Immer, wenn von der Schleyerhalle in Stuttgart die Rede ist und vom „German Masters“, steigen auf meinem Blog die Klickzahlen. Das zeigt, welches Interesse man in der internationalen Reiterszene diesem Thema beimisst: Wie steht’s aktuell um den Abriss und den Neubau? Kurz und knapp: Am 26. Juli soll der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss fassen über die Finanzierung. Es geht um 350 Millionen Euro – Tendenz steigend. Im Stadtparlament gibt es eine politische Mehrheit für das Projekt.
Eigentlich sollte der städtische Eigenbetrieb „in.Stuttgart“, der die Schleyerhalle und die benachbarte Porsche Arena verwaltet und vermarktet, bereits im Frühjahr eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Erst vor wenigen Tagen ist dies geschehen. Die Gremien des Gemeinderates wurden nicht-öffentlich informiert, doch soviel ist bekannt geworden: Das Bürgermeisteramt und die Ratsverwaltung sind der Ansicht, dass die 1983 eingeweihte Halle am Cannstatter Wasen technisch und baulich veraltet ist und keine Zukunft mehr hat. Eine bloße Sanierung reiche bei weitem nicht aus, um die Arena auf dem internationalen Markt der Events, ob Sport, ob Unterhaltung, konkurrenzfähig zu machen.
Nach aktuellem Stand der Planungen könnte die Arena vom September 2026 an abgerissen und ihr Neubau Anfang 2029 eröffnet werden. (Die Porsche-Arena, Abreitehalle beim German Masters, bleibt in ihrem heutigen Zustand erhalten.) Weil die vorläufige Kostenberechnung über 350 Millionen Euro aus dem Jahr 2021 stammt, gehen alle Beteiligten davon aus, dass neue Berechnungen notwendig sind, die bei rund 400 Millionen Euro liegen dürften. Wenn der Gemeinderat der Landeshauptstadt im kommenden Dezember den Stuttgarter Doppelhaushalt für 2024/25 verabschiedet, sollen belastbare Zahlen vorliegen.
Einigkeit gibt es im Rat darüber, dass die neue Schleyerhalle in der Eigenregie der Stadt gebaut werden soll, nicht durch einen externen Investor. Und klar ist auch, dass das Fassungsvermögen bei rund 19 000 Besuchern liegen soll; gegenwärtig sind es äußerstenfalls 15 500 (ohne Bestuhlung). Beim „German Masters“ sind es lediglich 8500 Zuschauer, weil die Reitbahn soviel Platz benötigt wie bei sonst keinem anderen Event.
Nebenbei bemerkt: Wahrscheinlich wird die Schleyerhalle durch den Neubau ihren Namen verlieren; im Oktober 1977, dem „Deutschen Herbst“, war der damalige Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer von den Terroristen der RAF ermordet worden. Der Daimlerkonzern, zu dessen Vorstand Schleyer gehört hatte, unterstütze seinerzeit den Neubau und erhielt dafür das Namensrecht. Erst vor Kurzem ist Daimler als Sponsor des VfB Stuttgart ausgestiegen, ebenso als Namenssponsor des Daimler-Stadions. Neuer Geldgeber ist der ebenfalls in Stuttgart ansässige Autokonzern Porsche.
Wie von mir mehrfach berichtet, hat Andreas Kroll, der Chef der „in.Stuttgart“, eine Bestandsgarantie für das Stuttgarter Reitturnier abgegeben. Auch während der auf drei Jahre geschätzten Bauzeit werde man das Turnier ausrichten. Nähere Angaben machte er dazu nicht: Alles spricht dafür, dass man in die Messehallen am Flughafen auf den Fildern gehen wird. Dort soll bis 2025 der ICE-Verkehr im Rahmen des Großprojektes Stuttgart 21 anlaufen.