Matthias Alexander Rath redet nicht lange drum herum: „Nach 2015 hatte ich wirklich eine Durststrecke, die bis 2019 angedauert hat. Nun bin ich nach 15 Jahren mal wieder zum German Masters gekommen, habe heute mit meinem Hengst Destacado das Mastersfinale gewinnen können. Stuttgart ist wirklich ein tolles Turnier!“ Wer hätte das gedacht? Rath, der als glückloser Totilas-Reiter in die Annalen eingehen wird, profitierte vom Pech einer Isabell Werth, deren Emilio am Samstag nicht gerade ging.

Und mit seinem nächsten Satz formuliert der 38-Jährige seine Sicht auf die Zukunft: „Paris ist ja erst in eineinhalb Jahren. Mein Fuchs reift seit Jahren stetig eine Stufe höher. Hier hat er zwei sehr gute Runden absolviert, beide gewonnen. Natürlich muss er noch mehr Kraft und Routine gewinnen.  Weshalb ich erst nach 15 Jahren wieder hierher komme: Diesen Herbst hat es einfach gut gepasst. 2007, bei meinem letzten Start, hab‘ ich noch die Nachwuchstour geritten.“

Wer mich kennt, der weiß, dass ich Matthias Rath in der so kritischen Totilaszeit von 2010 bis 2015 ein ums andere Mal hart kritisiert habe. Davon möchte ich auch heute keine Abstriche machen. Das Wort von der zweiten Chance, die jeder verdient hat, kommt einem da in den Sinn. Ich sag‘ nach Matthias‘ Erfolg beim 36. German Masters mal so: Er hat aus der Misere um Totilas offenkundig seine selbstkritischen Lehren und Konsequenzen gezogen, müht sich in der täglichen Arbeit mit seinen Pferden darum, ihrem Talent und ihrer Klasse gerecht zu werden.

Die Erfolge zeigen, dass der 38-Jährige auf dem richtigen Weg ist. Ob er sein Ziel, nämlich Paris 2024 erreicht, steht in den Sternen. Der Sieg beim 36. German Masters ist ein Meilenstein für Matthias Rath. Der sollte ihm Mut und Motivation für die nächsten Jahre geben. Vermutlich wird es keine 15 Jahre mehr dauern, ehe er wieder an den Neckar kommt, um sich hier der Konkurrenz und dem sachkundigen Stuttgarter Publikum zu stellen. Die Leute hier sind nicht nachtragend – sie haben Matthias zurecht mit Ovationen gefeiert.

Der Blick auf die Platzierten zeigt, dass es sich im Mastersfinale 2022 um einen völlig offenen Wettkampf gehandelt hat. Carina Scholz stellte Ihre 13-jährige Oldenburgerin Soiree d’Amour weiter verbessert vor, wurde verdient Zweite vor der Niederländerin Kirsten Brouwer auf Fundation und Jasmin Schaudt, der Frau von Martin Schaudt, auf ihrem Fano. Die stand zum ersten Mal in diesem Finale und sagte so nett: „Ich war mal Martins Groopie. Heute zeigt sich, dass man es mit viel Fleiß soweit bringen kann, hier mitzureiten.“ Hut ab! Dahinter auf fünf Dorothee Schneider mit der zehnjährigen Sister Act. Alle diese Pferde weiter verbessert.

Info www.stuttgart-german-masters.de