum sagte: „Ich finde keine Worte! Diese Jungs sind einzigartig!“

Aber nicht nur das Trio aus Riesenbeck und ihr Chef sind einzigartig – die von Jan Tops 2006 erdachte und auf den Weg gebrachte Global Champions Tour ist ebenfalls einzigartig. Tops Wahlspruch lautet: „Für die Besten nur das Beste!“ Damit sind beileibe nicht nur die äußeren Bedingungen der Turniere rund um den Globus gemeint, sondern vor allen die Dotierungen der einzelnen Stationen. In der Saison 2023, die jetzt zu Ende geht, wurden 16 Stationen ausgerichtet, Preisgeld um die 36 Millionen Euro, das Fiale von Prag nicht mitgerechnet!

Im Schnitt erhält jeder dieser Gewinner rund 100 000 Euro sowie das Recht, am Superfinale von Prag teilzunehmen. Vergangenes Wochenende machten Jan Tops und die tschechische Milliardärsfamilie Kellner in der dortigen O2-Arena mit einem Fassungsvermögen beim Reiten von 13 000 Zuschauern das bis dato höchstdotierte Turnier der modernen Sportgeschichte seit 1896. Preisgeld, wie gesagt, mehr als elf Millionen Euro!

Woher genau diese Gelder stammen, wird mir nicht ganz klar. Die Regeln erscheinen ziemlich kompliziert. Leider besteht keine Übersetzung ins Deutsche, um sozusagen das Kleingedruckte präzise zu verstehen. Wenn ich es recht sehe, dann geht es, was das Teamspringen anbelangt, etwa so: Die Teamchefs aller 16 Mannschaften geben, jeder von ihnen, am Saisonbeginn zwei Millionen Euro in den gemeinsamen Topf. Hinzu kommen Sponsorengelder vom Schweizer Uhrenweltkonzern Swatch mit seiner Marke Longines. Vermutlich steuert auch die Familie Kellner allerhand bei. Es heißt, auch die Saudis seien unter den Geldgebern, aber das kann ich nur ohne Gewähr berichten.

Diese Teamchefs wiederum, eine, von der ich es sicher weiß, war mal oder ist noch Athina Onassis. Ich vermute, dass auch Madeleine Winter-Schulze so ein Team finanziert, wahrscheinlich „Riesenbeck International“. Wenn es also wie vergangenen Sonntag in Prag um’s Finale geht, haben die Teams die Chance, ihren Teamchefs einige Millionen Euro quasi zurückzugewinnen. Es erinnert mich ein wenig an unser altes Kinderspiel „Die Reise nach Jerusalem“. Wer einen Stuhl ergattert, darf sich glücklich schätzen, aber wer leer ausgeht, der mag sich grämen, weil er in unserem Fall viel Geld verloren hat.

Zunächst einmal konnte man vergangenen Samstag am späten Abend via Eurosport den Super Grand Prix verfolgen. Nur 16 Teilnehmer, wie erwähnt die Sieger aus den 16 Stationen. Preisgeld: 1,26 Millionen Euro. Julien Epaillard, der 45-jährige Franzose, der seit Jahren dafür plädiert, den Pferden die Hufeisen abzunehmen, weil dies besser für sie sei, gewinnt auf der zehnjährigen Stute Dubai de Cedre, Preisgeld: 300 000 Euro! Henrik von Eckermann bleibt mit seinem King Edward hinter der Siegerzeit zurück, tröstet sich, strahlend lachend, gerne mit 250 000 Euro. Dritter Platz für Max Kühner auf Up Too Jacco Blue von Chacco Blue, dazu 200 000 Euro.

Die komplette Reihe erspare ich mir, mache weiter auf Rang sieben mit der besten deutschen Reiterin dieses Superspringens: Katrin Eckermann auf Cala Mandia, Preisgeld 43 750 Euro. Für Christian Kukuk mit Cemal auf Platz neun waren noch 31 250 Euro bereitgelegt; Christian Ahlmann auf Mandato blieben 18 750 Euro für Rang 13; David Will auf My Prins bekam für Platz 15 immerhin 12 500 Euro.

Gestern also, am Sonntag, vor ausverkauftem Haus mit 13 000 Zuschauern, das Super Cup Final der Champions League, also das Teamspringen. Die Sieger, machen wir’s kurz: Riesenbeck Internatioal mit Weishaupt, Kukuk und McMahon, die vier Nullrunden lieferten, nur zwei Abwürfe von Christian Kukuk. Mila , Checker und Zineday waren prächtig in Form. Siegprämie: 2,5 Millionen Euro!

Die Beerbaum-Equipe hatte am Ende 8 Punkte in 210,36 Sekunden. Mit 8 Punkten und 213,94 Sekunden musste das Team Valkenswaard United mit Rang zwei zufrieden sein; Preisgeld 1,5 Millionen. Im Team ritten Marcus Ehning, John Whitaker und Gilles Thomas. Eine Million Euro bekamen die „Paris Panthers“ mit Gregory Wathelet, Harrie Smolders und Ben Maher. 750 000 Euro gingen an die „Prag Lions“ mit Peter Devos, Fernando Sommer und Niels Bruynseels. Für die „St. Tropez Pirates mit Marlon Zanotelli, Gerrit Nieberg und Simon Delestre blieben 540 000 Euro. Für Rang sechs bekamen die „Madrid in Motion“ als letzte des Sechser-Feldes noch 300 000 Euro: Mark McAuley, Jack Whitaker und Maikel van der Vleuten.

Und wie geht es weiter? Ob’s für die olympische Saison 2024, in welcher der Terminkalender extrem eng und vollgeladen ist, wieder rund 36 Millionen gibt, weiß ich nicht. Fest steht indessen, dass die Verträge zwischcn Jan Tops und den Pragern auslaufen. Wie es aus der Szene heißt, findet das Superfinale in einem Jahr – wo wo wohl statt? Richtig, in Riad.

Übrigens, damit es keine Missverständnisse gibt: Volker Wulff veranstaltet im April das Weltcupfinale in Dressur und Springen- ja wo wohl? In Riad natürlich!

Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Klar ist. Die Saudis, die Katarer und die Emiratis haben es sich in den Kopf gesetzt, nicht nur die Fußball-WM zu holen und den Pferdewport, sondern, koste es, was es wolle, möglichst bald die Olympischen Spiele. Wer sollte sie in diesem Bemühen aufhalten? Keine weiteren Fragen.

Post Scriptum. Ich bin zwar ein Stuttgarter Lokalpatriot, aber nicht so kleinkariert, dass ich das Weltcupturnier am Neckar mit dem Super-Wochenende in Prag vergleiche. Dass es zwischen den beiden Veranstaltern keinerlei Kontakte gibt, finde ich schade, um nicht zu sagen peinlich. Ob die Kollision der Termine anno 2023 vermeidbar gewesen wäre, weiß ich nicht. Stuttgart hat heuer immerhin 53 400 Zuschauer angelockt und ein tolles, gemischtes Programm angeboten. Leider ist Jan Tops nicht bekannt dafür, Kompromisse zu schließen. Er benutzt lieber seine Ellenbogen. Im nächsten Jahr soll das Superturnier eine Woche nach der Schleyerhalle stattfinden, wie gesagt in Riad.