Entscheidend is‘ auf’m Platz! Die uralte Weisheit aus der Welt des Fußballs gilt auch für den Sport mit den Pferden. Hoch spannend, ja dramatisch verlief in Omaha/Nebraska das Finale um den Weltcup der Springreiter in der Saison 2022/23. Weltmeister Henrik von Eckermann und sein Toppferd King Edward hatten das bessere Ende für sich, holten erstmals den Titel für Schweden – der Team-Olympiasieger von Tokio und Team-Weltmeister von Herning agierte cool und soverän, als es drauf ankam. Harrie Smoders und die US-Amazone Hunter Holloway belegten die Plätze. Richard Vogel und sein United Touch waren bestes deutsches Paar auf Platz acht.

Fangen wir an mit dem Endergebnis: Henrik von Eckermann (41) bekam heute Nacht unserer Zeit den großen silbernen „Henkelpott“, dazu die stattliche Siegprämie von 172 500 Euro. Für seinen zweiten Rang im Finalspringen gab’s nochmal 32 250 Euro obendrauf. Klar, dass der Meister (fast) aller Klassen mehr als zufrieden war: „Mein Pferd hat einmal mehr seine überragende Klasse bewiesen. Ich bin stolz und dankbar, dieses Pferd aus Schweizer Besitz reiten zu dürfen!“ Der Besitzer ist übrigens Georg Kähny aus dem Südbadischen; die Altgedienten unser uns kennen ihn als erfolgreichen Nachwuchsspringreiter der siebziger Jahre.

Harry Smolders, starker Niederländer seit vielen Jahren, steuerte seinen bewährten 14-jährigen Holsteiner Monaco auf Platz zwei, bekam dafür 131 250 Euro. Für seinen zweiten Platz im Finalspringen gab’s auch für ihn 32 250 Euro dazu. Die Überraschung des Schlusstages: Die 26-jährige US-Amazone Hunter Holloway aus Topeka im Bundesstaat Kansas steuerte ihre Westfalenstute Pepita auf Platz drei, bekam 78 750 Euro, rettete damit die Ehre der Gastgeber, belegte im Finalspringen den Platz sechs (15 000 Euro).

Richard Vogel und sein Stuttgart-Sieger United Touch konnten ihren vierten Rang nach dem Sieg in der zweiten Runde leider nicht verteidigen: 12 Strafpunkte in der ersten Runde des Finalspringens ließen alle Siegträume platzen – am Ende aber bester deutscher Reiter auf Rang acht (37 500 Euro). Janne Friederike Meyer-Zimmermann steuerte ihren Belgier Messi (von Plot Blue mal For Pleasure) auf Rang 15 (7500Euro), war Sechste im Finale (15 000 Euro). Ihr Kommentar, der jetzt, gegen 6 Uhr früh, vorliegt: „Für mich waren diese Tage ein Highlight. Messi hat bewiesen, dass er ein Championatspferd ist. Der eine oder andere Fehler passierte uns, weil ihm noch die Routine fehlt. Überdies war die Halle hier sehr anspruchsvoll: Die Arena ist relativ eng!“

Mein dickes Lob für Richard und Janne: Beide haben das Finale erreicht – ihr Hauptziel. Janne startete leider mit drei Abwürfen, Richard glänzte mit seinem Sieg in Runde zwei. Leider fehlte am Ende die Kontinuität. Aber das ging auch anderen nicht anders: Pius Schwizer, Haudegen der Eidgenossen, hätte den Pott holen können, musste aber auf den letzten Metern mit seinem Franzosen Vancouver zwei Fehler hinnehmen, wurde guter Sechster, bekam 45 000 Euro Prämie, plus 2571,43 Euro für Platz zwölf im Final. Nicht zu vergessen: Denis Lynch und sein Brooklyns Heights (Nabab de Reve mal For Pleasure) siegte im Finale, kassierte 69 000 Euro, rückte vor auf Rang sieben des Finals, bekam weitere 41 250 Euro.

Marcus Ehning und sein zwölfjähriger Priam du Roset (Plot Blue mal Tanael du Serein aus der Schweizer Zucht) endeten auf Rang 21, kamen nicht in die zweite Finalrunde, sein Kommentar: „Das war leider nicht so mein Wochenende. Mein 20. Weltcupfinale hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Gleichwohl bin ich einen wichtigen Schritt weiter gekommen mit ihm. Meine Saisonziele sind Aachen, die EM in  Mailand und die Global Tour.“ Von Daniel Deusser, der das Finale mit Platz drei im Aufgalopp vielversprechend begonnen hatte, in der zweiten Runde nach Problemen in der Dreifachen aber leider aufgeben musste, gibt’s bis dato noch keinen Kommentar.

Zum guten Schluss der Blick auf das Endergebnis: McLain Ward, dem ich die Favoritenrolle zugetraut hatte, blieb weit hinter seinen Erwartungen zurück: Nur Rang 23. Ähnlich erging es dem hoch eingeschätzten Franzosen Julien Eppaillard, nur Platz 18 für ihn. Auf Platz 26 sehen wir Gerrit Nieberg, der frank und frei eingestand, dass er mit seinen Ritten nicht zufrieden sein kann. Immerhin schaffte er mit seinem Blues d’Aveline in der ersten Finalrunde eine gute vier-Fehler-Runde.

Soviel zur frühen Morgenstunde – später mehr. Frohe Ostern aus Stuttgart!